Kuba schickt Ärzte nach Italien Hilfe aus Kuba mit Hintergedanken

Bereit zum Abflug nach Italien: Kubanische Ärzte mit einem Bild von Fidel Castro. Foto: dpa

Kubanische Ärzte sollen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie in Italien helfen. Dahinter steckt ein Geschäftsmodell, das auf der Karibikinsel schon lange praktiziert wird. Die Opposition befürchtet, die Ärzte können bald in Kuba fehlen.

Havanna - Das übliche Pathos durfte nicht fehlen: Die Delegation der 53 Ärzte und Krankenpfleger aus Kuba startete ihre Mission mit einer großen kubanischen Flagge, die von der Revolution künden soll. Der Arzt Leonardo Fernández (68) sagte internationalen Journalisten vor der Abreise: „Angst haben wir alle. Aber es gibt eine revolutionäre Aufgabe, die es zu erfüllen gilt.“

 

Die Mediziner, die künftig in Italien gegen die Ausbreitung des Coronavirus kämpfen und bei der Behandlung von Patienten helfen sollen, sind für Kuba mehr als nur eine humanitäre Hilfsleistung. Sie sind Teil eines Geschäftsmodells, das Devisen in die Staatskasse spülen soll. Auf rund 11,5 Milliarden Euro schätzten Experten die Einnahmen, die Kuba mit diesem Leiharbeitsgeschäftsmodell im Jahr 2018 erzielte. Der Staat vermietet die Ärzte an Länder, in denen ein akuter Mangel an Medizinern herrscht. Die unterstützten Länder bezahlen mit Öl oder Devisen.

Die Methode ist umstritten, denn Kuba zahlt nur einen Bruchteil der Gehälter, die das Land von den Auftraggebern erhält, an seine Mediziner aus. Ein Teil wird auf Sperrkonten eingezahlt, auf die die Ärzte erst Zugriff bekommen, wenn sie in die Heimat zurückkehren und nicht im Einsatzgebiet bleiben. Den Löwenanteil behält sowieso der Staat ein. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu massiven Absetzbewegungen von kubanischen Ärzten im Ausland. Der Staat reagierte drastisch, verbot den Familienangehörigen der geflüchteten Ärzte die Ausreise.

Oft werden die kubanischen Mediziner zu Auslandseinsätzen in besonders gefährlichen Regionen der Welt gedrängt: „Ich habe Medizin aus Berufung studiert. Ich habe nur zwischen drei und vier Stunden geschlafen, weil ich so viel gelernt habe“, sagte die kubanische Ärztin Dary Coro (31) dem Sender BBC vor einigen Wochen während eines Auslandseinsatzes in Venezuela: „Nun bin ich hier. Nicht in Kuba Arzt sein können ist sehr frustrierend.“

Kürzlich berichtete ausgerechnet eine erkrankte italienische Touristin über die schlechten Zustände in kubanischen Krankenhäusern und bat um Hilfe, um sofort nach Hause zurückkehren zu können. Die kubanische Opposition kritisiert, dass das Land die Versorgung der eigenen Bevölkerung opfere, um mit den verliehenen Ärzten an ausländische Devisen zu kommen.

In Lateinamerika schickten zuletzt Länder wie Bolivien, Brasilien oder Ecuador nach Regierungswechseln kubanisches Personal zurück. Aus La Paz hieß es, ein Großteil der Ärzte habe gar nicht über die entsprechende Ausbildung verfügt. Ecuador warf Havanna vor, seine entsandten Hilfskräfte benutzt zu haben, um gezielt Aufstände und Proteste im Land anzustacheln.

Die Entscheidung wird nun unmittelbar vor Beginn der Epidemie von der linken Opposition im Land stark kritisiert, weil die Ärzte natürlich fehlen. Für Kuba ist die Mission in Italien ein Durchbruch, sie hat vor allem symbolische Bedeutung. Das wegen der Unterdrückung der Opposition mit Blockaden der USA und Europa belegte Regime in Havanna kann damit einen großen Imageerfolg verbuchen, der den Anfang vom Ende der politischen Isolation bedeuten kann. Dass mit Italien nun erstmals ein westeuropäisches Land auf die Hilfe Kubas zurückgreift, wird es künftig schwer machen, das Land politisch und wirtschaftlich zu isolieren – auch wenn kein Ende der massiven Repression der Opposition durch die Regierung in Sicht ist.

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