Der russische Gouverneur der Stadt Sewastopol teilt mit, dass die Ukraine das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der annektierten Halbinsel Krim angegriffen hat.

Die Ukraine hat am Freitag nach Angaben der russischen Behörden das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der annektierten Krim angegriffen. Durch den Raketenangriff brach im Hauptquartier in Sewastopol ein Feuer aus, ein russischer Soldat galt als vermisst. Wenig später meldeten die Behörden eine "beispiellose" Cyberattacke auf die Internetdienste der Halbinsel.

 

"Das Hauptquartier der Flotte ist bei einem feindlichen Raketenangriff getroffen worden", teilte der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, im Onlinedienst Telegram mit. In der Nähe des Lunatscharski-Theaters seien Raketenteile niedergegangen. Die Rettungsdienste seien vor Ort. Die Feuerwehr ergreife alle Maßnahmen, um das Feuer so schnell wie möglich zu löschen. Laut einem Korrespondenten der russischen Nachrichtenagentur Tass vor Ort lagen Trümmer im Umkreis von mehreren hundert Metern. Zahlreiche Rettungswagen begaben sich zum Angriffsort.

In einer zweiten Mitteilung warnte der Raswoschajew vor einem weiteren "möglichen" Luftangriff und rief die Bewohner der 500.000-Einwohner-Stadt auf, zuhause zu bleiben. "Bitte kommen Sie nicht ins Stadtzentrum. Bleiben Sie in den Gebäuden", erklärte er. Wer sich in der Nähe des Marine-Hauptquartiers befinde, solle sich bei Sirenenalarm in die Schutzräume begeben. Am frühen Nachmittag wurde der Alarm aufgehoben.

Cyber-Angriff richte sich gegen die Internetdienstleister auf der Krim

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, das russische Luftabwehrsystem habe fünf Raketen abgeschossen. Die russische Schwarzmeerflotte ist im Hafen von Sewastopol stationiert. Dort befindet sich eines der Kommandozentren der russischen Offensive gegen die Ukraine. Von dort werden die russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine versorgt und Raketenangriffe ausgeführt.

Der Cyberangriff richte sich gegen die Internetdienstleister auf der Krim, teilte ein Berater des Gouverneurs der Krim am Freitag im Onlinedienst Telegram mit, ohne direkt einen Zusammenhang zwischen den beiden Angriffen herzustellen. "Wir sind dabei, die Internet-Pannen auf der Halbinsel zu beheben," betonte Oleg Kriutschkow.

Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar vergangenen Jahres war die Krim immer wieder Ziel von Angriffen, die sich zuletzt verstärkten. Kiew hat wiederholt betont, die Krim zurückerobern zu wollen, die Russland 2014 annektiert hatte. 

Angriff der ukrainischen Armee auf einen russischen Militärflugplatz

Ukrainische und russische Angriffe auf und am Schwarzen Meer haben zugenommen, seitdem Moskau das Getreideabkommen aufgekündigt hat, das der Ukraine den Transport von Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht hatte.  

Am Donnerstag hatte die ukrainische Armee nach eigenen Angaben einen russischen Militärflugplatz auf der Krim in der Nähe der Stadt Saky angegriffen. Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten sich auf dem Militärflugplatz mindestens ein Dutzend Kriegsflugzeuge und ein Panzer-Raketenabwehrsystem befunden, hieß es aus Kreisen des ukrainischen Geheimdienstes SBU, der an dem "kombinierten Angriff" beteiligt war.

Das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte liegt im Zentrum von Sewastopol in der Nähe von stark besuchten Parks und Museen. Es war bereits am 31. Juli 2022 getroffen worden, sechs Menschen wurden damals verletzt. 

Ukraine drängt auf Lieferung von Raketen mit größerer Reichweite

Kiew hat auch mehrfach die einzige Brücke zwischen der Krim und dem russischen Festland angegriffen und getroffen. Am Freitag teilten russische Behördenvertreter mit, der Verkehr auf der Brücke sei vorübergehend ausgesetzt. Auch der zivile Schiffsverkehr in Sewastopol wurde gestoppt, wie die von Russland eingesetzten Behörden mitteilten, ohne nähere Angaben zu machen. 

Die Ukraine dringt auf eine Lieferung von Raketen mit größerer Reichweite, um entferntere Ziele in russisch kontrollierten Gebieten besser angreifen zu können. Einige westliche Staaten haben sich gegen die Lieferung von Systemen mit größerer Reichweite ausgesprochen, da sie befürchten, dass diese für einen Angriff auf russisches Territorium verwendet werden könnten, was zu einer Eskalation führen könnte. Frankreich und Großbritannien haben Kiew allerdings mit derartigen Waffen ausgestattet.