Noch bis Ende des Monats wird im Liebreich zu kroatischen Wochen eingeladen. Die Brüder Tomislav und Robert Lovric wollen zeigen, dass Kroatien mehr zu bieten hat als Cevapcici und Djuvec-Reis.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - "Dorbo došli" (Herzlich Willkommen auf kroatisch) schallt es zur Zeit lautstark aus dem Liebreich. Denn das Lokal in Stuttgart-West lädt noch bis Ende des Monats zu "À la croate" - kroatischen, kulinarischen Wochen - ein. Dafür konnte man Starkoch Dino Galvagno aus Zagreb als Support gewinnen. "Gemeinsam wollen wir ein neues Bild der kroatischen Küche zeichnen", sagen die Macher dahinter, die Brüder Tomislav und Robert Lovric. Und so werden nun zeitgenössische Variationen der traditionellen und authentischen Gerichte aus den einzelnen Regionen Kroatiens auf die Teller gezaubert. Eine Ausstellung traditioneller, kroatischer Trachten passend dazu soll folgen.

 

Von Dalmatien bis nach Slawonien

Und wieso gerade die kroatischen Küche? "Weil diese in Deutschland gänzlich unbekannt ist", betont Robert. Die meisten Leute würden kroatisches Essen mit Cevapcici und Djuvec-Reis verbinden, was genau genommen gar nicht kroatisch sei. Und weil der Unternehmer selbst zehn Jahre in Zagreb gelebt hat, kam ihm bereits im vergangenen Jahr die Idee, einen kroatischen Abend zu veranstalten. "Ich wollte auch eine Klapa, einen kroatischen Chor engagieren, was dann am Ende aber leider nicht geklappt hat." Bei der Recherche, was man so kochen könnte, kam ihm schließlich der Gedanke: "Ich könnte doch Dino anrufen." Der hatte Lust, alles Nötige wurde auf die Beine gestellt, den kroatischen Wochen stand nichts mehr im Weg. Auch wenn am Ende alles doch recht knapp war - bis man die Karten geschrieben und die Zutaten besorgt hatte - sei man jetzt nur noch glücklich und stolz.

Vor allem wegen der Karte: Es gibt verschiedenste kalte und warme Vorspeisen, Fisch- und Fleisch-Gerichte und Desserts. "So weit ich weiß ist das einzigartig in ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus. Von den kroatischen Gastronomen ist bisher keiner an das Thema herangetreten", so Robert. Die würden entweder den Balkan-Grill oder Fisch servieren, "das war's dann aber auch." Dabei hat Kroatien, laut des Stuttgarters, kulinarisch noch so viel mehr zu bieten - allein durch die landschaftlichen Unterschiede - von Dalmatien über Zagorje, Medimurjie, Slawonien, Podrawina bis nach Istrien und so weiter. "Wir haben versucht, aus jeder Ecke etwas aufzugreifen und teilweise auch historische und kulturelle Einflüsse widerzuspiegeln."

Einfach und authentisch

Und welche sind das? "Einflüsse aus dem Osmanischen Reich, Venezien, Österreich/Ungarn und Deutschland." Gut, dass Dino Galvagno auf authentische Gerichte, die teilweise schon in Vergessenheit geraten sind, spezialisiert ist, dem Liebreich seine Unterstützung zusicherte und Koch Željko sein Wissen zu den Speisen weitergab. Das wären zum Beispiel "Žrnovski makaruli s prepelicama" aus dem 14. Jahrhundert, ein Teigwarengericht aus dem kleinen Dorf Žrnovo auf der Insel Korčula oder auch "Kašnjaci, sir i vrhnje", mit Buchweizen, Kürbiskernen und Kürbiskernnöl zubereitete Strudel aus der Podrawina im Norden Kroatiens. 

Getränke werden selbstverständlich auch dazu gereicht, unter anderem ein ganz bestimmter Kaffee mit dem Namen „No Marketing“. Mit diesem brachten sich die Brüder bereits ins Gespräch und das trotz oder gerade weil sie keine Werbung dafür machen. Das Konzept der beiden, die ihre Rösterei in Triest betreiben, den Kaffee aber in Stuttgart und deutschlandweit vertreiben, sieht vor, das durch den Verzicht auf Werbung "gesparte" Geld in Patenschaften von Kindern aus den Herkunftsländern ihrer Kaffeebohnen zu investieren. "Seit acht Jahren vertreiben wir speziell zusammengestellte Blends." Und es läuft gut. Man beliefere Cafés wie das Herbertz im Stuttgarter Süden, das Moulu im Westen, das Poffers im Osten und die Kneipe Palast der Republik. 

Mehr Infos zum Kaffee und den kroatischen Wochen gibt's hier >>>