Ein VHS-Kurs soll Menschen darauf vorbereiten, wie sie den Übergang in den Ruhestand gestalten können.

Renningen - Keine langen Stunden mehr im Büro, kein Weckerklingeln mehr am Morgen: Der Ruhestand bedeutet für jeden Menschen einen großen Einschnitt. Und längst nicht alle können mit dieser Situation umgehen, dass sie plötzlich nur noch dürfen, nichts mehr müssen, sagt der Systemische Berater Michael Schwelling. Im Haus am Rankbach in Renningen leitet er am 25. November einen VHS-Kurs mit dem Titel „Wenn der Wecker nicht mehr klingelt – Der gar nicht so einfache Übergang in den Ruhestand“. Im Zentrum stehen Fragen wie: „Was tun, wenn meine fachlichen Kompetenzen nicht gebraucht werden?“, „Welche Ziele setze ich mir?“ und „Welche Aufgaben können mir Sinn geben?“

 
Foto: privat
Herr Schwelling, wie kamen Sie auf die Idee zu diesem speziellen Kursthema?
Das Thema an sich ist gar nicht so ungewöhnlich. Aus der Praxis weiß man, dass es viele Menschen gibt, die nach dem Ruhestand in ein Loch fallen, weil es anders ist, als sie es sich vorgestellt haben. Ich hatte selbst auch einige Klienten mit diesem Problem und dachte mir deshalb: Vielleicht ist das noch für andere interessant.
Ist das ein neues Phänomen?
Es hängt schon mit unserer Leistungsgesellschaft zusammen, dass die Leute ständig gefragt werden: Was machst du? Trotzdem gibt es das Problem schon länger, es hat sich nur früher niemand darum gekümmert. Jetzt erst rückt es immer mehr in den Fokus, aber es wird immer noch sehr unterschätzt.
Was genau ist das Problem dieser Menschen, die mit dem Ruhestand nicht klarkommen?
Die Leute machen Pläne und denken: Wenn ich in den Ruhestand gehe, dann mache ich dieses und jenes, aber sie bedenken dabei nicht, dass sich das dann vollkommen anders anfühlt, als sie es sich während ihrer Berufstätigkeit vorgestellt haben. Wer gerne Fahrrad fährt, Briefmarken sammelt oder ein anderes Hobby hat, merkt oft: Was ihm früher wochenends als Ausgleich gedient hat, ist jetzt nicht mehr lebensfüllend. Es ist ja so, dass wir uns im Leben vieles aussuchen: Den Beruf, die Familie, das sind alles Dinge, für die wir uns bewusst entscheiden. Aber der Ruhestand trifft uns einfach so, mit 65 Jahren heißt es: Du musst gehen. Es gibt Menschen, die kommen damit gut klar, andere überhaupt nicht.
Gibt es Menschen, die davon eher betroffen sind als andere: Chefs oder Angestellte, bestimmte Berufsgruppen?
Nein, es kommt immer auf die Persönlichkeit an. Das kann einen ehemaligen Chef ebenso treffen wie einen Angestellten, deren Tagesablauf ein Leben lang strukturiert war und dann plötzlich nicht mehr. Da geht es um acht Stunden am Tag, oftmals mehr. Viele machen sich nicht klar, dass, wenn das wegfällt, das ein riesiger Einschnitt ist.
An wen richtet sich Ihr Seminar?
Mein Seminar ist vor allem für diejenigen gedacht, die noch fünf bis zehn Jahre bis zur Rente vor sich haben. Denn es braucht Zeit, sich auf diese Veränderung einzustellen. Oft kommen Teilnehmer, die schon in Rente sind und dann sagen: Diesen Kurs hätte ich vor fünf Jahren machen sollen. Die sind natürlich auch willkommen, der Kurs ist für jeden offen. Wichtig ist, dass die Menschen lernen, ihre Lebenszeit als eine erfüllte Zeit zu erleben. Denn es kommt nicht darauf an, an einem Tag möglichst viel unternommen oder geleistet zu haben. Es geht darum, dass man am Abend das Gefühl hat: Das war ein sinnvoller Tag.

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