Erneut ist die Warmbronner Bücherei Schauplatz für Kunst aus der Region. Die Ausstellung ist bis Freitag, 23. März, zu sehen.

Leonberg - Mit seiner besonderen Fotokunst zeigt Hermann Gries aus Rutesheim den Besuchern der Büchereizweigstelle Leonberg-Warmbronn derzeit 41 Exponate. Ein kleiner Teil seiner Werke, denn Hermann Gries hat im Laufe der Zeit rund 6000 Fotografien angesammelt. Es ist die Landschaft, die ihn fasziniert. „In Landschaftsaufnahmen ist diese Tiefe, der Bezug zur menschlichen Existenz“, sinniert er. Auch Motive aus der Botanik existieren. In seiner derzeitigen Ausstellung legt Gries sein besonderes Augenmerk auf die Detailfotografie. „Sehr strenge, formale Motive reizen mich“, betont er.

 

Doch, wie hat Hermann Gries den Weg in die Fotografie gefunden? „Meine Frau sagt, ich bin ein Romantiker“, sagt Gries und lächelt. Bereits im Jahre 1978 richtete sich Gries ein keines Labor ein, in welchem er seine Filme entwickelte und ein kleines bisschen weiter bearbeitete. Später folgte dann der Weg in die Digitalfotografie.

„Ein Freund erzählte mir 2006, dass am Killesberg die Messehalle umgebaut wird. Da hab ich meine Kamera geschnappt und bin da hingegangen“, lacht er. Zu sehen waren Baugruben und Container. Beim näheren Betrachten entdeckte Gries Strukturen, Rostflecken, abgeplatzten Lack und diese speziellen Lackierungen, die immer wieder durchbrochen waren. All dies diente ihm als Motiv.

Grenzen überschreiten

Einen weiteren „Tatort“, wie es der Fotokünstler selbst nennt, fand Gries in Stuttgart-Feuerbach. Eine Recyclingfirma ließ hier sein Herz schneller schlagen. „Ich bin da samstags mal hin und hab mich da hinein begeben“, lächelt er und fährt fort: „Die Gefahr, Grenzen zu überschreiten, das gehört zu diesem Hobby. Das macht mir ungeheuer Spaß. Das Suchen dieses Abenteuers. Es ist wie ein Rausch“. Auch die Angst, entdeckt zu werden, spielt dabei eine Rolle. „Das hat einen reizvollen Charakter“, betont er. So entstehen bei einem Exkurs rund dreihundert Fotografien. Bis zu zwei Monate werden in der Folge die Fotos gesichtet und verarbeitet.

Außerdem war ein Recyclinghof in Winnenden Motivgeber. „Riesige Maschinen, große Papierrollen und diese Halle – das hatte schon etwas Beängstigendes“, beschreibt Gries seine Empfindung.

Ganz besondere Gefühle erfährt Gries auch auf der Insel Sylt. Hier ist es das Meer, das Watt und ein Schiffswrack, welches er für sich fotografisch entdeckt hat. Brauner Schlamm, Ebbe und Flut – dies sind seine bevorzugten Perspektiven auf der Insel. „Dieses Marode, ich finde das faszinierend. Diese Abgründe“, schwärmt er. Dabei spielt das Wetter in der Fotografie eine nicht unwesentliche Rolle. „Es sollte möglichst dunstig, aber hell sein“, betont er.

So ist die Fotografie eine Leidenschaft von Hermann Gries. „Wenn Sie etwas nur wollen, funktioniert das nicht. Sie brauchen diese Begeisterung.“ Doch auch für den Betrachter hat er eine Botschaft: „Das, was Sie in den Bildern entdecken, was Ihr Herz berührt, das sagt etwas über Sie aus. Über Ihre Hoffnungen, Ihre Ängste oder über den Konflikt in dem Sie stehen“.