Es begann als verrückte Idee und wurde zum Publikumsmagneten. Am 25. August beginnt die Kürbisausstellung im Blühenden Barock. Volker Kugel hat sie einst nach Ludwigsburg geholt und erinnert sich an die Anfänge.
Wann immer Volker Kugel in seinem Berufsleben über die Kürbisausstellung im Blühenden Barock gesprochen hat, es fiel dabei früher oder später der Satz: „Es war eine völlig verrückte Idee.“ Über die Jahre wurde aus dieser verrückten Idee das Aushängeschild des Blüba schlechthin und die jährlich bestbesuchte Attraktion. Mit dem ehemaligen Blüba-Chef ist der Kürbis in Ludwigsburg untrennbar verbunden.
Als Kugel 1997 die Leitung übernahm, sei das Blühende Barock noch nicht so eventorientiert gewesen wie heute. Unter ihm bekam dann das jährliche Feuerwerk eine musikalische Untermalung, und das Lichterfest wurde zum Lichterzauber. Aber als größte Veranstaltung kristallisierte sich schon bald die Kürbisausstellung heraus.
Alles begann 1999 mit einer Mail des Rielinghausener Obstbauern Jens Eisenmann, der heute fast alle Kürbisse für die Ausstellung liefert. Er absolvierte damals ein Praktikum auf dem Juckerhof im schweizerischen Seegräben, wo seit 1997 jährlich einmal Kürbisse gezeigt wurden. Eisenmann schlug vor, so etwas auch in Ludwigsburg zu versuchen.
„Zuerst habe ich gedacht, der spinnt“, erinnert sich Kugel. Trotzdem nahm er eine Einladung der Gebrüder Jucker an, sich das Ganze doch mal anzuschauen, setzte sich mit seinem Technischen Leiter Frank Weber ins Auto und machte sich im strömenden Regen auf den Weg in die Schweiz. Kurz vor der Grenze fragte Kugel Weber: „Sind wir blöd? Es regnet in Strömen und wir fahren 280 Kilometer, um uns Kürbisse anzuschauen.“ Umkehren wollten sie so kurz vor dem Ziel dann aber nicht mehr, also ging die Fahrt in die 1200-Einwohner-Gemeinde weiter.
„Irgendwas ist da, was die Leute interessiert“
Als sie schließlich geradewegs auf den Juckerhof zufuhren, fiel Kugel eine Wiese auf, die am Vortag wohl als provisorischer Parkplatz genutzt worden war. „Sie war komplett umgegraben und matschig, aber man konnte noch erkennen, dass dort Hunderte Autos geparkt hatten“, sagt Kugel. „Da wusste ich: Irgendwas ist da, was die Leute interessiert.“ Die Juckers zeigten Weber und Kugel ihre Kürbisse, die um die Scheune auf Holzwagen und Heuballen aufgeschichtet waren. Beeindruckt seien sie gewesen, erzählt Kugel – von der Masse und von der Buntheit. Beim Mittagessen wurden die Grundzüge des noch heute bestehenden Vertrags festgezurrt, „wir waren uns einig, dass wir das im Jahr 2000 mal probieren wollten.“ Selbstbewusst hätten die Juckers schon damals gesagt, dass in Ludwigsburg die größte Kürbisausstellung der Welt entstehen würde.
Zurück in der Barockstadt mussten die Mitarbeiter des Blüba überzeugt werden, die meisten seien in „ungläubiges Staunen“ verfallen, wie Kugel sagt. Auch Teile der Bevölkerung reagierten mindestens irritiert: „Als wir im März das Jahresprogramm ausgegeben haben, gab es Leute, die hätten uns am liebsten direkt in die geschlossene Abteilung eingewiesen.“ Und die Zweifler blieben, zumindest in den ersten Jahren. Vom Remstal-Rebellen Helmut Palmer erhielt Kugel 2003 einen handgeschriebenen Brief. „Er meinte, wir seien verrückt, dieses Arme-Leute-Gemüse auszustellen und sollten lieber eine Apfel- oder Birnenausstellung veranstalten“, erinnert sich der Ex-Blüba-Leiter.
Kugel antwortete nie auf den Brief, blieb bei den Kürbissen und sollte damit Recht behalten. Von Anfang an rechnete sich die Ausstellung, 80 000 Besucher habe sie schon im ersten Jahr angezogen, doppelt so viele wie im Vorjahr ohne Kürbisse. „Wir sind mit unseren Ideen immer wahnsinniger geworden, haben einen immensen Aufwand betrieben“, sagt Kugel über die Anfangsjahre.
Das mediale Interesse half ihnen, „jeder wollte sehen, ob das Ding schiefgeht oder nicht“. Es kamen neue Attraktionen hinzu – das Kürbiswiegen oder die Kürbisregatta. Die Idee entstand auf dem Pfäffikersee bei Seegräben, wo die Juckers zum ersten Mal das Paddeln in Kürbissen versuchten. 2007 schafften sie es damit sogar zu „Wetten, dass“. „Da ist der kindliche Schwachsinn mit uns durchgegangen“, meint Kugel heute, der zuhause wieder Überzeugungsarbeit leisten musste, weil es erneut Leute gab, „die meinten, wir sind nicht ganz dicht“.
Ein richtiger Flop wurde keine der neuen Attraktionen, mache Ideen wurden allerdings schon in der Planung verworfen. Mit David McCray von den MHP Riesen diskutierte Kugel, ob die Ludwigsburger Basketballer mal mit kleinen Hokkaidokürbissen auf einen Korb werfen könnten. Sie probierten es heimlich aus: den Korb zu treffen war kein Problem. „Allerdings ist die Hälfte der Kürbisse geplatzt“, sagt Kugel. „Das hätte ordentlich Kritik gegeben, und wir hatten auch selbst kein gutes Gefühl dabei.“
Die Besucher strömten auch ohne Basketball zur Ausstellung, ab etwa 2017 immer mehr junge Leute. Ihnen dienten die Kürbisse häufig als ideale Kulisse für Fotos in den sozialen Medien, teilweise kamen Influencerinnen mit Millionen von Followern vorbei. Weil auch das klassische Blüba-Publikum blieb, nahmen die Besucherzahlen Fahrt auf, trotzten gar den Pandemiejahren.
Seit Sommer 2023 ist Kugel im Ruhestand. Seine Nachfolgerin Petra Herrling will er einfach machen lassen: „Ich schaue mit großer Freude zu, bin aber ganz weit weg.“
Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im August 2023 und wurde im Juli 2024 aktualisiert.