Der SPD-Ortsverein hat zum 28. Mal seinen Kulturpreis vergeben. Er geht an den Musikschulleiter Manfred Frank und den Bezirkskantor Andreas Gräsle. Die die Musikförderung im Strohgäu entscheidend prägen.

Ditzingen - Was wäre, wenn Andreas Gräsle doch Ingenieur geworden wäre? Dann hätte der Bezirkskantor des evangelischen Kirchenbezirks kaum mit Manfred Frank, Leiter der Jugendmusikschule Ditzingen, den Kulturpreis erhalten, den die Ditzinger SPD seit 1986 alljährlich vergibt. Geehrt werden Menschen, die sich besonders in der Kulturarbeit engagieren. Gräsle und Frank seien als Preisträger ausgewählt worden, weil sie mit ihren vielen Angeboten, etwa Musik zur Marktzeit, dem Glockenspiel im weißen Haus oder den Konzertangeboten von und für Kinder und Jugendliche Musik in den öffentlichen Raum brächten, betonte SPD-Ortsvereinsvorsitzender Macit Karaahmetoglu. „Sie ermöglichen Begegnung mit Musik in Ditzingen, weit über das hinaus, was sie im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeiten ohnehin schon Verdienstvolles tun.“

 

Ein Musiker mi Hang zur Philosophie

Dass im Fall von Andreas Gräsle diese Verdienste auch auf anderem Gebiet liegen könnten, beschrieb Laudator Gerhard Haist, Vorsitzender des Kirchengemeinderats der Evangelischen Kirchengemeinde. Gräsle, Sohn von Landwirten, habe sich in jungen Jahren nicht nur für Musik interessiert, erst Klavier und mit 16 Jahren dann das Orgelspiel erlernt, sondern auch eine Leidenschaft für Technik entwickelt. „Er stand nach dem Abitur vor der Frage, studiere ich Ingenieurwissenschaften oder Musik: Er entschied sich für die Musik. Eine gute Entscheidung“, so Haist. Allerdings: der Bezirkskantor habe nicht nur die Vorliebe für die Komponisten Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy sowie Olivier Messiaen, sondern studiere nach wie vor gerne Betriebsanleitungen. Zudem besitze Gräsle eine Affinität zur Philosophie. Passend dazu zitierte Gerhard Haist Sokrates: „Heirate auf jeden Fall! Wenn du eine gute Frau bekommst, wirst du glücklich. Wenn du eine schlechte Frau bekommst, wirst du Philosoph.“

Manfred Frank bringt die Musik in die Schulen

Superlativen ins Spiel brachte die Ex-Landtagsabgeordnete Christa Vosschulte, Vorstandspräsidentin des Landesverbandes der Musikschulen Baden-Württemberg. Sie hielt die Laudatio auf den zweiten Preisträger, Manfred Frank. Sei Weimar die Welthauptstadt der klassischen Literatur gewesen, sei dies nun Ditzingen für die Musik. Die Musikschule sei ein Fixstern unter den baden-württembergischen Einrichtungen. Damit verwies Vosschulte auf Franks Konzept „Musik macht Schule“. Er habe es entwickelt, als es immer weniger Musikunterricht an Schulen gab – und auch die Zuschüsse für Musikschulen gekappt wurden: Die Jugendmusikschule Ditzingen kooperiert seit 2006 etwa mit Kitas, Grund- sowie weiterführenden Schulen. Der Musikunterricht wird so in den Lehralltag integriert, dass alle Kinder kostenlos ein Instrument erproben können. „Mit ‚Musik macht Schule‘ hat Manfred Frank Neuland betreten und einen mustergültigen Plan der Musikbildung entworfen“, schwärmte Vosschulte. Das sei eine Antwort darauf, wie man musikalische Bildung mit der Ganztagsschule verbinden könne.

Da blieb Oberbürgermeister Michael Makurath nur ein Wunsch offen: Gräsle und Frank sollten lange in Ditzingen bleiben, sagte er. Hätten doch schon andere ein Auge auf sie geworfen. Die Preisträger beruhigten in ihren Dankesreden: Sie hätten nicht vor zu gehen.

Musiziert wurde auch: Der Handharmonika-Club Ditzingen spielte Klassisches, Hits von Eric Clapton sowie zum Abschluss schwungvolle Csárdás-Rhythmen. Die Schüler der Theodor-Heuglin-Schule füllten derweil die Gläser.