Lärmschutz am Flughafen Stuttgart Flughafen bleibt in der Routen-Debatte neutral

Der Flughafen Stuttgart will Fluglärm auf mehreren Ebenen eindämmen. Foto: Horst Rudel

Auf gute Nachbarschaft mit den Anrainern setzt der Flughafendirektor Ulrich Heppe. In der Abstimmung über die Zukunft der neuen Flugroute will der Flughafen Stuttgart neutral bleiben.

Der Flughafen wird sich bei der Abstimmung über die Zukunft der neuen Flugroute neutral verhalten. „Für uns hat die alternative Route weder Vor- noch Nachteile. Den Probebetrieb haben wir befürwortet, um durch begleitende Messungen zu einer validen Datenbasis in der Sache zu kommen“, sagte Flughafendirektor Ulrich Heppe beim Mediengespräch.

 

Wenn jetzt aber wohl am 6. Mai über eine Empfehlung pro oder contra der neuen Route neu abgestimmt werde, wolle sich der Flughafen neutral halten. „Als guter Nachbar für alle Gemeinden ist uns Transparenz und Glaubwürdigkeit im Prozess wichtig“, brachte Heppe die Position der Flughafengesellschaft (FSG) auf den Punkt.

Um zwischen den Kommunen im Neckartal und auf den Fildern zu vermitteln, ist Ulrich Heppe als Sprecher der Flughafen-Geschäftsführung auch in Gremien unterwegs, um über Fluglärm und über die neue Route ins Gespräch zu kommen. Ihm ist es wichtig, die Betroffenen anzuhören. Um sich ein Bild von der Situation der neu von der Route in Richtung Süden Betroffenen zu machen, hat sich Heppe neben die Lärmmessanlage in Wolfschlugen gestellt. „Der Lärm ist sehr deutlich zu hören, zumal die Anwohner ja vorher gar nicht belastet waren.“ Ebenso habe er aber Verständnis für die Menschen im Neckartal, die froh seien über jede Entlastung. Da nach den Einbrüchen in der Coronapandemie die Flugbewegungen jetzt wieder zunähmen, gebe es mehr Beschwerden. Allerdings geht Heppe auch davon aus, dass nach der langen Phase mit weniger Flügen bei vielen die Sensibilität geschärft sei.

Das Ziel der FSG sei es, die Anrainer des Flughafens umfassend vom Fluglärm zu entlasten. Der Trend, dass die Fluggesellschaften leiseres und größeres Fluggerät einsetzten, hält aus Heppes Sicht an. Das spiegelt sich ihm zufolge in den Fluggastzahlen wider. 2023 gab es 92 094 Flugbewegungen (2022: 85 822 Bewegungen). Das entspricht einem Plus von 7,3 Prozent. Dagegen sind die Passagierzahlen um 20,7 Prozent auf 8,4 Millionen geklettert (2022: 6,7 Millionen).

Elektrifizierte Bodenflotte ist leiser

Welche Möglichkeiten hat der Airport, den Lärm für Anrainer einzudämmen? Heppe nennt hier passiven Schallschutz für betroffene Gebäude ebenso wie die Elektrifizierung der Bodenflotte. Die FSG erfasst laufend die durch den Luftverkehr verursachten Schallimmissionen. Die acht Außenmessstellen liegen in besiedelten Gebieten von Scharnhausen, Berkheim, Neuhausen, Bernhausen, Stetten, Steinenbronn, Echterdingen und Denkendorf. Die Auswertung veröffentlicht der Flughafen in monatlichen Fluglärmberichten sowie über das Online-Tool TraVis (Track Visualisation). Mit diesen Live-Daten schaffe man volle Transparenz, ist Heppe überzeugt.

Die Planungen für die neue Flugroute unter der Federführung der Deutschen Flugsicherung hat der Eurowings-Pilot Marc Hasenbein mit begleitet. Wie beurteilt er die Route aus fliegerischer Sicht? „Sie ist aus Pilotensicht keine Besonderheit“, sagt Hasenbein. „Frühe Kurven nach dem Start erfahren die Piloten an vielen Flughäfen.“ Die durch den Einsatz aktuellster Navigation möglichen präzisen Kurvenradien „spiegeln den neuesten Navigationsstand wider“. Die neue Abflugroute ist nur davon abhängig, ob die Betriebsrichtung nach Osten gewählt werden kann. „Alleine die Windsituation bestimmt die Betriebsrichtung.“ Die Abflugroute könne bei jedem Wetter geflogen werden. Macht der steilere Abflugwinkel einen Unterschied? „Nein, weder Leistungsanpassungen der Triebwerke noch eine veränderte Landeklappenstellung sind erforderlich.“

Der Flughafendirektor Ulrich Heppe kommt am Montag, 29. April, um 18 Uhr in die Versammlung des Verwaltungsverbands Plochingen in der Kelter Deizisau.

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