„Le Petit Salon“ erinnert an die berühmten Porträtmaler, die Gebrüder Winterhalter, die schon die österreichische Kaiserin Sissi malten.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Menzenschwand - Diese Geschichte schreit förmlich nach einer Verfilmung: Zwei arme Schwarzwälder Bauernbuben wachsen im 19. Jahrhundert in einem abgelegenen Dorf hinter dem Feldberg auf. Der Pfarrer entdeckt ihr zeichnerisches Talent, ein Fabrikant sorgt dafür, dass die Buben in Freiburg beim Verlag des Bartholomä Herder Lithografie lernen und in München an der Kunstakademie studieren dürfen. Sie werden die beliebtesten und besten Porträtmaler an den europäischen Höfen.

 

Sie malen wie um ihr Leben, vergessen darüber zu heiraten und Familien zu gründen. Sie malen den französischen König, die Königinnen von England, Spanien und Belgien, die russische Zarin - und natürlich Sissi: Die österreichische Kaiserin, stehend, in einem langen, schulterfreien Tüllkleid, helle Blumen im pechschwarzen Haarzopf, ein Buch in der Hand und seitlich über ihre alabasterweiße Schulter dem Betrachter fein zulächelnd.

Königin Victoria bestürzt über den frühen Tod

Das große Ölgemälde hängt in der Wiener Hofburg, und es ist die Kostümvorlage für die Sissi-Filme mit Romy Schneider. Gemalt hat das Prachtstück Franz Xaver Winterhalter (geboren 1805), der ältere der beiden Schwarzwälder Malerbuben im Jahr 1864. Da war er schon 59 Jahre alt, und er hatte damals nur noch neun Jahre zu leben. Sein jüngerer Bruder und Mitkünstler Hermann (geboren1808) sollte ihn lange überleben, er starb erst 1891 im Alter von 83 Jahren.

Franz Xaver war nur 68 geworden. Dieser Tod sei schrecklich, "nicht wiedergutzumachen", klagte Königin Victoria in einem Brief an ihre gleichnamige Tochter, die später deutsche Kaiserin werden sollte, als sie von Franz Xavers Tod erfuhr. "Winterchen" hatte die Deutsche auf dem englischen Thron den Schwarzwälder Maler genannt. "Es gibt keinen Porträtmaler auf der Welt, der sich mit ihm vergleichen ließe", rühmte sie den Künstler, der sie und alle ihre Kinder mehrfach auf die Leinwand gebannt hatte.

Späte Entdeckung der berühmten Söhne

"Winterchen" - Elisabeth Kaiser haucht das Königinnenlob so zärtlich, als stünde der Maler um die Ecke und hörte zu, in Menzenschwand, im "Le Petit Salon". Das ist der Name des Museumsraums, den Elisabeth Kaiser und eine kleine Gruppe von Mitstreiterinnen und Mitstreitern dem Winterhalter-Dorf 2008 abgerungen haben. Menzenschwand könnte sich mit Fug und Recht so nennen, aber es ist seit den 1970er Jahren erstens ein Stadtteil von St.Blasien, und zweitens hat es selbst erst vor ein paar Jahren mehr erstaunt als erfreut wiederentdeckt, was für berühmte Söhne es einmal in die Welt geschickt hat.

Schwarzwälder, die auf ihrer Reise durch die Fürstenhäuser nie vergessen haben, wo sie herkommen. Die ihre Eltern und Geschwister und Schwäger mit viel Geld unterstützten, auch das Rathaus finanzierten, in dem Frau Kaiser jetzt von den Fürstenmalern erzählen kann. Sie kennt alle Geschichten, auch die von eindeutigen Angeboten, die Prinzessinnen den Malern gemacht haben.

Welten zwischen den Malern und den Adligen.

Vergeblich, die Winterhalters schreckten wohl vor dem himmelweiten Klassenunterschied zurück, die beiden Jungen kamen aus einer einfachen Familie, der Vater war Kleinbauer und "Harzer". Das heißt, er ritzte dort, wo es ihm die klösterliche Forstverwaltung erlaubte, Tannen an und erntete Harz als Grundstoff für gewerbliche Verwendung. Der einfache und bescheidene Fidel Winterhalter hatte die Größe, in einer wirklich bitterarmen Zeit zu akzeptieren, dass zwei seiner Söhne andere als land- und forstwirtschaftliche Talente hatten. Der örtliche Pfarrer Bertold Liber hat die Begabung von Franz Xaver entdeckt und den Fabrikanten David Seligmann in St. Blasien, der sich von 1815 an Freiherr von Eichthal nennen durfte, als Mäzen gewonnen, der seinerseits den badischen Großherzog höchstselbst als Stipendienstifter warb. Gewiss war auch Eigennutz dabei, denn die Fotografie war noch nicht erfunden, und ein Fürstenhaus brauchte laufend Porträtmaler für Hof und Hofstaat. Lange blieben die Winterhalter-Buben freilich nicht in der Karlsruher Residenz, sie zogen über Italien nach Frankreich weiter.

Im "Salon de Paris" fing der Siegeszug der Fürstenmaler an, der Name des kleinen Museums in Menzenschwand erinnert daran. Beim "Petit Salon" soll es aber nicht bleiben, wenn es nach Elisabeth Kaiser und dem mittlerweile 70 Mitglieder starken Verein geht. Sie wollen mehr, vor allem mehr Originale ausstellen. Im Moment sind es nur wenige aus dem Frühwerk, die bekannten und wertvollen Gemälde sind über ganz Europa verstreut. Ein Ausstellungsraum für sie muss nach internationalem Standard gesichert werden, das kostet viel Geld. Frau Kaiser wünschte, es gäbe einen Sponsor, vielleicht einen Verleger von bunten Blättern oder ein Königshaus?

Sissi im "Petit Salon"?

Elisabeth Kaiser lächelt. Im Londoner Buckingham Palace war sie schon, dort hängen 133 Gemälde aus der reichen Produktion der Winterhalter-Brüder, die als Duo malten. Wobei Xaver der bekanntere, forschere und Hermann der schüchternere, und zurückhaltende Typus war. Das englische Königshaus wäre durchaus nicht abgeneigt, Gemälde auszuleihen. Ob allerdings die Wiener Hofburg die "Sissi" rausrücken würde, ist fraglich. Kulturdenkmäler schickt man halt nicht gern auf Reisen.

Le Petit Salon, im Rathaus Menzenschwand Hinterdorfstraße 15, 79837 Menzenschwand, Anmeldungen unter Telefon 07675 / 17 95 oder 07675 / 92 96 988; geöffnet Mittwoch, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14.30 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene zwei Euro, Kinder sind gratis.

Weitere Infos zu Maler und Museum unter www.winterhalter-menzenschwand.de.