Bisher waren sie Teamkolleginnen, von nun an sind sie Konkurrentinnen – die Lacrosse-Damen aus Degerloch und Tübingen. Die Spielgemeinschaft der Neckar-Nixen endet mit der aktuellen Saison. Der Abschied schmerzt.

Degerloch/Tübingen - Ein klein wenig lag über dem Lacrosse-Spieltag der Frauen auf der Waldau an jenem Samstag Ende Mai ein Hauch von Abschiedsschmerz. Die Neckarnixen beendeten nämlich mit ihrem 7:6-Sieg gegen Heidelberg und der 2:12-Niederlage gegen München nicht nur die aktuelle Bundesligasaison, sondern auch die seit acht Jahren bestehende Spielgemeinschaft. Ging die SG Stuttgart/Tübingen bisher mit einer Mannschaft in der ersten Liga und einer etwas schwächeren in der zweiten Liga an den Start, so werden die Teams in der nächsten Saison im Herbst nicht mehr leistungsmäßig, sondern geografisch getrennt.

 

Einzug in Bundesliga-Play-Off-Runde nur knapp verpasst

Dann werden sich die bisherigen Kolleginnen als TSG Tübingen und als ABV Stuttgart zum Derby als Gegnerinnen gegenüberstehen. „Wir werden künftig beide deutlich schwächer sein als die bisherige Erstligamannschaft. Das Erreichen der Play-Offs dürfte in den nächsten Jahren kein Thema sein“, sagt die Angreiferin Nina Brose.

Die 21-Jährige, mit 27 Toren in 16 Spielen zweitbeste Schützin der Neckarnixen, und ihre Teamkolleginnen haben diesmal den Einzug in die Bundesliga-Play-Off-Runde nur knapp verpasst. Zwar gab es gegen den direkten Rivalen aus Heidelberg zwei Siege. Weil aber die SG Stuttgart/Tübingen gegen Karlsruhe patzte, dürfen nun die Heidelbergerinnen mit den Münchener Frauen (16:0-Siege) um den Einzug in die Endrunde spielen. „München steht im Süden ganz weit über der Konkurrenz“, sagt Brose über die Bayerinnen, die in den vergangenen beiden Jahren in ihrer Gruppe alle 30 Spiele gewonnen haben und sich im vergangenen Jahr die deutsche Vizemeisterschaft hinter Hannover gesichert haben.

Zusehends spielen sich andere in den Vordergrund

Auch in Stuttgart wird das Niveau in der jungen Sportart Lacrosse im Damenbereich aber immer besser, auch wenn eine 0:20- und eine 2:12-Niederlage gegen die Münchenerinnen eine deutliche Sprache bezüglich des noch bestehenden Abstands sprechen. Bei den Neckarnixen, die zuletzt auf ihre Nationalspielerin Pia Balz (beruflich im Ausland) verzichten mussten, spielen sich zusehends andere Leistungsträgerinnen in den Vordergrund. Beispielsweise die beiden Angreiferinnen Nina Brose aus Ruit oder die erst 17 Jahre alte Jenna Fisher aus Leinfelden.

Die US-Amerikanerin zog im vergangenen August mit ihren Eltern in die Region Stuttgart und brachte von ihrer High School in Tennessee bereits einige Erfahrung in der Sportart mit. „Ich bin bei den Neckarnixen super aufgenommen worden, und das sportliche Niveau ist auch etwas höher als an meiner High School“, sagt Fisher, die in Deutschland Schülerin an der Internationalen Schule in Degerloch ist.

Einige Spielerinnen mit amerikanischen Wurzeln

Die Mannschaft und Stuttgart muss der Teenager schon in wenigen Wochen schweren Herzens wieder verlassen, weil sie zurück in die Staaten geht, um dort ihr letztes Schuljahr und anschließend ein Studium angeht. „Ich werde aber mit meinen Mannschaftskolleginnen über E-Mail und Skype in Kontakt bleiben, die Saison hat mir viel Spaß gemacht“, sagt Fisher, die neben Brose im Angriff spielt und hauptsächlich für die Vorbereitung zuständig ist.

Amerikanische Wurzeln hat, was die Sportart angeht, auch Nina Brose. Die Studentin der Luft- und Raumfahrt lernte Lacrosse vor sechs Jahren während einer Austauschzeit in Colorado kennen und schloss sich nach der Rückkehr sofort den Neckarnixen an, die damals noch unter dem Dach des HTC Stuttgarter Kickers zuhause waren.

Ziel ist die Europameisterschaft in Tschechien

Die Heimat des Clubs ist weiterhin Degerloch, allerdings ist Stuttgart Lacrosse seit einem guten halben Jahr eine Abteilung des ABV Stuttgart. Während die Männer als amtierender deutscher Meister am Wochenende in Leipzig gegen die Bielefeld Hawks erneut um den Einzug in die deutsche Endrunde kämpfen, haben die Frauen Sommerpause. Nina Brose freilich noch nicht ganz, denn für sie steht noch ein Lehrgang mit der Nationalmannschaft, ihr mittlerweile dritter an. Das Ziel ist die Teilnahme an der Europameisterschaft im nächsten Jahr in Tschechien.