Ein Asylbewerber erhält eine fünfjährige Haftstrafe. Aus Frust darüber, dass er in in einem Vier-Mann-Zimmer wohnen musste, hatte er Anfang des Jahres im Flüchtlingsheim Feuer gelegt und hätte dabei fast zwölf Mitbewohner ermordet.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Aichtal - Wegen zwölffachen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung ist ein Asylbewerber am Donnerstag am Landgericht zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Der 26 Jahre alte Mann hatte am Anfang des Jahres in der Flüchtlingsunterkunft in Aichtal-Grötzingen an der Nürtinger Straße mitten in der Nacht die Matratze seines Bettes angezündet. Danach verließ er das Gebäude und ging zu Bekannten.

 

Richterin: Das Schicksal der Mitbewohner war Ihnen egal

Die Richter gehen von Heimtücke bei der Tat am 3. Januar aus, aber von einem bedingten Tötungsvorsatz des Mannes. Denn der 26-Jährige habe gewusst, dass er mit der Brandstiftung um 3 Uhr das Leben weiterer Bewohner des Heims gefährde, weil sie schliefen. „Doch das ist Ihnen egal gewesen“, sagte die Richterin Regina Rieker-Müller zu dem Mann. Ein Sachverständiger attestierte dem Asylbewerber eine Borderline-Persönlichkeitsstörung, die mit extremen Gefühlsschwankungen einhergeht, und eine starke Alkoholabhängigkeit. Der Gutachter konnte nicht ausschließen, dass der Mann daher bei der Tat nur erheblich eingeschränkt in der Lage gewesen sei, sein Handeln zu steuern.

Bei dem Feuer entstand ein Schaden von 60 000 Euro

Zum Zeitpunkt der Tat schliefen zwölf Personen in dem Gebäude. Indes erlitten lediglich zwei Bewohner leichte Rauchvergiftungen. Denn die Brandmelder schlugen früh an, sodass sich alle Bewohner rechtzeitig retten konnten. Einer von ihnen allarmierte die Polizei. Die Feuerwehr rückte bald an und konnte den Brand rasch löschen. Dennoch entstand ein hoher Schaden. Das Feuer zerstörte das gesamte Zimmer. Der Schaden am Gebäude und Inventar belief sich auf 60 000 Euro.

Als Motiv für die Brandstiftung vermuten die Richter Frust: Demnach sei der Mann, der seit geraumer Zeit in dem Flüchtlingsheim gelebt hatte, erbost darüber gewesen, dass er schon seit längerer Zeit in einem Vier-Mann-Zimmer wohnen musste. Diesen Umstand hielt der 26-Jährige offenbar für unerträglich. So hatte er bereits sieben Wochen vor dem Feuer bei einer Sozialarbeiterin angekündigt, dass er einen Brand legen werde, wenn er nicht anders untergebracht werde.

Die Polizei suchte lange vergebens nach einem Täter

Anfangs war der 26-Jährige nicht im Visier der Ermittler gewesen. Zwar deuteten die Spuren auf eine Brandstiftung hin. So bildete sich bei dem Feuer an einer Wand in dem Zimmer ein sogenannter Weißbrandtrichter. Wegen der hohen Hitze schlug sich dort kein Ruß nieder. Weil das Bett des 26-Jährigen an dieser Wand stand, muss das Feuer darin ausgebrochen sein.

Doch es dauerte mehrere Wochen ehe der Verdacht auf den Mann fiel. Per Zufall berichtete ein Bekannter des 26-Jährigen, dass dieser ihm noch in der Brandnacht von der Tat erzählt habe. Er habe die Worte aber nicht ernst genommen.

Der Asylbewerber wies die Vorwürfe zurück

Der 26-Jährige hat in dem Prozess die Vorwürfe abgestritten. Er kündigte an, sich für den Fall einer Verurteilung das Leben nehmen zu wollen. Wegen der Suiziddrohung soll der Mann nun hinter Gitter unter besonders intensiver Beobachtung stehen.

Die Richter gehen davon aus, dass ein weiterer Asylbewerber an der Tat beteiligt gewesen ist. Mit diesem soll der 26-Jährige in dem Zimmer eine kleine Party gefeiert haben. Der Mann ist derweil untergetaucht.