Auf Schloss Filseck zeigt Gerd Schwanitz seine digitalen Kunstwerke. Stift, Pinsel oder Spachtel braucht der 64-Jährige schon lange nicht mehr.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Uhingen - Der mächtige Geislinger Ödenturm droht einen zu erschlagen. Aus der Burgruine Reußenstein scheint das Blut zu tropfen. Und der Göppinger Storchen wirkt, als handle es sich um ein mittelalterliches Fresko, das ein Restaurator in mühevoller Puzzlearbeit wiederhergestellt hat. Des Weiteren gibt es Kirchen und Kapellen, die den Betrachter anzuspringen scheinen, sowie Gebäude, deren markante Architektur ungewöhnlich entstellt daherkommt. Ob es die Silhouette der Drei Kaiserberge ist, das Wäscherschloss oder die Hiltenburg: die Motive sind wohlvertraut und wirken doch so fremd.

 

32 Werke des Künstlers Gerd Schwanitz sind zurzeit auf Schloss Filseck bei Uhingen ausgestellt. Der gleichnamige Förderkreis ist immer wieder auf der Suche nach Bildern und Gemälden, die zum einen ins Ambiente des hochherrschaftlichen Hauses passen und zum anderen den Blick für die Schätze der Umgebung schärfen. Mit der aktuellen Schau wurde demnach ein echter Volltreffer gelandet. Denn obwohl Schwanitz in Braunschweig das Licht der Welt erblickt hat und heute in Stuttgart lebt, ist er in die Naturschönheiten und in die Sehenswürdigkeiten des Landkreises Göppingen geradezu verliebt – und bringt sie zu Papier.

Aus Altem etwas Modernes schaffen

Stift, Pinsel oder Spachtel braucht der 64-Jährige dafür schon lange nicht mehr. Ihm sind ein Computer, die entsprechenden Programme und eine Maus genug. Vor rund zehn Jahren hat Gerd Schwanitz mit der digitalen Malerei begonnen. Sein Freund und Geschäftspartner Wolf Dieter Simon aus Hattenhofen hat das Projekt nicht nur angestoßen, sondern in Form einiger Fotografien auch gleich die inhaltlichen Vorlagen geliefert. „Es gibt hier in der Gegend ja unzählige markante Objekte, die schon hundertfach abgebildet worden sind. Mir geht es darum, diese in die Neuzeit zu übertragen, aus dem Alten etwas Modernes zu machen und das oft Versteckte herauszuarbeiten“, betont der Künstler.

Dass ein Foto die Basis für Schwanitz’ Werke bildet, ist in den meisten Fällen gar nicht mehr spürbar. In bis zu 50 Einzelschritten zerlegt er das Original, bildet neue Ebenen, setzt andere Farben ein. Allerdings verwendet der Beuys-Schüler nur die Formen, die im ursprünglichen Objekt vorhanden sind, vervielfältigt und bearbeitet sie, mit dem Ziel ein neues einheitliches Bild zu schaffen. Je nachdem, wie viele Ebenen übereinandergelegt werden, entstehen unterschiedliche Effekte. „Von Aquarell bis Grafik , von Pop-Art bis 3-D ist alles möglich“, sagt Schwanitz.

Vielfältige Kunstform

Angetan habe es ihm vor allem die Vielfältigkeit dieser Kunstform. „Wenn man eine gewisse Freude am Entdecken hat, bietet einem das Medium Computer alles, um sich und seine Arbeit schöpferisch weiterzuentwickeln“, fügt er hinzu. Einerseits lasse sich der Blick auf das Wesentliche lenken, wie etwa auf die spannende Architektur der Faurndauer Stiftskirche. Andererseits gehe es aber auch bis weit hinein in den Bereich der Abstraktion. Auf den ersten Blick sehe dabei alles ganz einfach aus und so, als ob das jeder könne. „Einige meiner Freunde haben deshalb gemeint, dass sie das jetzt auch mal machen.“ Aber so leicht ist es dann wohl doch nicht“, erklärt der Künstler mit einem breiten Lächeln.

Und auch wenn er heute keinen Pinsel mehr in die Hand nimmt und die klassische Malerei vollständig eingestellt hat, nutzt Schwanitz die Erfahrung, die er mit den konventionellen Techniken gesammelt hat, um diese in die digitale Kunst zu übertragen. Gleichgesinnte oder auch nur Nachahmer gibt es bis jetzt selten. Hierzulande, das räumt er unumwunden ein, gingen diese Veränderungen ausgesprochen zäh vonstatten. „In den USA sieht das ganz anders aus. Das Interesse an digitaler Kunst ist dort gewaltig“, sagt er.

Ein Zurück zur Staffelei schließt der Wahl-Schwabe für sich selbst dennoch kategorisch aus: „Für mich ist einfach der Reiz weg. Außerdem findet es meine Frau einfach toll, dass ich nicht mehr male, weil meine Kleidung seither viel sauberer ist.“

AusstellungAuf Schloss Filseck werden die digitalen Kunstwerke von Gerd Schwanitz bis zum 1. März gezeigt. Ein Besuch ist tagsüber jederzeit möglich. Weitere „Computergemälde“ des Künstlers sind in der Galerie Wilhelmstraße 17 in Stuttgart-Bad Cannstatt, im Druckhaus Walter in Kornwestheim sowie – vom 18. März an – im Waiblinger Druckhaus ausgestellt.