Am Tag nach der Wahl herrschte gleich wieder Business as usual bei Köngens Bürgermeister Otto Ruppaner. Mit 53,3 Prozent hatte sich der 41-Jährige in der Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt von Leinfelden-Echterdingen gegen Heiko Grieb (46,7 Prozent) durchgesetzt. „Wir haben zwar lang und ausgiebig gefeiert, aber das berufliche Leben geht nahtlos weiter“, bestätigt Ruppaner, der gleich am Abend danach den Köngener Haushalt für 2024 einbringen musste. Über die fast sieben Prozentpunkte Vorsprung auf seinen „starken Mitbewerber“ freue er sich, allerdings hätte er sich eine höhere Wahlbeteiligung – die lag im ersten Wahlgang bei 43,4, im zweiten nur noch bei 39 Prozent – gewünscht.
„An den Bewerbern hat es bestimmt nicht gelegen. Es waren sechs Kandidaten, jede politische Ausrichtung war vertreten“, sagt Ruppaner. Vor allem, da es eine echte Neuwahl war – nach 21 Jahren Roland Klenk auf dem Chefsessel. „Sicherlich kann eine Persönlichkeitswahl nicht so stark motivieren wie eine Parteienwahl, andererseits ist die Entscheidung für einen neuen OB sehr wesentlich für die Bürger.“ Immerhin gehe es darum, für die kommenden acht Jahre die Lebenswirklichkeit der Menschen mitzugestalten: „Insofern hätte ich mir als Demokrat eine höhere Beteiligung gewünscht.“
Wann tritt Ruppaner sein Amt in Leinfelden-Echterdingen an? Am 1. März wird der 41-Jährige eingesetzt. Die Amtsübergabe durch Noch-OB Klenk ist bereits in dieser Woche angelaufen und wird im neuen Jahr intensiv fortgesetzt. „Der Wissenstransfer muss gewährleistet sein“, sagt Ruppaner. Allerdings ist er nicht unglücklich darüber, dass Klenk bereits signalisiert hat, auch nach dem 1. März ansprechbar zu sein. Die großen Aufgaben in der Zukunft sieht er in sozialen Themen wie etwa Kinderbetreuung, der Sanierung von Schulen und Sporthallen und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. „Zudem wird es darum gehen, dass Leinfelden-Echterdingen ein prosperierender Wirtschaftsstandort mit großer Strahlkraft über die Region hinaus bleibt.“
Wie geht es in Köngen weiter? Parallel muss Ruppaner die Köngener Amtsgeschäfte an die stellvertretende, ehrenamtliche Bürgermeisterin Johanna Fallscheer übergeben. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler wird den Job bis zur Amtseinsetzung der neuen Bürgermeisterin oder des neuen Bürgermeisters in Köngen ausüben. Den Wahltermin setzt der Gemeinderats in einer Sondersitzung am 8. Januar fest. Danach wird die Stelle im Staatsanzeiger ausgeschrieben. Die Neuwahl wird vermutlich auf Mitte/Ende April terminiert. Wann der neue Rathauschef oder die neue Rathauschefin in Köngen antritt, ist von seiner beziehungsweise ihrer persönlichen beruflichen Situation abhängig. Erschwerend kommt hinzu, dass auch im Gemeinderat ein Wechsel ansteht – die Kommunalwahlen sind am Sonntag, 9. Juni. „Das wird für Köngen ein großes Wahljahr“, sagt Ruppaner.
Welche Veränderungen ergeben sich für Otto Ruppaner? Der Sprung von der 10 000-Einwohner-Gemeinde Köngen zur Großen Kreisstadt mit 40 000 Einwohnern bringt viel Neues mit sich. Zunächst geht es von einem gewachsenen Ort in eine Stadt, die in ihrer heutigen Form erst im Jahr 1975 im Zuge der Gemeindereform aus den bis dahin vier unabhängigen Kommunen Leinfelden, Echterdingen, Musberg und Stetten neu gebildet worden war. Ruppaner hat schon registriert, dass jeder der vier Stadtteile seine ganz eigene Identität pflegt.
Welche erhalten bleiben sollen, aber es gelte auch, verbindende Elemente zu suchen und Trennende zusammenzuführen, kündigt er an. Daneben wird er der Vorgesetzte von fast 900 Mitarbeitern bei der Stadt, in Köngen sind etwa 200 Menschen bei der Kommune angestellt. Und während er in Köngen alleiniger Chef war, hat er in Leinfelden-Echterdingen zwei Beigeordnete. „Ich freue mich auf die Aufgabe“, kündigt er an. Er betont aber auch, dass das Kennenlernen und Herantasten an die verschiedenen Themen sehr wichtig sein werden: „Das ist ganz zentral, jede Kommune pflegt ihren eigenen Stil.“ Die größere Verantwortung wird sich auch auf Ruppaners Gehaltszettel niederschlagen: Laut der Landesbesoldungsordnung wird ein Bürgermeister bei Gemeinden bis 10 000 Einwohner nach „A 16“ (rund 8111 Euro im Monat) oder nach „B 2“ (8458 Euro) besoldet. Ab einer Zahl bis zu 50 000 Einwohner greift entweder „B6“ (10 641 Euro) oder „B7“ (11 191 Euro).
Persönlich steht ein Umzug mit der Familie an, allerdings erst, wenn Tochter Carlotta – sie besucht aktuell die dritte Klasse der Köngener Grundschule – auf eine weiter führende Schule wechselt. Da im Sommer 2025 parallel auch Sohn Hans eingeschult wird, sei das ein guter Zeitpunkt, findet Ruppaner. Für ihn steht außer Frage, dass ein OB vor Ort wohnen muss: „Nur so bekommt man ein Gespür für die Menschen und ihre Themen.“ Ob er die ganze Zeit pendeln wird, mache er von der Immobiliensuche abhängig.