Egal ob blond oder brünett. Läuse lieben alle Haare. Nicht einmal vor Heidi Klums Topmodels machen sie Halt. Die 16-jährige Anna-Maria will den Krabbeltieren nun in der Sendung mit einem Spezialshampoo zu Leibe rücken.

Stuttgart - Kennen Sie das auch, dieses Gefühl, wenn es am Kopf juckt und man sich ständig kratzen muss? Möglichst unauffällig, damit es auch bloß keiner sieht. Nein, schön ist das nicht. Ein Grund für solche Juckattacken können Kopfläuse sein. Gerade drei Millimeter klein bewirken sie doch große Unannehmlichkeiten. „Warum gerade ich?“, fragen sich die Betroffenen. „Pech gehabt“, antwortet da Marita Völker-Albert, die Pressesprecherin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln (BZgA). „Denn Kopfläuse kann jeder bekommen.“

 

Das musste jetzt sogar eines von Heidi Klums „Topmodels“ schmerzlich erfahren: Die 16-jährige Anna Maria hat Kopfläuse. Das bestätigte gestern eine Sprecherin von Pro Sieben Sat 1 in München. Die kleinen Blutsauger haben es sich in ihren langen dunklen Haaren gemütlich gemacht und vermehren sich dort eifrig. Woher die Model-Anwärterin die kleinen Biester hat, ist nicht klar. „Sie vermutet, dass sie vielleicht beim Shoppen einen Hut aufprobiert hat und sich die Läuse so eingefangen hat“, sagte die Sprecherin. Außerdem seien „die Mädchen“, wie Klum die Kandidatinnen nennt, unter anderem auch auf der New York Fashion Week und darum immer in engem Kontakt mit vielen Menschen gewesen. Auch hier könnte Anna Maria die Läuse bekommen haben.

Läuse lauern im Flugzeug und in der Bahn

Kopfläuse sind sogenannte Menschenläuse, weil sie sich ihm angepasst haben und auf ihm leben. Ihr natürlicher Lebensraum ist die menschliche Kopfbehaarung. Bevorzugt finden sie sich in der Nacken-, Ohren- und Schläfengegend. Liegt ein besonders starker Befall vor, wandern sie auch an andere behaarte Stellen des Oberkörpers. Kopfläuse können weder fliegen noch springen. Sie krabbeln von Haarschopf zu Haarschopf und werden so übertragen. Wählerisch sind sie dabei übrigens nicht: Ob lang oder kurz, blond oder dunkelhaarig, glatt oder kraus, „jeder behaarte Kopf ist ihnen als Nahrungsquelle willkommen“, sagt Marita Völker-Albert.

Der bloße Gedanke an die kleinen Krabbeltiere ruft bei den meisten von uns zumindest ein mieses Kribbeln hervor. Ob auf den Kopfstützen im Flugzeug oder an den Kissen im Zug, überall lauern sie, um es sich auf einem ahnungslosen Kopf gemütlich zu machen. Ein Horrorszenario für jeden Hypochonder. Doch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt Entwarnung. „Eine Kopflaus würde ihren natürlichen Lebensraum, den menschlichen Kopf, niemals freiwillig verlassen“, so steht es in einer Infobroschüre. Das würde sie nämlich nicht überleben. Denn die Kopfläuse ernähren sich von Blut, das sie aus der menschlichen Kopfhaut saugen. Ohne regelmäßige Nahrung sterben sie nach spätestens 55 Stunden ab. Dass Kopfläuse über Gegenstände übertragen werden, hält man daher beim Stuttgarter Gesundheitsministerium für ungewöhnlich. Grundsätzlich ausschließen könne man es allerdings nicht, heißt es dort. Eine Lausübertragung über einen Hut, wie möglicherweise bei Klums’ Anna Maria, ist also denkbar. Auch wenn viele den Eindruck haben: im Vergleich mit den vergangenen Jahren gibt es laut Gesundheitsamt in diesem Jahr nicht mehr Lausbefall als sonst.

