Der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon lotet in Israel Möglichkeiten für einen Waffenstillstand im umkämpften Gaza aus. Auch US-Außenminister John Kerry hält sich in der Region auf, um zunächst mit Ägypten Einzelheiten abzustimmen

Jerusalem - Nach zwei Wochen israelischer Militäroperation Gaza läuft die internationale Krisendiplomatie auf Hochtouren. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon warb für einen Zwei-Phasen-Vorschlag, den er Israels Premier Benjamin Netanjahu präsentieren wollte. Dieser Plan sieht eine 24-stündige humanitäre Feuerpause vor,   an die sich ein ausgehandelter Waffenstillstand anschließen soll. Auch US-Außenminister John Kerry hielt sich in der Region auf, um zunächst mit Ägypten Einzelheiten abzustimmen. Washington sagte derweil eine finanzielle Soforthilfe von 47 Millionen US-Dollar zu, um die dramatische Versorgungskrise im Gazastreifen zu lindern.

 

Die Kämpfe hielten auch am Dienstag auf beiden Seiten an. Die Zahl palästinensischer Todesopfer stieg auf über 600. Israelische Bodentruppen, verstärkt von Kampfhubschraubern und Marine, griffen am Dienstag mehr als 180 Ziele in Gaza an, allein hundert davon in Schadschaija, einem Viertel im östlichen Teil von Gaza-City. Dort war bei schweren Gefechten am Sonntag die siebenköpfige Besatzung eines leicht gepanzerten Fahrzeuges unter direkten palästinensischen Beschuss geraten. Sechs tote Soldaten konnten inzwischen geborgen und identifiziert werden. Der Siebte, dessen Namen die Armee am Dienstag mit Oron Schaul angab, gilt seit Dienstag offiziell als vermisst.

Ein vermummter Sprecher des bewaffneten Flügels der Hamas hatte bereits Sonntagnacht in einer Fernsehbotschaft erklärt, man habe einen israelischen Soldaten gefangen genommen. Mutmaßlich kam auch er ums Leben. Seine Familie allerdings erklärte, bis zum Beweis des Gegenteils gehe sie nicht von seinem Tod aus. Es wird damit gerechnet, dass die Hamas versuchen wird, im Austausch gegen den vermissten Soldaten palästinensische Gefangene freizupressen.  Seit Beginn der Bodenoffensive sind in Gaza 28 israelische Soldaten ums Leben gekommen.

Ein israelischer Soldat gilt noch als vermisst

Militante in Gaza feuerten derweil erneut Raketensalven nach Israel, allerdings in verringerter Stärke. Ein Geschoss landete in einem leeren Schulhof in Aschdod.

Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas vermochte   bei seinem Treffen mit Khaled Meschal, dem Exil-Chef der Hamas, ein Teil von dessen Einwänden gegen die ägyptische Waffenstillstandsinitiative auszuräumen. Man sei sich einig darin, dass dringend ein Weg gefunden werden müsse, den Krieg Israels in Gaza zu beenden, bestätigten Abbas und Meschal.  

An Ägypten kommt auch die Hamas nicht vorbei, da eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah von Kairo abhängt. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah Sisi hat signalisiert, dazu bereit zu sein, wenn Truppen der gemäßigten Fatah von Abbas die Grenzstelle zwischen dem Sinai und Gaza kontrollierten.

Auch die Flugverbindungen nach Israel werden inzwischen in Mitleidenschaft gezogen. Die US-Luftfahrtbehörde FAA untersagte gestern amerikanischen Fluggesellschaften wegen der Raketengefahr in Israel für 24 Stunden Flüge nach Tel Aviv. Zuvor hatten mehrere große US-Fluggesellschaften mitgeteilt, wegen des Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen Verbindungen nach Israel vorübergehend eingestellt zu haben. Am Abend erklärte auch die Lufthansa-Gruppe, ihre Flüge nach Tel Aviv für zunächst 36 Stunden einzustellen. Betroffen davon sind die Flüge der Lufthansa, Germanwings, Austrian Airlines und Swiss.