In den 1990er Jahren verkürzte die Kult-Serie Baywatch die Zeit bis zum Abendessen. Die Badeshorts, in der David Hasselhoff ausrückte, ist demnächst in Baden-Württemberg zu sehen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Wenn es dramatisch wird, läuft der Film in Zeitlupe: David Hasselhoff sprintet über den überfüllten Strand von Malibu. Die Rettungsboje wirft er ins Wasser, dann stürzt er selbst hinterher in die Fluten des Pazifiks. So hat der Schauspieler in den 1990er Jahren im Vorabendprogramm unzählige Serien-Leben gerettet. Immer am Mann: die knallroten Badeshorts mit dem Aufnäher der „Los Angeles Lifeguard“. Demnächst strandet das legendäre Kleidungsstück aus der US-Serie „Baywatch“ am Autohof bei Bad Rappenau.

 

„Ich bin superglücklich, dass wir die Badehose ersteigern konnten“, sagte Severin Schuler gegenüber unserer Zeitung. Er ist Leiter des dort an der A6 beheimateten Bikini-Art-Museums und hatte es schon länger auf Hasselhoffs Hose abgesehen. Als weltweit erstes Museum für Bademode und Badekultur versteht man sich als zentrales Archiv der Bikini-Geschichte. An „Baywatch“ „kommt man da einfach nicht dran vorbei“, sagte Schuler. Baywatch wurde mit elf Staffeln und 243 Folgen zur erfolgreichsten US-Serie des 20. Jahrhunderts und besitzt für die Badeforschung geradezu ikonografische Bedeutung.

Die Hose ist ein Schnäppchen

Bei einer Versteigerung in Dallas, die das Auktionshaus „Heritage“ ins Internet übertrug, konnte der Museumschef das gute Stück erwerben. Er habe dabei vor allem mit Privatsammlern konkurriert, vermutet Schuler. Bei der fünftägigen Versteigerung werden bis zum Sonntag Hollywood-Sammlerstücke aus Produktionen wie „Titanic“, „Terminator“ oder „Star Wars“ aufgerufen.

Drei Stunden musste Schuler in der Nacht zum Donnerstag warten, dann kam die Hose unter den Hammer. Mit einem Preis von knapp 2750 Euro (3000 Dollar) sei man relativ günstig davon gekommen. Schon am ersten Auktionstag seien zwei Millionen US-Dollar umgesetzt worden. „Wir wollten schnell zuschlagen“, sagte Schuler. Für weitere „Baywatch“-Souvenirs wie eine Komplettausrüstung mit Jacke von David Hasselhoff und ein Badeanzug von Schauspielerin Yasmine Bleeth musste später mehr als das Doppelte hingelegt werden.

Der Museumschef träumt vom Bondgirl

Daran war Schuler aber nicht interessiert. Denn seit dem vergangenen Jahr besitzt das Bikinimuseum schon einen Badeanzug vom zweiten großen „Baywatch“-Star Pamela Anderson. Im Vergleich dazu waren Hasselhoffs Shorts übrigens ein Schnäppchen. Fast 30 000 Euro hat die Rarität gekostet. Jetzt zahlt sich die Investition aus. Bei einer Sonderausstellung sollen Hose und Badeanzug von Juli an präsentiert werden.

Dass die Protagonisten zur Vernissage kommen, ist bisher nicht abzusehen. David Hasselhoff hatte im vergangenen Jahr eine geplante Deutschland-Tournee wegen einer Erkrankung absagen müssen. Der Kontakt zu Pamela Anderson sei wieder abgebrochen. „Aber vielleicht probieren wir es noch einmal“, sagte Schuler.

Und der nächste Wunsch des Museumschefs? Im Grunde fehle unter den 400 Ausstellungsstücken noch der Bikini, in dem Bondgirl Ursula Andress 1962 in „James Bond jagt Dr. No“ aus dem Wasser stieg. Doch die Hoffnung darauf musste Schuler vor einiger Zeit über Bord werfen. Ein Privatsammler ersteigerte den Zweiteiler für 260 000 Euro.