Krise am Immobilienmarkt Neue Hoffnung auf Häuser im Baugebiet

Bis Sommer soll an den Erschließungsarbeiten in Kleinbottwar ein Knopf dran sein. Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt Steinheim versucht im nun schon dritten Anlauf, Plätze im Neubaugebiet in Kleinbottwar zu verkaufen. Besser läuft die Vermarktung in Großbottwar, nur ein Gebäudetyp ist ein Sorgenkind.

Die Bauwirtschaft schlägt seit Monaten Alarm, leidet unter gestiegenen Zinsen sowie hohen Energie- und Materialpreisen. Die Zahl der Genehmigungen im Wohnungsbau sei seit Sommer um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen, klagt der Branchenverband in Baden-Württemberg. Eine volle Breitseite der Krise hat auch die Stadt Steinheim abbekommen. Sie lässt gerade aufwändig in terrassierter Lage im Ortsteil Kleinbottwar ein sieben Hektar großes Baugebiet erschließen, hatte aber in einer jüngsten Bieterrunde kein einziges Grundstück verkauft. Nun nimmt die Kommune einen neuen Anlauf – und hofft auf eine Trendumkehr.

 

Das Interesse zieht an

„Wegen Krankheitsfällen in der Verwaltung sind wir noch nicht dazugekommen, voll in die Vermarktung einzusteigen und per Homepage auf unsere zu vergebenden Bauplätze hinzuweisen“, sagt der Bürgermeister Thomas Winterhalter. „Es gibt aber schon konkrete Nachfragen. Und das Interesse wird wieder größer. Inwieweit das dann auch zu Vertragsabschlüssen führt, kann ich aber nicht vorhersehen“, erklärt der Rathauschef.

Als die Stadt erstmals Grundstücke aus ihrem etwas mehr als 20 Bauplätze umfassenden Portfolio in den Scheibenäckern feilbot, wurde die Kommune mit immerhin sechs Aspiranten handelseinig. Eine zweite Runde entpuppte sich als kompletter Reinfall. 16 Grundstücke sollten an die jeweils Meistbietenden veräußert werden. Die Stadt blieb auf allen Arealen sitzen. Nun, im dritten Anlauf, platziert man acht Bauplätze am Markt zum Festpreis von 690 Euro pro Quadratmeter. „Entscheidend ist nun das Prinzip: wer zuerst kommt, mahlt zuerst, bekommt also den Zuschlag“, erklärt Winterhalter. Sollte man für alle acht Parzellen Abnehmer finden, müsse der Gemeinderat entscheiden, wie man mit den restlichen acht Bauplätzen verfahren soll.

Erste Baugesuche gehen ein

Alles in allem scheint ein Schreckensszenario abgewendet: dass in Kleinbottwar eine Art Geisterstadt entsteht, die zwar Straßen durchziehen, in der aber so gut wie keine Häuser anzutreffen sind. Nach und nach tröpfelten die ersten Baugesuche für die insgesamt rund 90 Plätze in dem Gebiet ein, sagt Winterhalter.

Weitaus besser läuft es ein paar Kilometer nördlich in Großbottwar mit der Vermarktung der Flächen im Neubaugebiet Brau-nersberg IV. Von den 31 Bauplätzen auf dem fast drei Hektar großen Areal sind neun von 13 Flurstücken für Einfamilienhäuser in städtischer Hand fix vergeben, sagt Bürgermeister Ralf Zimmermann. „Es fehlt nur noch der Notartermin. Angebote hatten wir sogar für alle 13 Grundstücke, doch fünf Interessenten haben aus unterschiedlichen Gründen zurückgezogen. Im Gegenzug ist dann aber wiederum ein Bewerber nachgerückt“, erklärt er. Theoretisch könnten freilich vor der Vertragsunterschrift auch die als sicher verbuchten Kandidaten noch abspringen. Doch sie alle hätten eine Reservierungsgebühr von 5000 Euro überwiesen. „Dieser Betrag muss in einem bestimmten Zeitraum nach der Angebotsabgabe bezahlt werden. Wir haben mit diesem Modell gute Erfahrungen gemacht“, sagt Zimmermann.

Großbottwar verlangt weniger als Steinheim

Der Rathauschef ist zuversichtlich, dass die Kommune auch auf den restlichen vier Plätzen nicht sitzen bleibt. „Wir hatten schon vor der Vergabe eine Liste mit rund 100 Interessenten, mussten auch einigen Bewerbern absagen, die ein Angebot abgegeben hatten“, erklärt Zimmermann.

Die Krise im Bausektor scheint demnach nicht in jeder Kommune gleichermaßen durchzuschlagen und auch durch die Preise nicht schlüssig zu erklären zu sein. In Großbottwar müssen die Käufer 630 Euro pro Quadratmeter investieren, also auch nur 60 Euro weniger als in Steinheim-Kleinbottwar.

„Der Bedarf an Wohnraum ist immer noch riesig“, resümiert Zimmermann. Doch ausgerechnet Mehrfamilienhäuser, die den Hunger danach am ehesten stillen könnten, seien momentan sehr teuer. Angesichts dieser Marktlage zuletzt seien die beiden für diesen Gebäudetyp reservierten städtischen Grundstücke im Gebiet Braunersberg IV erst jetzt zum 18. Januar ausgeschrieben und das Vergabeverfahren begonnen worden – in der Hoffnung auf eine Trendumkehr. Die Erschließung des Geländes sei aber schon abgeschlossen.

Hoffnung bei Paulus-Projekt

Schwierigkeiten, wenn auch eher anderer Natur, gibt es auch bei einem Mehrfamilienhaus, das in Steinheim-Höpfigheim in der Seewiesen-Erweiterung entsteht. Das Projekt war von der Paulus Wohnbau GmbH angeleiert worden, die aber pleite ging. Die Arbeiten ruhten. Der Insolvenzverwalter Holger Leichtle gab unlängst jedoch bekannt, dass die Wohnungen fertiggebaut werden sollen. Der Steinheimer Bürgermeister hofft, dass in dem Gebiet auch ein zweites Mehrfamilienhaus realisiert wird. Nicht zuletzt deshalb, weil die Stadt dort Flächen erwerben und eine Kita ansiedeln möchte. Grundstückseigentümer ist die Paulus Grundbesitz GmbH, die ebenfalls zum Paulus-Firmenkomplex gehört. „Soweit wir wissen, hat die Firma keinen Konkurs angemeldet. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Planungen vorangetrieben werden“, erklärt Thomas Winterhalter.

Neuer Wohnraum in Steinheim und Großbottwar

Häusertypen
 Das Neubaugebiet Scheibenäcker in Steinheim-Kleinbottwar liegt oberhalb der Straße nach Großbottwar und umfasst etwa sieben Hektar. Auf rund 90 Bauplätzen können verschiedene Häusertypen entstehen, vom Ein- bis zum Mehrfamilienhaus.

Bewohner
 Das Areal Braunersberg IV befindet sich am Ortsrand von Großbottwar Richtung Wunnenstein. 2,8 Hektar sind hier für Bautätigkeiten reserviert, auf 31 Grundstücken können Häuser entstehen. Die Stadt geht von 100 bis 150 Bewohnern aus.

Abriss
Die Stadt Großbottwar platziert auch das zehn Ar große Gelände der alten Bahnhofsschule am Markt. Der Landkreis hatte hier Geflüchtete unterbringen wollen, nahm davon aber Abstand. Das Gebäude soll abgerissen und dafür neuer Wohnraum entstehen.

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