Kunekune-Schweine aus Neuseeland Es grunzt wieder auf der Böblinger Jugendfarm

Gisela (links) und Wilma fühlen sich auf der Jugendfarm in Böblingen sauwohl. Foto: Stefanie Schlecht

Die Jugendfarm Böblingen hat sich zwei kleine Ferkel zugelegt. Die Kunekune-Schweine aus Neuseeland sind besonders zutraulich und menschenbezogen. Perfekt für die Arbeit mit Kindern.

Familie, Zusammenleben und Bildung: Julika Wolf (jwo)

Die Steckdosen-Nase schnuppert über den Boden, das Ringelschwänzchen tanzt in der Luft. Die beiden Kunekune-Ferkel Gisela und Wilma wuseln über den Hof der Jugendfarm, schnuppern hier, kauen da ein bisschen im Garten herum. Als Iris Wersich, erste Vorsitzende des Vereins und „Mama“ der Jugendfarm, den Schweinchen in Milch eingelegte Brötchen auf dem Boden serviert, stürzen sich die beiden sofort darauf.

 

Seit Ende Juli können die Ferkel die Jugendfarm Böblingen ihre neue Heimat nennen. Sie kommen von einem Züchter aus dem Frankenland, wo sie die ersten Lebenswochen verbracht haben. „Die halten die Tiere gut dort, sie hatten ganz viel Platz zum Austoben“, sagt Iris Wersich. Das Geld hat Familie Mönig, Inhaberin des Unternehmens Mönig Immobilien aus Böblingen, gespendet. Schlappe 700 Euro haben sie gekostet. Allerdings war da schon ein kleiner Rabatt drin – normalerweise muss man schon für ein Tier 400 Euro hinblättern. Warum sie so teuer sind? „Sie werden viel in der tiergestützten Pädagogik eingesetzt“, sagt Iris Wersich.

„Fett und rund“, dafür steht der Name „Kunekune“

Dafür – und damit auch für die Jugendfarm – seien die Tiere perfekt, weil sie weniger anfällig für Stress sind als ihre Kollegen der anderen Rassen und zudem sehr menschenbezogen. Ein Tierarzt aus Nagold, den sie extra für die Schweine gesucht habe, habe die Rasse deshalb empfohlen. Ursprünglich kommen die Kunekune-Schweine aus Neuseeland. In der Sprache der Maori bedeutet Kunekune „fett und rund“. Bis zu 50 Zentimeter Schulterhöhe können sie im Erwachsenenalter erlangen. Davon sind die Ferkelchen noch weit entfernt. Laut Iris Wersich gibt es weltweit immer weniger, von 1000 Exemplaren hat sie gelesen. Da sei es gut, dass inzwischen wieder welche nachgezüchtet werden.

Gisela und Wilma sind 16 Wochen alt und fühlen sich auf der Jugendfarm sichtlich sauwohl. Weil die Farm gerade geschlossen ist, können sie sich zunächst noch ohne Kinderbesuch einleben. An den heißen Tagen können sie sich in einem Planschbecken abkühlen. „Sie gehen gerne baden“, erzählt Iris Wersich. Sie übt mit ihnen Befehle wie „Sitz!“ und „Platz!“, kleine Karottenstücke dienen dabei als Ansporn. Für die macht Wilma sogar Männchen: „Sie hören schon gut auf ihre Namen.“ Für die Arbeit mit den Kindern, die auf den Hof kommen, sei die Erziehung wichtig. „Wenn man mit Kindern arbeitet, muss alles tippitoppi sein“, sagt sie.

Immer wieder kommen die Tiere zutraulich auf sie zu, schnuppern an ihren Füßen und holen sich Massageeinheiten ab. Sie krault Gisela am Bauch, bis sie sich vor lauter Entspannung auf die Seite fallen lässt. „Du bist ein ganz feines Schweinchen“, wiederholt Iris Wersich immer wieder. Das Ferkel hat zwei Zipfel am Hals, die bei jeder Bewegung mitwippen. „Piri-Piri“ heißen die. Auch sie sind typisch für Kunekune-Schweine. Dass Wilma keine hat, sei eine Laune der Natur, sagt Iris Wersich.

Klug, schlau und reinlich

Auf der Jugendfarm hatten schon früher Schweine gelebt, sie seien 14 Jahre alt geworden. Da sei die Erziehung schwieriger gewesen, weil sie bei der Ankunft in der Jugendfarm bereits älter gewesen seien als Gisela und Wilma. An den Tieren sollen Kinder erfahren, wie Gisela, Wilma und ihre Artgenossen so sind: klug, zum Beispiel, und sauber. Sie haben eine spezielle Ecke in ihrem Stall, den sie als Toilette benutzen – auf den Liegeplatz würden sie nie hinmachen, erzählt Wersich. Das Farm-Personal geht regelmäßig mit Gisela und Wilma spazieren, vor allem über das Farm-Territorium. Sehr zum Leidwesen der Alpakas. „Die schreien den Hof zusammen“, sagt Iris Wersich und zeigt ein Handyvideo, auf dem die Schweinchen vor dem Zaun zur Alpaka-Weide stehen, entspannt ihr Gras futtern und währenddessen angeschrien werden. Die Alpakas seien Fremdes eben nicht gewöhnt, auch bei unbekannten Hunden würden sie oft auf diese Weise reagieren.

Vegetarierinnen mit Hang zum gelegentlichen Regenwurm

Ein bekannter Hund ist Hofhund Toni, mit dem haben die Alpakas kein Problem. Er findet die Schweinchen ganz prima. Und auch an den Überresten der aufgeweichten Brötchen schlabbert er noch herum. Neben den Brötchen bekommen Gisela und Wilma morgens und abends selbst gemachten Brei aus Gartengemüse. Von Kartoffeln bis zum Kürbis ist da alles dabei. Im Herbst dürfen sie auch Walnüsse futtern. „Das ist eine Delikatesse für sie“, sagt Iris Wersich. „Die knacken sie und spucken die Schale wieder aus.“ Obwohl Schweine Allesfresser sind, sind die beiden Damen Vegetarierinnen. „Wenn sie im Garten einen Regenwurm finden, fressen sie den aber auch.“

Die Schweinchen haben sich im Garten zwischen Pflanzen und Deko-Element in den Schatten verschanzt. „Mädels, kommt ihr da mal raus?“, ruft Iris Wersich. Prompt hüpfen die beiden wieder auf den Hof zurück. Jetzt ist es Zeit für den Mittagsschlaf. Mit einem Apfel lassen sie sich ohne Widerspruch in ihren Stall locken und legen sich dort nieder. So viel Aufregung ist natürlich anstrengend. Sie sind ja auch noch Babys.

Die Schweine und die Jugendfarm

Kunekune-Schweine
 Kurze Beine, kurzer Rüssel und dicke Borsten, dazu noch die Piri-Piri-Toddeln am Hals: Das sind die klassischen Merkmale der Kunekune-Schweine. Bis zu 50 Zentimeter Schulterhöhe und 70 bis 100 Kilogramm können sie erlangen. Daher passt auch der Name „Kunekune“: „fett und rund“ in der Sprache der Maori.

Jugendfarm
 Kinder zwischen 7 und 17 Jahren können dienstags, donnerstags, freitags und samstags jeweils von 14.30 bis 18 Uhr vorbeikommen. Zudem bietet die Jugendfarm Besuche für Grundschulen und Kindergärten sowie Programme für Kinder mit Behinderung an.

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