Die Szene ist problematischer: Carlus Padrissa definiert den Chor als Flüchtlingsgruppe, deren Leben hier offenbar irgendwie neu geschaffen werden soll; dekorative Videos und politisch korrekte Parolen werden auf einen Gazevorhang projiziert, und die Solisten – Mari Eriksmoen, Daniel Schmutzhard, Martin Mitterrutzner – schreiten entweder in fantastischen Kostümen einher oder hängen armwedelnd von einem Gestell herunter oder schwimmen vor und zwischen ihren Solo- und Duoszenen in einem Aquarium herum. Das Ganze ist eine ebenso platte wie schick wirkende Bebilderung mit einer dekorativ missbrauchten, klein geschrumpften Version der aktuellen Flüchtlingstragödie, die einen schalen Nachgeschmack hinterlässt. Vergessen wir’s. Und schauen in ein, zwei Jahren nach, ob Kultur und Städtebau in Boulogne-Billancourt weiter ineinandergewachsen sind. Dann könnte La Seine Musicale eine Blaupause sein – vielleicht sogar für Stuttgart.

 

Termin „Die Schöpfung“ mit La Fura dels Baus und dem Insula Orchestra ist 1. und 2. Juni bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen zu sehen

Konzerthaus Das Programm von La Seine Musicale: www.laseinemusicale.com