Vor vier Jahren war die Serie „Laible und Frisch“ Schwaben-Kult im Fernsehen. Dann setzte der SWR sie ab. Nun ist der Bäckertstreit zurück – auf der Theaterbühne!

Stuttgart - Ein wirklich netter Zug: vor der Uraufführung von „Laible und Frisch“ in der Komödie im Marquardt konnten sich die Zuschauer an der Theke ein Getränk holen. Und dann die Überraschung: als man endlich im Zuschauersaal saß, schaute man schon wieder auf eine Theke, und darüber war der Schriftzug „Komödie im Marquardt“ zu lesen. Das neue Stück des Hauses spielt nämlich im Marquardt selbst, vor allem vor dem Tresen (Bühne: Dietmar Teßmann). Da bekriegen sich sozusagen coram publico zwei Bäckerfamilien. Aufgrund eines Organisationsfehlers haben beide Firmen den Auftrag bekommen, die Premierenfeier mit Brezeln zu beliefern.

 

Sebastian Feld und Frieder Scheiffele waren bereits als Drehbuchautor und Produzent für die SWR-Fernsehserie „Laible und Frisch“ tätig – zwei Staffeln der schwäbischen Heimatserie aus dem fiktiven Ort Schafferdingen am Rand der Schwäbischen Alb liefen 2010 und 2011 erfolgreich im Dritten. Nun lassen Feld und Scheiffele als Autoren des Stücks die Antipoden auf der Theaterbühne heftig aufeinanderknallen (Regie: Peter Kühn).

Schwäbisch kann so herrlich klingen

Ulrike Barthruff spielt Marga Laible, die gradlinige Gattin eines traditionellen Bäckers, TV-Kollege Simon Licht gibt den machohaft grienenden Backwarenmillionär Manfred Frisch. Der betrügt seine Gattin mit der Klischee-Blondine Constanze. Seine Tochter Lina, auch sie eine schicke Blondine und BWL-Studentin, hat sich derweil in den einfach gestrickten Automechaniker Jo aus der Familie Laible verguckt.

Frisch ist immer noch der breitbeinige Kotzbrocken

Spannung bekommt das Stück dadurch, dass die Bäckersfrau Marga Laible und der Unsympath Manfred Frisch erst gegen Ende der Handlung aneinanderrasseln. Davor aber laufen diverse schöne Dialoge ab. Manche Figuren wie etwa der hysterische Theaterchef Gustaf Grün (Andreas Klaue) sprechen Hochdeutsch, andere zelebrieren aufs Amüsanteste das Schwäbische, diese bekanntlich wunderbar weich klingende und charmant lautmalerische Mundart. „Sie sind scho a Schlabbergosch mit a Tendenz zur Bähmull, gell?“, meint beispielsweise Marga zu Gustaf.

Die Kleinen sind immer die Guten

Am besten ist Monika Hirschle als Uschi Stammer, Friseurin und Freundin von Marga. Uschi ist ein wenig bemitleidenswert, alleinstehend und ohne Mut auf Männersuche. Hirschle schafft es aber, die beinahe armselige Uschi als eine liebenswerte Figur zu verkörpern, die aus der Realität auf die Bühne gekommen ist und zugleich theatralisch komisch wirkt. Richtig toll und witzig gerät Uschis Schlagabtausch mit dem Großbäcker Frisch, dem breitbeinigen Kotzbrocken. Uschi hält knitz gegen Frischs Großmäuligkeit.

Uschi und Manfred im Gesprächspingpong, das ist schön gestricktes Theater. Gegen Ende des Stücks wird es aber holzschnitthaft. Da steht die sympathische Traditionsbäckerei Laible reichlich gutmenschenhaft gegen den kapitalistischen Backteufel Frisch. Aber etwa so ist es ja auch in der Wirklichkeit außerhalb des Theaters.