2018 gab es im Stadtbezirk Stuttgart-Ost fast 900 solcher Betrugsversuche, nur neun Mal waren die Täter erfolgreich. Allerdings mit enormem Schaden.

S-Ost - Bei einer 79 Jahre alten Frau im Stuttgarter Osten klingelt eines Sonntags das Telefon. Der Mann am anderen Ende der Leitung stellt sich als Polizeibeamter vor und warnt die Frau vor einem geplanten Einbruch. Er rät ihr, ihr Erspartes in Sicherheit zu bringen und bietet ihr an, das Geld für sie zu verwahren. Die Frau lässt sich überzeugen, hinterlegt ihr kleines Vermögen an einer von dem Anrufer genannten Parkbank, drei Tage später bringt sie auch den Rest ihres Bargeldes dorthin. Erst dann schöpft sie Verdacht, wendet sich an die Polizei. Aber zu spät, das Geld, mehrere Zehntausend Euro, ist weg.

 

Zahl der Versuche hat sich vervierfacht

Dieser Fall hat sich erst vor wenigen Tagen im Stadtbezirk Stuttgart-Ost zugetragen und ist längst kein Einzelfall. Laut der in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats vorgestellten Kriminalstatistik für den Stadtbezirk gab es im Jahr 2018 insgesamt 872 Fälle, in denen ein falscher Polizeibeamter auftrat. Das sind knapp 600 Fälle mehr also noch im Jahr 2017. In 863 der 872 Fälle blieb es beim Versuch, neun Mal allerdings waren die Täter dieser Form von Kriminalität, hinter der nach Angaben von Klaus Hermann vom Polizeirevier Ost eine ganze Maschinerie steckt, erfolgreich. Der entstandene Schaden in diesen neun Fällen war allerdings enorm und belief sich 2018 auf mehr als eine halbe Million Euro, Geld, das Menschen sich über ihr ganzes Leben lang mühsam auch als Altersvorsorge erspart hatten, beispielsweise auch, um später einmal einen Platz in einem Wohnstift oder Pflegeheim überhaupt finanzieren zu können.

Auch die „Enkeltrick“-Betrüger haben es auf die Ersparnisse von betagten Menschen abgesehen. Im Jahr 2018 gaben sich die Täter 146 Mal als Enkel aus, ebenso oft wie im Jahr zuvor. 142 Mal blieb es beim Versuch. In nur vier Fällen übergaben die Opfer Geld für den vermeintlich in Not geratenen falschen Enkel. Der dabei entstandene Schaden summierte sich auf 63 000 Euro.

Auflegen und die richtige Polizei anrufen

Die Polizei warnt dringend davor, Anrufern, die sich als Polizeibeamte ausgeben, zu vertrauen. Sie rät, in solchen Fällen aufzulegen und sich an die echte Polizei zu wenden. Dafür sollte man allerdings nicht die Rückruftaste drücken, auch wenn im Display die Nummer 110 auftauche. So lande man nur wieder bei den Betrügern.

Wegen der hohen Fallzahlen und dem dabei entstandenen hohen Schaden verstärkt das Polizeipräsidium Stuttgart seine Präventionsarbeit speziell zum Thema „Senioren als Opfer von Straftaten“. In dieser Woche informieren Beamtinnen und Beamte an mehreren Orten in der Stuttgarter Innenstadt über Möglichkeiten, sich zu schützen. Am Mittwoch, 12. Juni, sind sie von 13.30 bis 16 Uhr am i-Punkt, Königstraße 1A und am Taxi-Stand am Hauptbahnhof anzutreffen. Am Donnerstag, 13. Juni, sind sie ebenfalls von 13.30 bis 16 Uhr am Fahnenrondell am Schlossplatz und am Taxistand an der Planie. Am Freitag, 14. Juni, beantworten sie von 10 bis 12.30 Uhr beim Wochenmarkt in Stuttgart-Ost an der Schönbühlstraße Fragen.