Die USA fordern als Reaktion auf einen neuerlichen Raketentest neben Sanktionen auch den Abzug von Diplomaten aus Nordkorea, auch Deutschland soll seinen Botschafter abziehen. Letzteres aber wäre bloße Symbolpolitik, meint Thomas Maron.

Berlin - Nun also soll, nach einem neuerlichen Raketentest und auf Geheiß der USA, Deutschland seinen Botschafter aus Pjöngjang abziehen. Kann man machen, nützt bloß nichts, schadet nur. Grundsätzlich gilt: Wenn Deutschland Botschaften nur in Ländern offen halten würde, an deren Spitze lupenreine Demokraten das Hohelied auf Rechtsstaat und Freiheit singen, müsste, grob geschätzt, gut die Hälfte der diplomatischen Vertretungen geschlossen werden. Ausgerechnet in jenen Regionen, in denen diplomatischer Einfluss bitter nottut, würde man damit wichtige informelle Gesprächskontakte kappen. Deshalb ist es gut, dass Außenminister Sigmar Gabriel ein Zeichen an die USA sendet, das zumindest keinen Schaden anrichtet. Denn der Abzug von Personal, aber nicht des Botschafters, ist noch nicht gleichbedeutend mit einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen.

 

Nordkorea ist sicher eines der schlimmsten Regime auf diesem Planeten. Aber auch Diktator Kim Jong-un hat handfeste Interessen, die Ansatzpunkte für Verhandlungen sein können. Und verhandeln muss man, wenn man den Wahnsinn eines Atomkriegs an der Grenze zur Weltmacht China vermeiden will. Man kann nur hoffen, dass es vernunftbegabte Menschen im Umfeld des US-Präsidenten gibt, die ihm das klarmachen können.