Starkes Engagement im Ehrenamt
Was das vielfältige ehrenamtliche Engagement in Gemeinderat, Verein oder in Rettungsdiensten, in Kirchen oder anderen Initiativen angeht, so sei es für sie eine bedenkliche Entwicklung, „dass sie tatsächlich auch massiv angegangen werden, besonders in Social Media“. Wenn man sich vorstelle, dass Rettungskräfte während ihres Einsatzes tatsächlich angegriffen würden, „da frage ich mich schon, was geht in diesen Menschen ab“. Aber trotz aller Herausforderung dürfe nicht vergessen werden: „In Deutschland ist das Engagement im Ehrenamt nach wie vor sehr stark.“
Baden-Württemberg sei dabei sogar Spitzenreiter: „Fast jeder Zweite engagiert sich ehrenamtlich.“ Und das Schöne daran sei, dass diese Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten und allen Altersgruppen kämen. „Auch die Jugend ist unheimlich aktiv im Ehrenamt, das darf man nicht vergessen.“ Ehrenamt sei sinnstiftend, aber es sei andererseits auch „Motor der Demokratie und auch Rückgrat der Demokratie“.
Warnung vor Angriff auf die Verfassung
Ein Zeichen dafür sei, dass aktuell die Zivilgesellschaft auf die Straße gehe für die Demokratie. Eine wichtige Rolle spiele letztlich auch das ebenfalls ehrenamtliche Engagement in den Gemeinderäten – „das ist für mich die Graswurzeldemokratie“. Man dürfe nicht vergessen, Parteien stünden im Grundgesetz mit dem ausdrücklichen Auftrag, an der Willensbildung mitzuwirken. „Und wenn nun eine Partei sagt, die vom Verfassungsschutz in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestuft wird, wenn sie an die Macht kommt, werde sie als Erstes die Parteien abschaffen, dann ist das ein direkter Angriff auf unsere Verfassung.“ Die Zivilgesellschaft, so sagte Aras unter rauschendem Beifall der rund 100 Besucher, werde nicht zulassen, dass „Verfassungsfeinde diese Demokratie, unsere Werte, gefährden oder einschränken“.
Welche Rolle das Ehrenamt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie spielt, war anschließend das Thema der Podiumsdiskussion. Mit am Tisch: Ulrich Lenk, Fellbacher Gemeinderat und Präsident des TSV Schmiden, Christina Ott, Stadtkapelle Fellbach, Argula Bollinger, Kreisvorsitzende der Landfrauen und Jürgen Krauß, DLRG-Bezirksvorsitzender. Es sei, so lautet der Tenor, zunehmend schwierig, Menschen für die Ämter in Verein und Organisation zu finden. Wobei weniger die Bereitschaft zum Engagement im Ehrenamt das Problem sei, sondern die veränderten Rahmenbedingungen und Lebenssituationen. Es schwinde die Bereitschaft oder Möglichkeit zur Verbindlichkeit, um etwa Ämter für mehrere Jahre zu übernehmen.
Klagen über Bürokratie und Vorgaben
Durchgehend reklamiert werden tendenziell unzumutbare Beschwernisse durch Bürokratie und behördliche Vorgaben. Man arbeite, so sagte Lenk für seinen Sportverein, den größten im Rems-Murr-Kreis, inzwischen nach dem Prinzip des „hauptamtlich gestützten Ehrenamtes“. Eine Konstellation, die sich allerdings kleinere Vereine und Organisationen ohne hauptamtliche Kräfte nicht leisten können.
Was den Frageteil aus dem Publikum betraf, kam im Kongresssaal in Fellbach weniger eine kontroverse Diskussion zustande, denn eine Abfolge von Schilderungen zu Problemstellungen in kleineren gesellschaftlichen Gruppierungen und Vereinen. Man habe, sagte Swantje Sperling abschließend, eine Vielzahl von Anregungen für die Politik mitgenommen und werde vor allem beim Bürokratieabbau auch diesen Bereich intensiv in den Blick nehmen.
Eine Art lobendes Schlusswort hatte zuvor die Landtagspräsidentin schon formuliert: „Ehrenamt kommt von Herzen, Ehrenamt macht man aus Leidenschaft. Und wer etwas aus Leidenschaft macht, macht das besonders gut und scheut keine Mühen.“