Beim dritten und letzten Praktiker-Stammtisch der Bio-Musterregion Ludwigsburg-Stuttgart in diesem Winter ging es kürzlich in Pleidelsheim um alles, was auf dem Acker blüht, wächst, krabbelt und flattert, also um die Förderung der biologischen Vielfalt.

Alicia Läpple, Biodiversitätsberaterin im Landratsamt Ludwigsburg, zeigte anschaulich die Bedeutung und Vielfalt der Biodiversität im Landkreis auf. „Erst durch die vielfältige Landbewirtschaftung entstand unsere artenreiche Landschaft mit der dazugehörigen bedeutsamen Tier- und Pflanzenvielfalt“, erläutert die Agrarwissenschaftlerin. Die Landwirtinnen und Landwirte im Landkreis Ludwigsburg leisten einen bedeutenden Beitrag, um diese Vielfalt zu erhalten. Die Teilnehmenden an diesem Abend waren daran interessiert, weitere Schutzmaßnahmen kennenzulernen, die sie auf ihren landwirtschaftlichen Flächen umsetzen können.

 

Zwar machen Äcker und Wiesen einen großen Teil der Flächen aus, aber besonders in stark besiedelten Wohngebieten „können auch Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen durch die Auswahl von einheimischen Pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen, und naturnaher Gartengestaltung viel wertvollen Lebensraum schaffen. Die einfachste Möglichkeit ist, beim Rasen mähen einen Teil stehen zu lassen, damit dort Kräuter und Blumen eine Chance haben, zu wachsen“, so Läpple. Für alle Gartenbesitzer ist sicherlich auch interessant zu erfahren, dass Nützlinge – als natürliche Gegenspieler zur Schädlingsbekämpfung – Hecken und blühende Kräuter benötigen.

Wie dem stark gefährdeten Rebhuhn geholfen werden kann

Bei anspruchsvolleren Arten, wie dem stark gefährdeten Rebhuhn, kommen allerdings mehrere Faktoren zusammen, die den Erhalt dieser Art schwierig machen: Der Verlust von Lebensraum und ein hohes Risiko durch Füchse und Greifvögel, aber auch nicht angeleinte Hunde, die die Bodenbrüter stören. Beim Thema Rebhuhnschutz knüpfte Charlotte Ritter vom Landschaftserhaltungsverband Ludwigsburg (LEV) an und stellte den Landwirtinnen und Landwirten die Förderangebote des LEV vor. Als wirkungsvolle Maßnahmen nannte Ritter das Anlegen einer Buntbrache und das Aussäen von Getreide mit größerem Abstand.

Über die Umsetzung unter anderem dieser beiden Maßnahmen in der Praxis berichtete der Betriebsleiter Werner Zibold aus Unterriexingen. Durch den erweiterten Reihenabstand im Getreide werden Brutmöglichkeiten für das Rebhuhn geschaffen. Zusätzlich kann eine Untersaat aus verschiedenen Klee-Arten, Leindotter, Ringelblume und weiteren Kräutern, zwischen den Getreidereihen Insekten anlocken, die den Jungvögeln als Nahrung dienen. Seit vielen Jahren engagiert Zibold sich für den Erhalt der Vielfalt auf seinen landwirtschaftlichen Flächen. Neben den Lichtäckern hat er Trockenmauern im Weinberg wieder aufgebaut, lässt Altgrasstreifen auf Mähwiesen stehen und passt die Bewirtschaftung auf Magerrasen-Standorten an, um diese zu erhalten.

Auf Grundlage einer gesamtbetrieblichen Biodiversitätsberatung, konnten die ökologischen Potentiale auf seinen Flächen erfasst werden. „Maßnahmen für den Feldvogelschutz oder die gezielte Heckenpflege machen dann Sinn, wenn man weiß, was man schützen möchte und die Arten auch wirklich vorhanden sind.“ Als Demonstrationsbetrieb im Biodiversitätsnetzwerk zeigt Zibold außerdem, wie sich die Biodiversitätsförderung mit der Nahrungsmittelproduktion kombinieren lässt.

Milchkuh und regenerative Landwirtschaft im Mittelpunkt der beiden vorherigen Stammtische

Die Themen der vorherigen zwei Stammtische in diesem Winter waren der „Stoffwechsel der Milchkuh nach dem Abkalben“ und die „regenerative Landwirtschaft“. Beim ersten Stammtisch im Dezember war Professor Dr. Martens aus Berlin zu Gast. Ein interessiertes Publikum aus Milchvieh-Haltern sowie Milchvieh-Beratern beteiligte sich rege an der Diskussion über die richtige Fütterung von Rindern im Hinblick auf die kritische Zeit direkt nach dem Kalben. Das Fazit der Veranstaltung ist: Mit Haltung und Fütterung kann nur darauf reagiert werden, was durch die Zucht bereits vorgegeben wird.

Nach einer Weihnachtspause ging es beim nächsten Stammtisch mit der „regenerativen Landwirtschaft“ weiter. Regenerative Landwirtschaft oder aufbauende Landwirtschaft bedeutet, dass der Humusaufbau und die Struktur des Bodens mit dem Bodenleben aus Regenwürmern, Pilzen, Springschwänzen und vielen anderen Lebewesen in den Mittelpunkt gestellt wird. Referent Manfred Kränzler erzählte von seinen Erfahrungen, von gescheiterten Versuchen und erfolgreichen Methoden, um das Bodenleben auf seinen Äckern zu fördern. Dazu gehört neben der Kompostierung von Mist und Grüngut auch das Anwenden von Fermenten wie beispielsweise Komposttee. Kränzler berichtete über weitere Versuche zur Flächenrotte, also das sehr flache, aber gründliche Einarbeiten von Grünmaterial in den Boden. Besonders wichtig war Manfred Kränzler, dass nicht nur der Mangel an Nährstoffen im Boden ein Problem darstellt, sondern auch ein Übermaß und die Wechselwirkungen der Nährstoffe untereinander beachtet werden muss. Auch gilt wie in jedem Lebensbereich: Man darf nie in seinen Routinen verharren. „Der letzte und wichtigste Schritt ist regelmäßig zu überprüfen, ob die Methoden die gewünschte Wirkung bringen“, gab Kränzler den Teilnehmenden am Ende des Abends mit.

Annegret Bezler, Regionalmanagerin der Bio-Musterregion, organisiert die neue Veranstaltungsreihe. „Es sind alle Landwirtinnen und Landwirte eingeladen, egal ob sie ökologisch oder konventionell wirtschaften. Der Praktiker-Stammtisch bietet eine Plattform zum Austausch unter Berufskollegen zu den unterschiedlichsten landwirtschaftlichen Themen an“, erklärte Bezler. Die Stammtische werden im nächsten Winter mit weiteren spannenden Themen fortgesetzt.

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