Die Landesbausparkassen in Stuttgart und Mainz sollen zum größten deutschen Institut fusionieren. Die Sparkassenverbände beider Länder haben jetzt „konkrete Gespräche“ beschlossen. Es ist der zweite Anlauf zur Verschmelzung nach 2005.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die geplante Fusion der Landesbausparkassen (LBS) in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz rückt näher. Am Montag haben die Gremien der beiden Sparkassenverbände erwartungsgemäß den Weg für „konkrete Gespräche“ über eine Verschmelzung frei gemacht. Damit wolle man „die Zukunftsfähigkeit der beiden am Markt erfolgreich agierenden Institute stärken“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Verbände. Die Stuttgarter Zeitung hatte bereits am Samstag über die Fusionspläne berichtet.

 

Die Präsidenten der beiden Verbände, Peter Schneider (Stuttgart) und Beate Läsch-Weber (Mainz), würden das Zusammengehen laut der Mitteilung begrüßen. „Die stetig steigenden regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen sowie die Auswirkungen der Nullzinspolitik sind große Herausforderungen“, betonten sie. „Durch die Bündelung der zwei gut aufgestellten Häuser wird die Zukunftsfähigkeit einer schlagkräftigen Bausparkasse im Südwesten gesichert.“

Größte deutsche LBS soll entstehen

Kommt es zu der Fusion, würde die größte Landesbausparkasse in Deutschland entstehen. Gemeinsam kämen die beiden Institute nach Sparkassenangaben auf eine Bilanzsumme von etwa 15 Milliarden Euro; im vorigen Jahr hätten sie ein Bruttoneugeschäft von etwa 9,5 Milliarden Euro erzielt. Derzeit gibt es bundesweit noch neun Landesbausparkassen; von dem vor einigen Jahren genannten Ziel, nur noch ein Institut zu haben, ist die Sparkassenorganisation damit immer noch weit entfernt. Mit weiteren Zusammenschlüssen wird jedoch gerechnet.

Ende vorigen Jahres beschäftigte die LBS nach Verbandsangaben fast 900 Mitarbeiter an den Standorten Stuttgart und Karlsruhe; ein erheblicher Teil davon sind Außendienstler. Die LBS Rheinland-Pfalz mit Sitz in Mainz kam auf 261 Mitarbeiter. Kündigungen aufgrund einer möglichen Fusion seien „ausgeschlossen“, bekräftigten die beiden Sparkassenverbände. Damit versuchen sie offenkundig, Sorgen innerhalb der Belegschaften zu zerstreuen. Gleichwohl dürften Synergieeffekte einen gewissen Personalabbau ermöglichen, wie die Fusion der badischen und der württembergischen LBS im Jahr 2000 zeigte. Nach fünf Jahren wurden die Einsparungen bei Sach- und Personalkosten auf zehn bis 15 Prozent beziffert.

Erster Anlauf schon vor zehn Jahren

Die Sparkassenverbände nannten keinen Zeitraum, in dem die Verhandlungen abgeschlossen sein sollen. Eine wichtige Rolle dürften Standortfragen sowie die Sicherung von Arbeitsplätzen spielen. Bereits vor zehn Jahren hatte Stuttgart für ein Zusammengehen geworben, sich aber in Mainz einen Korb geholt – offenbar aus Sorge vor einer Schwächung des Landes. Nach der Übernahme der Landesbank Rheinland-Pfalz durch die LBBW war die LBS aus der Bank herausgelöst worden. Damals beteiligte sich der baden-württembergische Sparkassenverband mit 20 Prozent an dem Institut, um ein „Abdriften“ der Rheinland-Pfälzer in Richtung anderer Bundesländer zu verhindern. Treibende Kräfte in Baden-Württemberg waren damals der Sparkassenpräsident Heinrich Haasis und der LBS-Chef Heinz Panter. Solange die LBS Rheinland-Pfalz stark sei, könne sie eigenständig bleiben, hieß es seinerzeit. Der immer noch amtierende Chef in Mainz, Max Aigner, hatte angekündigt, man bleibe „auf lange Zeit“ selbstständig.