Nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung geht Diskussion um Zukunft der EnBW weiter.

Karlsruhe/Stuttgart - Trotz Rückendeckung vom Aufsichtsrat für EnBW-Chef Hans-Peter Villis geht die Debatte um die Zukunft des drittgrößten deutschen Stromkonzerns weiter. Das Gremium habe „einhellig“ den vom Vorstand eingeschlagenen strategischen Weg für die kommenden drei Jahre begrüßt, teilte Aufsichtsratschef Claus Dieter Hoffmann am Mittwoch nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates am Vortag mit. Dazu gehört ein umfangreiches Sparpaket und Beteiligungsverkäufe. Im Zuge der Energiewende muss sich EnBW neu aufstellen. Nach dem Abschalten von zwei seiner vier Atommeiler hatte der Konzern im ersten Halbjahr tiefrote Zahlen geschrieben.

 

Villis will das Unternehmen durch eine Kapitalspritze von seinen großen Anteilseignern - dem Land und dem Kommunalverband OEW - stärken. Gegenüber der grün-roten Landesregierung hat der Atombefürworter aber einen schweren Stand. Hinter den Kulissen soll angeblich bereits nach einem Nachfolger an der EnBW-Spitze gesucht werden, wie zuvor aus Regierungskreisen zu hören war. Eine Personaldebatte habe es nicht gegeben, hieß es indes vom Aufsichtsrat.

Landesregierung vermisst eine klare Linie

Die Landesregierung in Stuttgart vermisst bei dem angeschlagenen Energiekonzern noch immer eine fundierte Strategie. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) kritisierte im Landtag, das Land wisse noch immer nicht, wie EnBW künftig mit seinen Atomkraftwerken umgehen wolle.

Auch die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken und die Pläne für den Ausbau der Erneuerbaren Energien seien noch völlig unklar. Außerdem wolle die Koalition Klarheit haben, ob sie in den kommenden Jahren mit Gewinnausschüttungen rechnen kann, um die Zinsen für den Kauf der EnBW-Anteilen decken zu können. Davon hänge auch die Entscheidung ab, ob das Land bei einer Kapitalerhöhung mitmache.

Bis 2013 sollen 750 Millionen Euro eingespart werden

Aufsichtsratschef Hoffmann zufolge hat das Kontrollgremium auf seiner Sitzung als wichtiges Ziel den Erhalt der „guten Bonität des Unternehmens“ hervorgehoben. Und das gelte auch für das Sparprogramm: Bis Ende 2013 sollen insgesamt 750 Millionen Euro eingespart oder durch Effizienzsteigerungen gut gemacht werden. Der Personalbereich soll dazu mit 250 Millionen Euro beitragen. Dies bedeute aber nicht unbedingt Stellenabbau. Denkbar seien auch Gehaltskürzungen oder das Aussetzen von Weihnachtsgeld, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Entschieden sei noch nichts.

Außerdem will die EnBW ihre Anteile an einigen Firmen reduzieren oder diese ganz verkaufen. Damit sollen 1,8 Milliarden Euro reinkommen. Zur Disposition stehen etwa die Anteile am österreichischen Versorger EVN.

Frisches Geld über Hybridanleihe

Mit einer sogenannten Hybridanleihe hat sich die EnBW gerade zusätzliches Kapital in Höhe von 750 Millionen Euro besorgt. Die Anleihe ist so ausgestaltet, dass sie von den Ratingagenturen teilweise als Eigenkapital anerkannt wird, so dass die für die Kreditkosten wichtige Benotung (Rating) nicht gefährdet wird. Über weitere „erforderliche Maßnahmen zur Kapitalstärkung“ - gemeint ist die umstrittene Kapitalerhöhung - werden sich die Anteilseigner, das Land und der Zweckverband OEW beraten, hieß es in der Mitteilung des Aufsichtsrats.

Die Fraktionschefs von Grünen und SPD, Edith Sitzmann und Claus Schmiedel, äußerten sich allerdins kritisch über EnBW-Chef Villis. Es habe Fehlinvestitionen gegeben, „für die der Chef dieses Unternehmens die Verantwortung trägt“, sagte Sitzmann. Schmiedel monierte, das Engagement bei dem norddeutschen Versorger EWE sei ein großes Verlustgeschäft gewesen.