Am Mittwoch wird Johannes Fuchs offiziell aus dem Amt als Landrat des Rems-Murr-Kreises verabschiedet. Im StZ-Interview spricht er über die Gnade der Aufgabe, Schattentage und Höhepunkte, absolute No-Gos und einen möglichen Eintrag in den Geschichtsbüchern.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)
Waiblingen - Am kommenden Mittwoch wird Johannes Fuchs mit einer Feier im Waiblinger Bürgerzentrum gewürdigt. Am 4. August, mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres, räumt er sein Büro. Im StZ-Interview zieht er Bilanz über seine 13 Jahre als Landrat des Rems-Murr-Kreises.
Herr Fuchs, in drei Worten auf den Punkt gebracht: wie haben Sie ihre 13-jährige Tätigkeit als Landrat des Rems-Murr-Kreises erlebt?
Anspruchsvoll, erfüllend, spannend.
Anspruchsvoll weil. . .
…ich in einem Dienstleistungskonzern mit 1400 Mitarbeitern und damit dem größten Arbeitgeber des Rems-Murr-Kreises Verantwortung tragen durfte.
Erfüllend. . .
. . .weil es mir möglich war, in einem großen Gestaltungsraum die eigene Handschrift einzubringen und ich die Gelegenheit hatte, einer Vielzahl an exotischen, originellen, liebenswerten, aber auch teilweise anstrengenden Menschen zu begegnen.
Spannend. . .
…weil jeder Tag anders war und neue Herausforderungen bereit gehalten hat.
Die Arbeit hat Ihnen Freude bereitet?
Meine Frau hat einmal gesagt: du bist ein Mensch, der nicht arbeitet, um zu leben, sondern lebt, um zu arbeiten.
Sie haben immer gern gearbeitet?
Ich bin jeden Tag gern ins Geschäft gegangen. Ich habe es als eine Gnade empfunden, für über 400 000 Einwohner die Lebensbedingungen mitgestalten, Infrastruktur entwickeln und das soziale Zusammensein mit fördern zu dürfen. Ich möchte davon keinen Tag missen.
Es gab aber sicherlich auch Erlebnisse, auf die Sie gut hätten verzichten können.
Natürlich gab es auch Schattenstunden, die mich und die Bevölkerung des Kreises hart geprüft haben. Ich denke an den Amoklauf in Winnenden, den Brand in Backnang, bei dem eine ganze Familie ums Leben gekommen ist, oder die Hochwasserereignisse. Solch bittere Momente boten aber auch die Möglichkeit, Aktivitäten zu starten, um für die Zukunft besser gewappnet zu sein.
In diesem Sinne keine Katastrophe, aber bestimmt etwas, was Ihnen persönlich zugesetzt hat, war die Auseinandersetzung um den Krankenhausneubau?
Es gab durchaus harte Zeiten. Ich bin nicht nur im Kreuzfeuer der Kritik gestanden, sondern musste mich auch unqualifizierten und emotionalen Attacken stellen.
Bereuen Sie, die Sache angestoßen zu haben?
Auf keinen Fall – weiter so ging nicht, wir brauchten eine grundlegende Neuausrichtung. Ich möchte nicht behaupten, dass bei der Neuordnung unserer Gesundheitsversorgung alles optimal verlaufen ist, vielleicht hätte man auch den Entscheidungsprozess in dem einen oder anderen Fall anders gestalten können.
Halten Sie die Entscheidung aus heutiger Sicht nach wie vor für richtig?
Unbedingt. Ich hätte mir gewünscht, dass wir in der Entscheidungsfindung mehr Einvernehmen erreicht hätten. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir den einzig zukunftsfähigen Weg eingeschlagen haben.
Gab es eine andere Entscheidung in Ihrer Landratslaufbahn, die Sie im Nachhinein bereut haben?
Zunächst einmal ist wichtig, dass überhaupt Entscheidungen getroffen werden. Aber ich kann mich an keine wichtige kommunale Themenstellung erinnern, die wir in die falsche Richtung bewegt haben.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Ich glaube, wir haben in drei wichtigen Feldern tragende Pfeiler gesetzt: im Bereich des Klimaschutzes, der Bildung und bei der Weiterentwicklung des Öffentlichen Nahverkehrs.
Das Krankenhaus taucht bei der Aufzählung gar nicht auf?
Darüber hatten wir ja zuvor schon gesprochen. Ich sehe das als einen Schwerpunkt meiner Arbeit an. Und dabei geht es nicht nur um das neue Krankenhaus. Wir haben die Verzahnung von ambulanter und stationärer Medizin beispielgebend für Baden-Württemberg neu organisiert. Und auch die Nachnutzung der stillgelegten Krankenhausareale ist gut in die Gänge gekommen.