Landesfinanzminister Danyal Bayaz besucht die Exil-Villa des Großautors in Los Angeles – und entdeckt Parallelen zur Gegenwart.

Der San Remo Drive in Pacific Palisades führt durch eine feine Wohngegend im Westen von Los Angeles. Hohe Palmen säumen die Straßen, hinter ausladenden Bäume schimmern die Fassaden superteurer Villen. Als der deutsche Literaturnobelpreisträger und Exilant Thomas Mann 1942 sein neu erbautes Haus bezog, wohnte es sich dort noch recht einsam. Immerhin erlaubte die noch junge und daher niedrige Bepflanzung einen freien Blick hinunter zum pazifischen Ozean. Von 1942 bis 1952 lebte der zum Republikanismus konvertierte Dichterfürst in der im „internationalen Stil“ erbauten weißen Villa. Bauhaus außen, innen eingerichtet noch im Stil des späten 19. Jahrhunderts. In seinem Arbeitszimmer schrieb Thomas Mann den „Doktor Faustus“ und den letzten Band von „Joseph und seine Brüder“. Dort konzipierte er seine Reden an „Deutsche Hörer“, die der britische Rundfunksender BBC ins vom Nationalsozialismus verseuchte Deutsche Reich sendete. Im Umkreis von nur wenigen Meilen ließen sich weitere exilierte Geistesgrößen wie die Schriftsteller Lion Feuchtwanger (in der Villa Aurora) und Bert Brecht nieder, dazu die Philosophen und Soziologen Max Horkheimer und Theodor Adorno, die Musiker Bruno Walter und Otto Klemperer sowie etliche andere Künstler.