Im Vorentscheid zum Eurovision Song Contest trat Baby Lasagna in Kroatien als nicht ganz ernst zu nehmender Spaßrocker an. Doch dann kam alles anders.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Eigentlich war Istriens Spaßrocker Baby Lasagna nur als Reservekandidat für Kroatiens Vorausscheidung für den Eurovision Song Contest nominiert. Doch mit der schrägen Auswanderhymne „Rim Tim Tagi Dim“ reist der siegreiche Nachrücker nun gar als Titelanwärter zum Sängergipfel nach Malmö. Meinen zumindest nicht wenige Kroaten.

 

Denn der Musiker aus der Kleinstadt Umag elektrisiert die Fans des Sängerstreits in dem Adriastaat wie schon lange kein Künstler mehr. „Ein fantastisches Lied, eine fantastische Geschichte und ein fantastischer Baby Lasagna“, jubelt das Webportal „index.hr“: „Es scheint, dass sich der Jahrhunderttraum all derjenigen erfüllt, die kein Fußball schauen: der Sieg bei der Eurovision!“

Eigentlich war der 28-jährige Rockbarde Marko Purisic alias Baby Lasagna nur als Notnagel für die nationale Vorausscheidung nominiert worden. Doch weil das Goldkehlchen Zsa Zsa ihre Teilnahme kurzfristig absagte, rutschte Istriens Spaßrocker nach.

Mit seinem Song „Rim Tim Tagi Dim“ pulverisierte der Nachrücker am vergangenen Wochenende nicht nur die heimische Konkurrenz, sondern hat sich auch in den Favoritenkreis für den Eurovision-Sängergipfel im schwedischen Malmö katapultiert.

Nicht nur in Kroatien, sondern auch in den Nachbarländern sorgt das von dem beschleunigten Rhythmus istrischer Volkstänze inspirierte „Rim Tim Tagi Dim“ seit Tagen für medialen Wellenschlag. Das von seiner Freundin in aller Eile produzierte Video zum Song wurde in einer Woche über eine Million Mal geklickt. Nicht schlecht für einen Küstenstaat, der wegen der Auswanderung auf unter vier Millionen Einwohner geschrumpft ist. Bei Europas Buchmachern jedenfalls gilt Baby Lasagna nach der ukrainischen Hoffnungsträgerin Alyona bereits als aussichtsreichster Anwärter auf die Siegestrophäe, das gläserne Mikrofon.

Dabei war der Rammstein-Liebhaber trotz einer durchaus respektablen Musiker- und Komponistenkarriere selbst vielen seiner Landsleute bis vor kurzem völlig unbekannt. Bereits mit neun Jahren bekam der kleine Marko zum Geburtstag seine erste Gitarre geschenkt – und gründete eine erste Schülerband. Mit 16 Jahren trat der Gitarrist der Hardrockband Manntra bei: Mit der düsteren Gothic-Nummer „In The Shadows“ belegte die Hardrocker bei der nationalen Eurovisions-Kandidatenkür 2019 immerhin den vierten Platz.

Als Songwriter und Komponist machte sich Purisic auch als Co-Autor des 2022 erschienenen Bestseller-Albums „Ravenblack“ der deutschen Dark-Rocker Mono Inc einen Namen, das 2023 Platz 1 der deutschen Albumcharts erreichte. Erst im vergangenen Herbst wagte er sich unter dem Pseudonym Baby Lasagna an seine Solokarriere.

Trotz seiner mittlerweile gekappten Langhaarmähne sowie merklich aufgehellter Frisur ist Kroatiens Eurovisions-Hoffnung seinen Hardrockerwurzeln treu geblieben. So lebt auch „Rim Tim Tagi Dim“ nicht zuletzt vom schnellen, eingängigen Rhythmus. Auch wenn „Istriens Rammstein“ im hübschen Musikvideo im atemberaubenden Takt Kühe melkt, den Nudelteig ausrollt oder mit der Feldhacke klopft, ist der Einfluss seiner deutschen Vorbilder kaum zu übersehen oder zu überhören.

„Dämonismus, pfui!“, schimpfte der kroatische Nationalkicker Dejan Lovren von Olympique Lyon nach der spektakulären Beförderung des Reservisten zur nationalen Sängerhoffnung. Doch die skurille, aber zugängliche Art mit der Kroatiens Malmö-Emissär den Abschied von Heim und Hof, von Mama und Papa oder von Kuh und Katze besingt, dürfte nicht nur in südosteuropäischen Auswanderregionen, sondern wohl in ganz Europa ihre Liebhaber finden.

Der Sänger selbst jedenfalls ist guter Dinge. „Ich bin kein Pavarotti“, sagt er, „aber ich vertraue in meine Fähigkeiten.“