Das LKA stellt zusätzliche Computer-Experten in Stuttgart und Freiburg ein. Sie sollen besonders die Beweissicherung unterstützen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Längst ist das Internet zum Tatort für Verbrecher jeden Kalibers geworden. Damit die Polizei den Tätern im Netz schneller auf die Spur kommt, hat der Landtag nun 15 neue Stellen bewilligt, um die Polizei stärken, wie das Innenministerium mitteilt. Gesucht werden zurzeit Informatiker, die bei der Beweissicherung, der Datensicherung, aber auch beim Erstellen von Analysesoftware die Arbeit der Ermittler unterstützen sollen.

 

Dreizehn der neuen Spezialisten sollen im Landeskriminalamt Baden-Württemberg in Stuttgart arbeiten, zwei an der Freiburger Akademie der Polizei im Bereich Ausbildung, sagt die Sprecherin des Innenministeriums, Alice Loyson-Siemering. Geschaffen worden sind die Stellen nach einer Empfehlung des Sonderausschusses "Konsequenzen aus dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen: Jugendgefährdung und Jugendgewalt". "Die Polizei soll künftig noch schneller digitale Spuren auswerten und verfolgen können", sagt die Sprecherin. Im Fall des Amokläufers von Winnenden hatten Computerspiele, Filme und Einträge des Jugendlichen in Internetchats vor der Tat eine Rolle gespielt.

Die Experten beschäftigen sich mit Beweissicherung und Betrügersoftwares

Die neuen Experten sollen im Landeskriminalamt (LKA) daher vor allem bei der Sicherstellung und Auswertung digitaler Spurenträger helfen. Zu ihren Aufgaben zählt zudem die Analyse von Schadsoftware. Das sind zum Beispiel Computerprogramme, mit denen Betrüger die Banktransaktionen von Kontoinhabern im Netz manipulieren und sich so auf Kosten der Kunden bereichern. "Zu ihren Aufgaben gehört es dann voraussichtlich auch, den Markt im Blick zu haben, um zu wissen, welche neuen Analysetools es gibt", sagt der LKA-Sprecher Horst Haug.

Einen der größten Fälle im Online-Banking-Betrug löste das baden-württembergische LKA vergangenen Herbst mit den Kollegen aus Nordrhein-Westfalen. Eine Bande hatte mit der unter dem Namen Katusha bekannten Software rund 260 Überweisungen gefälscht und dabei einen Schaden in Höhe von 1,65 Millionen Euro verursacht. Weitere Überweisungen in Höhe von 1,2 Millionen Euro konnten durch das Eingreifen der Ermittler verhindert werden.

Das Internet erleichtert auch Dieben das Handwerk

Die Analyse von Fällen wie diesen, der bundesweit als eine der größten Online-Betrügereien gilt, werden in Zukunft auch zu den Aufgaben der neuen LKA-Mitarbeiter zählen. "Schließlich wollen wir die Nase vorne haben", sagt Haug. Doch nicht nur bei den Verbrechen im großen Stil wird der Rat der Experten benötigt. Offenbar ist in Zeiten des Internets auch ein einfacher Diebstahl leichter geworden. "Statt wie früher in den Laden zu gehen und etwas mitzunehmen, gehen die Täter online und bestellen etwas, ohne zu bezahlen", beschreibt der LKA-Sprecher Haug die Tücken des digitalen Zeitalters.

Grundsätzlich werden alle Polizeianwärter für den mittleren und gehobenen Dienst zu Ersteinschreitern für Kriminalität im Zusammenhang mit Internet- und Kommunikationstechnik ausgebildet, erklärt die Ministeriumssprecherin Alice Loyson-Siemering. Zudem gibt es im Land 440 Sachbearbeiter und 130 Kripobeamte, die in Datenträgeruntersuchung und digitaler Beweissicherung qualifiziert sind.