Seit Herbst gilt das neue Jagdgesetz. Bei den Jägern sind die Neuerungen immer noch umstritten.

Altkreis - Die Jäger im Altkreis nennen ihn das „Zugpferd“ ihres Leonberger Kreisverbandes. Der Kreisjägermeister Bodo Sigloch hat auch jetzt wieder eine erfolgreiche Hauptversammlung in der Merklinger Festhalle organisiert. Hauptthema war das neue Jagdgesetz, das noch die alte, grün-rote Landesregierung umgesetzt hatte – und das von jetzt an gilt.

 
Herr Sigloch, Sie haben eine erfolgreiche Hauptversammlung der Leonberger Jäger hin sich. 70 Prozent der Mitglieder waren da – davon können andere Vereine nur träumen. Wie kommt das?
Wir als Jäger im Kreis Leonberg sind selbstständig geblieben, auch als der Kreis Leonberg 1972 aufgelöst wurde. Dadurch sind wir in Baden-Württemberg die kleinste Kreisjägervereinigung mit 320 Mitgliedern. Wir kennen uns, da ist ein guter Zusammenhalt. Das ist auch für mich eine Bestätigung. Mich nervt die Arbeit als Vorsitzenden auch manchmal, aber wenn man dann bei der Hauptversammlung so einen tollen Saal sieht, bin ich wieder motiviert.
Umgetrieben hat sie zuletzt das neue Jagdgesetz der grün-roten Landesregierung. Das gilt jetzt seit Herbst 2016. Wie läuft die Umsetzung?
Zwei Sachen haben sich geändert. Wir dürfen nicht mehr füttern – außer wir legen eine Fütterungskonzeption vor. Das ist aber äußerst schwierig. Vögel darf man füttern, das Wild nicht. Wir sagen: Das passt nicht zusammen.
Das heißt: Diesen Winter haben Sie jetzt gar nicht gefüttert?
Diesen Winter war es zwar noch erlaubt. Das Problem beim Fütterverbot ist, dass die Rehe nichts finden, wenn Schnee liegt. Hier in der Gegend ist das nicht so relevant, weil nicht so viel Schnee fällt – aber gehen Sie bloß nach Münklingen auf den Berg, da ist der Schnee schon ganz anders. Da sieht man, dass man nicht alle Regionen Baden-Württembergs über einen Kamm scheren kann – das stört uns an dem Jagdgesetz.
Welche Änderungen gab es noch?
Was wir als schlimmer empfinden, ist das Verbot, Wildschweine im März und April zu jagen. Es wird gesagt, das Schwarzwild braucht da seine Ruhe. Dann wurde es gelockert, jetzt darf man es auf dem Feld jagen – aber im Februar und März geht kein Schwarzwild aufs Feld, da ist auf dem Feld ja nichts zu fressen. Jetzt haben sie es nochmals gelockert, jetzt darf man Schwarzwild bei geschlossener Schneedecke auch im Wald jagen. Wir haben zu viele Wildschweine – da kann man es doch nicht verbieten, sie zu schießen. Auf der anderen Seite müssen wir zahlen, wenn das Wild bei den Bauern Schaden anrichtet.
Gibt es hier in Leonberg und Weil der Stadt auch zu viel Schwarzwild?
Ja. Wir haben es zwar in der letzten Zeit erheblich reduziert. Aber das heißt nicht, dass die Lage besser wird. Letztes Jahr gab es viel Nässe, da sind viele Frischlinge eingegangen, das hat uns sehr geholfen. Aber man darf nicht nachlassen, die Wildschweine vermehren sich schnell.
Bei Ihrer Hauptversammlung war auch der Abgeordnete Bernd Murschel. Wie ist da Ihr Kontakt zur Politik?
Mit dem Herrn Murschel sind wir zwar nicht immer einer Meinung, aber wir gehen immer fair miteinander um. Er hat versprochen, wenn es rauskommt, dass sich die Dinge nicht so entwickeln, wie gedacht, sind sie bereit, zu reden.
Sie machen viele Veranstaltung, vor allem für Kinder. Bei 25 Aktionen haben Sie da 400 Kinder erreicht. Warum ist Ihnen das wichtig?
Es ist erschreckend, wie viele Kinder es gibt, die noch nie im Wald waren. Und die haben keine Ahnung – das ist schlimm. Dafür haben wir unser „Lena“-Projekt, das heißt „Lernort Natur“ mit ausgestopften Tieren und Fellen. Da erklären wir, wie der Wald funktioniert. Und auch, warum der Jäger schießen muss. Der Jäger ist nicht einfach nur der Todbringer, sondern er reguliert den Wald – und schießt deshalb in der Regel das schwache Wild zuerst. So, wie es die Natur früher gemacht hat, es aber nicht mehr funktioniert, deshalb müssen die Jäger hier jetzt eingreifen.