Läufer, Spaziergänger, Fahrradfahrer, Skater – sie alle sind dabei, wenn es darum geht, zu Gunsten der Menschen mit Mukoviszidose Kilometer zurückzulegen, um für jeden Kilometer einen selbst gewählten Betrag zu spenden.

Die Benefizveranstaltung ist weithin in der Region bekannt. So lange es sie schon gibt, so viel Wissenswertes gibt es. Unsere Kolumne über zehn Dinge, die man über den Ditzinger Lebenslauf wissen muss.

 

1. Mit wie vielen Teilnehmern hat der Lauf angefangen?

Inzwischen ist der Lebenslauf ein Volkslauf. Foto: privat
Mit 700 Läufern hatte im Jahr 1999 alles begonnen. Rasant stieg die Teilnehmerzahl in den Folgejahren an – nicht zuletzt, weil viel für die neue Benefizveranstaltung geworben worden war. Auch der Mukoviszidose-Landesverband rührte die Werbetrommel für den Lauf für den guten Zweck – und so kamen und kommen seither Mukoviszidose-Patienten, so es ihnen möglich war, ebenso wie Lauffreunde, die dort ihre Runden drehen – früh morgens oder am Nachmittag, wenn Familien auf dem Gelände sind. Aus dem Veranstaltungskalender der Stadt, aber auch aus jenem der Benefizläufe, ist der Lebenslauf nicht mehr wegzudenken.

2. Wann wurde die Welt umrundet?

Symbolisch reicht es längst für die Erdumrundung. Foto: NASA/Nasa EPIC

Im Jahr 2005 haben die Läufer die Erde zum ersten Mal gemeinsam umrundet – sie legten zusammen mehr als rund 40 000 Kilometer zurück. Seitdem wurde das Ergebnis immer wieder erreicht, beziehungsweise übertroffen – die Zahl der Läufer stieg vor allem in den Anfangsjahren seit 1999 kontinuierlich an. Im ersten Jahr waren es noch knapp 700 Läufer. Vor rund zehn Jahren stagnierte die Teilnehmerzahl bei etwas mehr als 4000 Läufer und wuchs in der Folge auch nicht mehr so rasant. Der Grund: Die Organisatoren waren mit der Werbung zurückhaltend. Weder die ehrenamtlichen Helfer noch die Strecke im Schulzentrum Glemsaue wären einer weiter enorm wachsenden Gruppe gewachsen.

3. Wie wird die Strecke in der Glemsaue präpariert?

RIndenmulch gehört zur Laufstrecke Foto: 568523813

Ein eingespieltes Team des Baubetriebshofs organisiert den Lauf in der Glemsaue – das war so vor Corona. Das ist nun auch wieder der Fall nach der Pandemie, wenn der Lebenslauf nicht nur, aber eben auch als Präsenzveranstaltung in der Glemsaue stattfindet. Dafür werden jedes Jahr mehrere Lastwagenladungen Rindenmulch aufgebracht, um die Laufstrecke sicher zu machen. Die Vorbereitungen beginnen Wochen vor dem Lauf: Ob Bühne oder Verkaufsstände aufstellen oder Flatterbänder zur Absperrung entlang der Strecke binden, alles will präpariert sein, wenn der 26. Lauf am 28. April stattfindet.

4. Wer ist der Initiator?

Manfred Schröder Foto: red

Manfred Schröder hatte den Lauf einst gemeinsam mit seiner damaligen Partnerin Elke Detzmeier initiiert. Anlass dafür war die Konfrontation mit der unheilbaren Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose in der eigenen Familie. Bei dem Spendenlauf sollte es darum gehen, auf die Krankheit aufmerksam zu machen, zugleich aber auch Spenden zu sammeln. Manfred Schröder war unbestritten das Gesicht des Lebenslaufs. Er starb im Jahr 2019 im Alter von 59 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich bereits aus dem Organisationsteam zurückgezogen. Dieses hatte sich neu aufgestellt und verantwortet den Lauf auch heute noch.

5. Wie viele Maultaschen werden gegessen?

Gehört zum Lauf Foto: Bürger

Das schwäbische Unternehmen Bürger gehört seit 2003 zum Lebenslauf. Es versorgt als einer der Sponsoren Läufer und Besucher mit Maultaschen und Kartoffelsalat. Im Jahr 2019 etwa waren es nach Unternehmensangaben 300 Kilogramm Maultaschen und 250 Kilogramm Kartoffelsalat. Bürger gehört zu den Unterstützern des Laufs wie Trumpf und Thales, die Volksbank, die Leonberger Unternehmen Geze, Brückner und unsere Zeitung. Etliche Firmen sind bei dem Lauf auch mit Mitarbeitern dabei, die sich in Läufergruppen zusammenschließen. Mit der Pandemie änderte sich das Bild ein wenig: Manche Förderer zogen sich zurück, neue kamen hinzu.

