Die Künstlerin Marie Lienhard zeigt im Projektraum Lotte ein 360-Grad-Panorama: Die Besucher setzen dazu Virtual-Reality-Brillen auf und erleben den Aufstieg eines Ballons in die Stratosphäre. Zur Langen Nacht der Museen gestaltet Lisa Tuyala eine Soundperformance dazu.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - In die Höhe aufsteigen und Schweben sind Marie Lienhard nicht neu: „Seit meinem Projekt World Picture 2013 beschäftige ich mich mit den Themen Schweben, Steigen, Fallen“, erzählt die Künstlerin. Dabei deutet sie auf Zeichnungen in verschiedenen Größen, die sie in ihrem Atelier an der Kunstakademie am Weißenhof an die Wand gehängt hat: Darauf sind kleine Figuren dargestellt, die sich in verschiedenen Positionen des Fallens oder Aufsteigens befinden. Lienhard studiert an der Kunstakademie freie Kunst, derzeit in der Klasse Mariella Mosler.

 

Ein 360-Grad-Panorama

„Logics of Drops“ heißt Lienhards neuestes Projekt, mit dem sie zur Langen Nacht der Museen am 2. April den Projektraum Lotte bespielt. Es ist ein Virtual-Reality-Projekt: Die Besucher stecken ihr Smartphone in eine Virtual-Reality-Brille, setzen diese auf und tauchen in eine andere Welt ein: Sie sehen einen Stratosphärenflug als Film, den Lienhard gemeinsam mit dem Stuttgarter Büro MXO in ein 360-Grad-Panorama umgewandelt hat. Der Film, in und über Stuttgart entstanden, ist hier noch nie gezeigt worden, lediglich zum Teil bei der Ostrale 2013, dem Zentrum für zeitgenössische Kunst in Dresden.

„Wir starten am Boden in Stuttgart, steigen dann auf, immer höher, immer höher“, erzählt die Künstlerin. Zu sehen sind Stadt, Land, Kontinent von oben, bis auf 32 Kilometer geht es hinauf. Der Film stammt aus dem bereits erwähnten Projekt „World Picture“. 2013 hatte sie einen Ballon, versehen mit Hochleistungskameras, von der Kunstakademie aufsteigen lassen: Auf 32 Kilometer Höhe platzte der Ballon wie vorgesehen, dabei fielen die darin verstauten, beschrifteten und künstlerisch gestalteten Geldscheine heraus und hinab zur Erde.

Das Ergebnis gelang allerdings nicht so, wie Lienhard es geplant hatte: Die Geldscheine hätten sich über ein großes Gebiet verteilen sollen, Lienhard hatte auf Reaktionen von den Findern der Scheine gehofft. Da sich ein Teil der geplatzten Ballonhülle aber um die Scheine wickelte, konnten diese sich nicht verteilen, sondern fielen als Bündel zur Erde herab. Die Kameras haben aber wie vorgesehen Aufstieg und später Fall des Ballons aufgezeichnet, und aus diesem Film ist nun das 360-Grad-Panorama entstanden, das Lienhard bei „Logics of Drops“ zeigt.

Die Besucher können die Soundperformance beeinflussen

Das Team des Projektraums Lotte hat außerdem Lienhard mit Lisa Tuyala zusammengebracht, um aus „Logics of Drops“ eine interdisziplinäre Aktion zu machen: Die Musikerin und Sängerin wird Lienhards Ausstellung bei der Langen Nacht der Museen um eine Soundperformance erweitern. „Wenn man den Film sieht, ist es ganz faszinierend zu hören, wie sich die Geräusche verändern“, sagt Tuyala: zuerst das Rauschen der Luft, später, je höher es geht, gar nichts mehr. „Da herrscht totale Stille.“ Drumherum baut Tuyaja ihre Soundperformance, ausgehend von einem Stück von Marc Fragstein.

Und eine dritte Ebene kommt hinzu: „Wir laden die Besucher ein, mitzumachen“, erklärt Lisa Tuyala. Wer Gedanken, Eindrücke oder Ideen zum Film oder zur Soundperformance hat, kann diese vor Ort per SMS, per Whatsapp-Nachricht oder per Stift und Papier an Tuyala weitergeben. Diese wird sie live in die Soundperformance einfließen lassen. „Das improvisatorische Element ist für mich auch ein Aspekt des Fallens“, erklärt sie.