Die Einkaufsnacht zieht wegen der niedrigen Temperaturen weniger Besucher an als letztes Jahr. Dennoch zeigen sich die Händler zufrieden.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Darth Vader hat gleich Feierabend. Fast vier Stunden hat Thorsten Wolf vor dem Spielwarengeschäft Kurtz am Marktplatz gestanden, um sich mit fremden Menschen fotografieren zu lassen – eine von mehreren Aktionen des Geschäfts anlässlich der Langen Einkaufsnacht. Jetzt, um kurz vor 18 Uhr, sind die Beine schwer. So wird sich der 21-Jährige an diesem Samstagabend zu Hause in Heilbronn ausruhen, statt von Geschäft zu Geschäft zu bummeln. Dabei geht die Lange Einkaufsnacht nun erst richtig los.

 

Bis 24 Uhr haben die meisten Geschäfte geöffnet. „Frühlingserwachen in S-City“ lautet das Veranstaltungsmotto. Nur – der Frühling macht immer noch einen Bogen um Stuttgart. Es ist winterlich kalt, das trübt die Shoppinglaune. Vor allem tagsüber sind deutlich weniger Menschen unterwegs als bei der Aktion vor einem Jahr, als das Thermometer 15 Grad mehr anzeigte. „Die kälteste Lange Nacht“, die der City-Manager Hans H. Pfeifer jemals organisiert hat, beginnt schwach, wird sich aber steigern, so dass Pfeifer letztlich zufrieden ist: „In den Abendstunden kam noch mal ein Schwung an Menschen, die Stimmung war richtig gut“, sagt Pfeifer, der die Besucher auf 150 000 schätzt – 20 000 weniger als ursprünglich erwartet, aber deutlich mehr, als Pfeifer Samstagmittag zunächst befürchtet hatte. Dabei, betont der City-Manager, dass es bei der Aktion um mehr gehe als um Umsätze: Man wolle die Stadt beleben. Wer will, kann auch nur gucken, Häppchen genießen, Musik hören.

Zwei größere Bühnen sind aufgebaut worden: eine auf der Unteren Königstraße, eine auf der Querspange. Um 20 Uhr spielen beispielsweise Hawelka an der Querspange. Die drei Musiker trotzen mit ihren Wollmützen der Kälte – und gewinnen mit ihrem „Grenzgänger-Blues“ eine neue Fangemeinde: Menschen jeglichen Alters, von eineinhalb bis 70 wippen im Publikum.

Musik zur Unterhaltung sorgt für eine lockere Stimmung

Musik bieten auch viele Geschäfte den Späteinkäufern. Einige haben DJs engagiert, wie Karstadt Sport, wo der Discjockey im Schaufenster auflegt. Auch abseits der Einkaufsmeile passiert einiges. Um die Menschen weg von der Königstraße zu locken, haben sich beispielsweise fünf kleine Läden in der Breiten Straße zusammengeschlossen. Sie verteilen Flyer, um auf ihr Angebot aufmerksam zu machen: von Barbecue bis Livemusik. Das Konzept geht auf. Sonst sei es immer schwierig gewesen, diesmal sei viel mehr los, sagt Katharina Vollmer, die die Filiale von Blutsgeschwister leitet. „Viele aus der Region wissen gar nicht, was rechts und links von der Königstraße geboten ist.“

Bei Blutsgeschwister ist die Atmosphäre gelöst, wozu auch Chantal Fatale mit ihrer deutschen Chansonmusik im Schaufenster beiträgt. Schräg gegenüber bei Cyroline, einem neuen, hippen Modegeschäft mit eigenem Label, ist die Stimmung ebenfalls bestens. Hier herrscht Clubatmosphäre. Es gibt Sekt und Süßigkeiten, ein DJ legt auf. Sophie Severin, eine Kundin, nippt an ihrem Glas und präsentiert ihre vielen Fundstücke: zwei T-Shirts für den Freund, eine gelbbraune Sonnenbrille, ein neonorangefarbenes Tuch, neongelben Nagellack, ein zinnoberrotes Kleid. „Es wird Zeit für den Frühling“, sagt sie, um wenig später in die Nacht zu entschwinden. Eingekauft hat sie genug, jetzt geht’s „auf die Piste“.

Gut besucht ist auch das Modegeschäft Kallas ein paar Fußminuten entfernt – dabei ist die Tübinger Straße, an dem das Geschäft liegt, fast leer gefegt. Sie hätten ihre Stammkunden angeschrieben, die meisten seien gezielt zu ihnen gekommen, sagt Jara Kallas. Es gibt Waffeln und Cocktails. Sabrina Truher, eine Stammkundin, genießt den Abend, sie weiß, es wird nicht erwartet, dass sie heute etwas kauft. „Es ist familiär hier“, sagt sie, was sie an ihrer Lieblingsboutique schätzt. Später will sie aber noch weiter ziehen – in den Trubel auf den Schlossplatz. Viel Trubel herrscht auch in der Markthalle, wo die Menschen dicht gedrängt stehen, Antipasti essen und Wein trinken. Nur ein paar Schritte weiter geht es besinnlicher zu. In der Stiftskirche ist ebenfalls Lange Nacht: Menschen mit Einkaufstüten lauschen der Orgelmusik.

Die nächste Shoppingnacht findet am 2. November statt – dann unter der Ägide der neuen City-Managerin Bettina Fuchs.