6. Was sind die kuriosesten Laufaktionen?

Läuft mit einem Baumstamm. Foto: privat

André Schiele reißt die Kilometer nicht als bloßer Läufer ab. Er hat einen Baumstamm auf der Schulter, der umso schwerer ist, je mehr Spenden er zuvor gesammelt hat. Der Ingersheimer, 1974 geboren, ist leidenschaftlicher Läufer gewesen, ehe er zu den Baumstammläufern wechselte. Marathon zu laufen, war dem Mann nicht mehr genug. Deshalb packte er sich einfach einen Baumstamm auf die Schultern, bei einem Buchenstamm – circa einen Meter lang – mit einem Gewicht von 14 Kilogramm pendelte sich sein Trainingsgewicht ein. Beim Spendenlauf ist das anders: Je mehr gespendet wird, desto schwerer wird der Stamm sein. Die 42 Kilometer möchte er trotzdem schaffen.

7. Warum wurde die Veranstaltung zum Hybrid?

Die Pandemie bedeutete zwischendurch das Aus. Foto: dpa/Daniel Karmann

Der Ditzinger Lebenslauf war immer eine eintägige Laufveranstaltung in der Ditzinger Glemsaue gewesen – bis Corona kam. Die Pandemie macht den Benefizlauf zunächst völlig unmöglich: Viel Trubel, viel Publikum – undenkbar. 2020 war das Jahr des Umbruchs. Der 22. Ditzinger Lebenslauf in herkömmlicher Form fiel den Coronarestriktionen zum Opfer. Er wurde stattdessen virtuell veranstaltet: Plötzlich liefen, radelten, skateten die Menschen überall, nur nicht in der Ditzinger Glemsaue. Jedoch war die Unterstützung nicht weniger groß. Die alte Form – die eintägige Laufveranstaltung – ist inzwischen längst zurück. Dieses Jahr ist sie am 28. April. Aber die hybride Form ist geblieben: Seit dem 19. April können die Kilometer für einen guten Zweck gesammelt werden.

8. Welche Prominente gab bereits mehrfach den Startschuss in der Glemsaue?

Sie kam viele Jahre in Ditzingen Foto: dpa-zentralbild/Britta Pedersen

Über mehrere Jahre hinweg tat dies Michaela May. Seit den 1990er-Jahren war die bayerische Schauspielerin für den Mukoviszidoseverein aktiv. Durch den erkrankten Sohn einer Nachbarin, der ihren beiden Töchtern Klavierunterricht erteilte, sei sie auf Mukoviszidose aufmerksam geworden. „Jeder Kilometer, der hier gelaufen wird, verlängert das Leben der Betroffenen um eine Sekunde“, sagte sie. Ihren Durchbruch hatte Michaela May 1974 als Susi Hillermeier in der Fernsehserie Münchner Geschichten. Zwischen 2001 und 2009 war sie als Kriminalhauptkommissarin Jo „Josephine“ Obermaier in der Krimireihe Polizeiruf 110 zu sehen – mit der Pistole umgehen konnte sie also. Seit 1964 wirkte sie in mehr als 145 Film- und Fernsehproduktionen mit.

9. Welche prominente Sportlerin war bereits in der Glemsaue?

Julia Gayer Foto: privat/Frank Wechsel / spomedis

Aus sportlicher Sicht war das Laufen für Julia Gajer keine Herausforderung, als sie im Jahr 2013 in der Glemsaue lief. Sie wertete es nicht einmal als ordentliche Trainingseinheit. Die Europa- und mehrfache Deutsche Meisterin im Triathlon hatte sich nach eigenem Bekunden kein besonderes Ziel gesetzt. Stattdessen wollte sie in Gesprächen mit den Läufergruppen und Besuchern für das Anliegen der an der unheilbaren Erbkrankheit leidenden Menschen werben. Gajer, die eine Zeit lang in Ditzingen lebte, hatte 2013 den Ironman gewonnen. 2016 wurde sie nach 2012 zum zweiten Mal Europameisterin auf der Halbdistanz. Julia Gajer lebt in Österreich in der Nähe von Kufstein. Sie hat ihre aktive Karriere 2019 beendet.

10. Was wird mit den gesammelten Spenden finanziert?

Das Ergebnis ist ein Erfolg. Foto: dpa/Boris Roessler

Die Spenden werden für verschiedene Hilfen für an Mukoviszidose erkrankte Menschen eingesetzt, unter anderem für die Hilfen, die nicht von der Kasse finanziert werden. So haben sich die Organisatoren zum Beispiel für mobile Physiotherapeuten stark gemacht. Auf diese Weise sollten jene Patienten die bestmögliche Versorgung erhalten, die selbst die eigenen vier Wände nicht mehr verlassen können. Finanziert wurde auch Personal für die Muko-Ambulanz am Klinikum Stuttgart. Allein vergangenes Jahr kamen 150 080 Euro zusammen. Die Teilnehmer waren gemeinsam 61 270 Kilometer gelaufen. Seit dem ersten Lauf sind laut den Organisatoren mehr als zwei Millionen Euro zusammengekommen.