Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Treibt Sie mehr als nur Pragmatismus an?
König Auf jeden Fall. Es ist das Bewusstsein und der Wunsch, gemeinsam etwas zu machen und von der christlichen Botschaft gemeinsam Zeugnis abzulegen. Wir sind gemeinsam für Fremde da. Gleiches gilt bei der Bildung und anderen gesellschaftlichen Themen. Wir sitzen in einem Boot. Nein. Pragmatismus ist es überhaupt nicht.
Sitzen Sie in einem Boot angesichts sinkender Mitgliederzahlen oder weil man sich als Christ wieder stärker positionieren sollte?
Speck Im gemeinsamen Boot sitzen wir von Anfang an. Wir schöpfen aus den gemeinsamen Quellen und sind aus der einen Kirche gewachsen. Wir sind eine Kirche in der Vielfalt. Wir kommen eher wieder zurück zu den gemeinsamen Ursprüngen. Natürlich treiben die aktuellen Entwicklungen den Prozess voran. Die strukturellen Fragen wie sinkende Finanzen oder marode Gebäude spielen natürlich eine Rolle.
König Außerdem hat sich die Gesellschaftsstruktur verändert. Es gibt keine rein katholischen und protestantischen Städte mehr. Wir unterscheiden dort, wo wir leben, nicht mehr, wer katholisch oder evangelisch ist.
Trennt Sie dann nur noch das gemeinsame Abendmahl?
König Was uns hauptsächlich trennt, ist die Kirchenleitung. Die katholische funktioniert hierarchisch von oben nach unten, die protestantische von der Basis aus.
Speck An der Ämterfrage hängt natürlich auch das gemeinsame Abendmahl. Das ist, was uns noch unterscheidet. Aber das tritt in der Praxis eher zurück. Aber schmerzhaft ist es schon.
König Aber wir sind auf dem Weg zur Annäherung. Was in der Konsequenz heißen kann, dass auf dem Marktplatz irgendwann nur noch eine Kirche steht. Es gibt einfach keine gegensätzlichen Standpunkte. Und trotzdem ist es ungeheuer reizvoll, ein Thema von zwei Seiten zu beleuchten. Ökumene erlebe ich immer als Bereicherung.
Speck Wir sind schon in den Jahren, als es den Kirchen noch gut ging, zueinander gerückt. Aus dem gegenseitigen Interesse heraus. Die katholische Liturgie habe ich in Rottenburg zu schätzen gelernt – im Vergleich zur württembergisch-protestantischen, wo es etwas sehr nüchtern zugeht.