Um zu verstehen, was sich gerade in Traktorblockaden entlädt, kann ein Blick in die zeitgenössische Romanproduktion helfen.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Bevor man das Getümmel des festgefahrenen Meinungskampfs auf literarischem Terrain zu entzerren versucht, vielleicht erst einmal eine Rückschau auf das, was bisher auf diesem Gebiet geschah. Allen Verklärungen zum Trotz war die Liaison von Landwirtschaft und paradiesischen Verhältnissen von vornherein gestört. Im Buch der Bücher ist die Geburtsstunde des Ackerbaus an die Vertreibung aus dem Garten Eden verknüpft und steht unter schlechten Vorzeichen: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen.“ So heißt es im ersten Buch Mose. Wie zur Bestätigung fristet der Bauer über Jahrhunderte in der Literatur ein eher dürftiges Dasein als Tölpel und Einfaltspinsel. Von wenigen idyllischen Ausnahmen abgesehen, verspricht es lange Zeit nichts Gutes, wenn sich Autoren dem Land zuwenden: Häufig ist es der Nährboden für engstirnige Rumpfexistenzen, die im Morast sexueller Verfehlungen, bigotter Gewaltbereitschaft und alten Schuldverhältnissen ihre aktuellen Animositäten züchten.