Leonardo da Vinci gilt noch heute als Universalgenie seiner Zeit. Für seine Gemälde zahlen Kunstliebhaber 450 Millionen Dollar. Eines seiner berühmtesten Werke kann man an einem fast gewöhnlichen Platz bestaunen.

Digital Desk: Sandra Hartmann (shm)

Vor über 500 Jahren hat Leonardo da Vinci das sogenannte „Abendmahl“ gemalt. Experten datieren es auf 1495 und 1498. Das 4,6 auf 8,8 Meter große Bild zeigt die biblische Szene des letzten Abendmahls Jesu mit den Aposteln. Leonardo hat es auf die Nordwand des Speisesaals im Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie in Mailand gemalt. Es gilt als eines der berühmtesten und am häufigsten kopierten Gemälde der Welt.

 

Besucher können das Bild in dem dortigen Museo del Cenacolo Vinciano (Museum des Abendmahls von da Vinci) in Mailand anschauen. Die Tickets sind fast immer ausgebucht.

„Das Abendmahl“ ist nach der „Mona Lisa“, die im Louvre in Paris zu bestaunen ist, Leonardo da Vincis berühmtestes Gemälde. Das Bild zeigt Christus und die zwölf Jünger beim Letzten Abendmahl. Es gilt als Höhepunkt von Leonardos malerischem Schaffen, das er beinahe nicht selbst beendet hätte. Denn es handelte sich um eine Auftragsarbeit des Herzogs.

Das Werk wird für seine lebensechte Darstellung gelobt

Am 29. Juni 1497 schrieb Herzog Ludovico in einem Brief an seine Sekretärin Marchesino Stanga, dass Leonardo aufgefordert werden müsste, „die im Refektorium begonnenen Arbeiten zu beenden“. Während Ludovicos Richtlinie dessen Ungeduld verrät, so hat er doch seine Drohung, Pietro Perugino nach Mailand zu berufen, um das „Abendmahl“ abzuschließen, nie in die Tat umgesetzt. Den Abschluss des Projekts dokumentierte der Mathematiker Luca Pacioli und Freund Leonardos in seiner Widmung an den Herzog: Darin lobt er Leonardo und erwähnt das Wandbild als fertiggestellt.

Das Werk wurde schon bald nach seiner Fertigstellung für die lebensechte Darstellung der Emotionen und Affekte der Apostel gerühmt. Knapp zwanzig Jahre danach wurden jedoch erste Schäden an dem in Secco-Malerei ausgeführten „Abendmahl“ beobachtet. Leonardo hatte es mit Ölfarben auf eine zu feuchte Wand gemalt, dazu noch organische Farben verwendet, die sich als schlechte Wahl erwiesen. Wohl um die Ölfarben schneller zu trocknen, stellte er Kohlebecken im Refektorium auf. Die nicht verankerten Farbschichten von Leonardos Wandgemälde erwies sich bald als instabil.

Bald zeigten sich Risse, das feuchte Klima setzte dem Kunstwerk ebenfalls zu

In der Grundierung begannen sich bald Risse zu zeigen, die zur Anhebung der Oberflächenfarben führte. Das feuchte Klima und die Küche auf der anderen Seite der Wand beschleunigten den Prozess. Hinzu kamen der Einbau einer Tür, für die die Füße Christi geopfert wurden, Schläge von Hammer und Pferdehufen (Besatzung durch Napoleon), aufsteigendes Wasser in der Mauer, Schimmelbefall, Ruß, ein Bombentreffer an der gegenüberliegenden Wand (1943), ätzende Lösungsmittel und fehlgeleitete Restaurierungsprojekte.

Seither wurde in mindestens acht Restaurierungen versucht, die abbröckelnde Malschicht zu retten. Während der letzten Restaurierung hat Giuseppina Barcilon Brambilla sämtliche Übermalungen und Fixative der letzten Jahrhunderte entfernt (1977–1999). Dabei wurde festgestellt, dass der Hauptteil von Leonardos originaler Malschicht unwiederbringlich verloren ist. Heute ist nur noch ein Schatten des einstigen Werks zu bewundern.