Haare abschneiden nicht mehr nötig

Vor Kopfläusebefall kann sich keiner so richtig schützen. Da hilft nur, den engen Kontakt zu betroffenen Personen zu vermeiden. Entgegen allen Vorurteilen gilt: Kopflausbefall hat absolut nichts mit der persönlichen Sauberkeit zu tun. „Auch auf einem bestens gepflegten Kopf können sich Läuse wohl fühlen und vermehren“, sagt die BZgA-Sprecherin Völker-Albert. „Die Tiere sollen sogar frisch gewaschenes Haar bevorzugen.“

Kinder trifft es am häufigsten. Jeden Tag sind sie mit anderen Kindern in Schulen und Tagesstätten zusammen, spielen gemeinsam und toben rum. Mädchen bekommen Völker-Albert zufolge etwas häufiger Kopfläuse als Jungen, da sie beim gemeinsamen Spielen öfter Körperkontakt haben und die Köpfe zusammenstecken. Wichtig: Eltern, deren Kinder Läuse haben, sollten das umgehend der Einrichtungsleitung melden.

Das gemeine Lausproblem ist auch dem Berliner Starfriseur Udo Walz bestens bekannt. Nach den Sommerferien kommen immer wieder besorgte Mütter zu ihm, deren Kinder sich im Ferienlager die Krabbeltiere eingefangen haben. „Das klingt zwar immer so ein bisschen eklig“, witzelt Walz, „aber das ist alles längst nicht mehr so schlimm wie früher.“ Heute müsse sich niemand mehr wegen Kopflausbefalls die Haare abschneiden, sagt der Friseur. In der Apotheke gebe es genügend Mittel, die bei Kopfläusen helfen. Aufatmen bei Heidi Klum und ihrem Nachwuchsmodel Anna Maria: das Jucken hat bald ein Ende. Die Brünette muss nicht die Schere an ihre Mähne ansetzen. Stattdessen will die 16-Jährige den kleinen Biestern am Donnerstagabend in der Sendung mit einem Spezialshampoo zu Leibe rücken.

Lausalarm - was tun?

Mögliche Betroffene sollten ihre Haare Strähne für Strähne nach Kopfläusen und deren Eiern (Nissen) untersuchen. Besonders gründlich sollte hinter den Ohren und in der Schläfen- und Nackengegend nachgesehen werden. Das Gesundheitsamt empfiehlt zusätzlich, normale Haarspülung auf das feuchte Haar aufzutragen und bei gutem Licht mit einem Nissenkamm durchzukämmen. Das Haar muss gescheitelt sein und Strähne für Strähne gekämmt werden. Der Kamm sollte von der Kopfhaut aus zu den Haarspitzen gezogen werden und nach jedem Kämmen auf einem weißen Tuch abgestreift werden. Ein Befall liegt vor, wenn auf dem Kopf lebende Läuse oder Nissen in weniger als einem Zentimeter Abstand vom Kopf gefunden werden. Auch sämtliche Familienmitglieder müssen untersucht werden. Ein Befall muss sofort gemeldet werden.

Zur Abtötung von Kopfläusen rät das Gesundheitsamt den Betroffenen, Lösungen, Shampoos oder Gele, die äußerlich angewendet werden. Empfohlen werden Arzneimittel mit den Wirkstoffen Allethrin, Lindan, Pyrethrum und Permethrin ebenso wie das Moskito-Läuse-Shampoo. Die Arzneimittel gibt es rezeptfrei in Apotheken. Soweit die Mittel vom Arzt verordnet werden, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Kinder bis zwölf Jahre. Eine gründliche Kopflausbehandlung dauert bis zu 17 Tagen.

Kämme, Bürsten sowie Haarspangen und -gummis sollten mit heißer Seifenlösung gereinigt werden. Bettwäsche, Handtücher, Schlafanzüge und Unterwäsche bei 60 Grad waschen. Mützen, Hüte, Schals und Kuscheltiere sollten über mehrere Tage luftdicht in einem Plastiksack verpackt werden.