Im Container, im Alten Rathaus, im Jugendhaus, zur Not auch in der Sporthalle: Die Strohgäu-Kommune Hemmingen hat einiges in petto, um Geflüchtete unterzubringen.

Immer mehr Menschen aus der Ukraine kommen nach Deutschland und damit auch ins Strohgäu. Die Geflüchteten unterzubringen, stellt viele Kommunen vor eine Herausforderung. Auch Hemmingen. Die Gemeinde steht zusätzlich vor dem Problem, dass die Flüchtlingsunterkunft in der Hochdorfer Straße – der frühere Gasthof zum Schiff – nach dem Feuer im Februar nun abgerissen wird.

 

Bereits vor dem Ukrainekrieg überlegte die Verwaltung, wo sie künftig Flüchtlinge unterbringt, schließlich muss sie seit Jahren auch Menschen aus anderen Ländern ein Dach über dem Kopf geben. 17 Personen sind es 2022, neun sind schon versorgt. Vor diesem Hintergrund hat die Verwaltung diverse Möglichkeiten zur Unterbringung geprüft – die der Gemeinderat jetzt abgenickt hat. Ein paar mit Bauchgrimmen. Denn sowohl das Jugendhaus als auch eine der Sporthallen kommen infrage, wenn die Not groß wird, weil es zu wenig Plätze gibt. Bis dahin setzt die Gemeinde auf andere Lösungen.

„Ausnahmesituation“ verbunden mit Einschränkungen

30 Flüchtlinge können in eine Container-Anlage ziehen. Die Gemeinde mietet sie für zwei Jahre und lässt sie Anfang Juli auf dem gemeindeeigenen Grundstück Hochdorfer Straße 3 aufstellen. Kosten: rund 400 000 Euro. Auf die Kommune kämen „nicht unerhebliche“ Kosten zu, sagte der Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU). Er sprach von einer „Ausnahmesituation“, verbunden mit Einschränkungen. Weitere 35 Plätze sind möglich in zwei frei werdenden Wohnungen im Besitz der Gemeinde, in einem noch leer stehenden Wohnhaus und in der anderen Flüchtlingsunterkunft.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Viele Menschen melden freie Wohnungen

Bei noch mehr Bedarf bringt die Verwaltung Flüchtlinge im Obergeschoss des Alten Rathauses unter, wo einst der Polizeiposten war. Zehn Personen können am Alten Schulplatz wohnen. Dazu würde eine Küche eingebaut werden. Zum Duschen müssten die Bewohner aber in die Künstlergarderobe in der Bücherei gegenüber gehen. Kritisch sieht vor allem die SPD die mögliche Nutzung des Jugendhauses. Sie lehnt sie ab. „Das Jugendhaus wird bei der Integration eine herausragende Rolle spielen“, begründete Ralf Horwath.

Schlafen statt tanzen

Wo sonst Disco ist, wäre Platz für mindestens 20 Menschen. Der Bürgermeister Schäfer verwies darauf, dass die Gemeinde in dem Fall Sanitärcontainer mieten müsse. Das Jugendhaus habe keine Duschen, die baulich auch nicht so einfach zu installieren wären. „Als Ersatz könnte das Jugendhaus zum Beispiel den Bürgertreff nutzen“, sagte der Rathauschef. Ihm falle es auch nicht leicht, das Jugendhaus im Zweifel umzufunktionieren. „Aber es ist immer noch besser und familiärer als die Sporthalle.“

Konkret zieht die Verwaltung die neue Sporthalle in der Eberdinger Straße 12 auch noch in Betracht. Eine Belegung, so der Bürgermeister, würde den Boden beanspruchen, der ohnehin erneuert werde, der Schulsport sei in der alten Halle. Die Nutzung als Unterkunft wäre der „weitreichendste Schritt“, sagte Thomas Schäfer. Und würde den größten Aufwand bedeuten: Neben einer Rund-um-Verpflegung wäre ein Sicherheitsdienst nötig, der rund um die Uhr vor Ort ist.

Die meisten Flüchtlinge sind privat untergebracht

Der Rathauschef machte mit Blick auf die vorgesehene Verteilung der ukrainischen Flüchtlinge anhand einer Rechnung klar, was Hemmingen erwartet. Von einer Million Menschen, die nach Deutschland flüchten, müsse die Gemeinde 100 Personen aufnehmen. Bis 12. April waren laut Schäfer in Hemmingen 42 Personen aus der Ukraine gemeldet. 38 davon seien derzeit privat untergebracht. Für die privaten Plätze sei er dankbar, doch die meisten dürften ein Angebot auf Zeit sein. Einigen privaten Wohnraum konnte die Gemeinde mittlerweile anmieten oder Flüchtlingen sogar kostenlos überlassen.