Auf einem Staudamm in Luxemburg hilft die Winnender Firma bei der Entstehung eines Reverse Graffito. Unsere Bildergalerie zeigt: Es ist nicht das erste Mal, dass sich Kärcher für die Kultur engagiert.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Mehr als hundert Meter breit, 30 Meter hoch: Die Ausmaße dieses Kunstwerks sind gigantisch. Es entsteht nicht auf einer Leinwand, sondern auf einer Staumauer im luxemburgischen Vianden. Es handelt sich um ein sogenanntes Reverse Graffito, bei dem durch das gezielte Abtragen von Verschmutzungen per Hochdruckreiniger aus dem Kontrast von gereinigter und ungereinigter Fläche eine Zeichnung entsteht. Das Motiv sind Porträts von Arbeitern, die seinerzeit beim Bau der Staumauer beteiligt waren. Pünktlich zum Kunstfestival „Konschtour 2023“, das am 27. Mai beginnt, wird das Kunstwerk fertig sein.

 

Hinter dem Riesenbild steckt der deutsche Künstler Klaus Dauven – in einer Kooperation mit der Winnender Firma Kärcher, dem luxemburgischen Energieunternehmen SEO und dem Kunstverein ViArt Vianden. „Ich wollte mit der Zeichnung eine Hommage an die Arbeiter schaffen, die den Damm erbaut haben“, erklärt Dauven. Das Motiv stehe in einer Reihe mit weiteren Porträts, wie er sie schon in Bamberg oder im südfranzösischen Hafenstädtchen Sète erstellt habe. „Im Gegensatz zu den Darstellungen von Blüten, Bäumen oder Tieren auf anderen Staudämmen, die mitten in der Natur liegen, passen menschliche Gesichter hier besser, da sich mit dem Ort Vianden ein urbaner Raum anschließt”, so Dauven.

Um die Zeichnung auf den Staudamm zu bringen, seilen sich Industriekletterer ab und bringen Ökomarker auf der verschmutzten Oberfläche an. Unterstützt werden sie von Vermessungstechnikern, die vom Boden aus entsprechende Stellen an der Wand mit Lasertechnik markieren. Wenn alle Markierungspunkte angebracht sind, arbeiten die Kletterer mit Hochdruckreinigern nach dem Prinzip „Malen nach Zahlen“ das Motiv aus Moos, Flechten und Pilzbewuchs heraus.

Reverse Graffiti verschwinden im Lauf der Zeit wieder

Das Unternehmen betont, bei den Arbeiten sei besonderer Wert auf nachhaltiges Vorgehen gelegt worden: „Das Wasser für die Hochdruckreiniger wird aus dem Unterbecken entnommen, und der Strom kommt vom Laufwasserkraftwerk am Fuße der Staumauer. Außerdem kommen keine Reinigungsmittel zum Einsatz“, heißt es in einer Mitteilung. Die Erstellung der Zeichnung dauert zwei Wochen. Drei Kaltwasser-Hochdruckreiniger, drei Industriekletterer, mehrere Kärcher-Mitarbeiter und der Künstler selbst waren dafür tätig. So imposant das Kunstwerk an der Staumauer von Vianden aussieht, es wird nicht von Dauer sein: Wie andere Reverse Graffiti wird das Bild durch Witterung und biologischen Bewuchs im Lauf der Zeit verschwinden.

Immer wieder aufsehende Aktionen mit Werbeeffekt

Es ist nicht das erste Mal, dass die Winnender Firma mit einem derartigen Projekt auf sich aufmerksam macht. Im Rahmen seines Kultursponsorings bringt das Unternehmen, das 2022 einen Umsatz von 3,16 Milliarden Euro machte, immer wieder kostenlos historische Gebäude, Monumente oder Landmarken auf Hochglanz – oder verhilft ihnen zu einem neuen Look. Seit gut 40 Jahren betreibt Kärcher diese Art von Sponsoring. Die Firma erhofft sich im Gegenzug von den aufsehenerregenden Aktionen einen großen Werbeeffekt.

Mit dem Künstler Klaus Dauven hatte Kärcher beispielsweise schon 2021 zusammengearbeitet. Auch damals war ein Reverse Graffito entstanden – damals allerdings in Frankreich, am Staudamm von Vouglans. Seinerzeit zauberten Arbeiter sogar ein 430 Meter breites Landschaftsbild auf den Damm.