Leben auf dem Schurwald Baltmannsweiler will Wohnraum schaffen

Wenn das Feuerwehrareal in Hohengehren frei wird, soll dort gebaut werden. Foto: Roberto Bulgrin

Die Planungen für die Nachnutzung der beiden alten Feuerwehrstandorte wird vorbereitet. Weil Baltmannsweiler von einem Landesprogramm profitiert, soll der Prozess professionell gestaltet werden.

Region: Corinna Meinke (com)

Langsam aber sicher kommen die Vorbereitungen voran. Es geht um eine mögliche Nachnutzung der beiden bisherigen Feuerwehrstandorte in Baltmannsweiler und Hohengehren, wo neuer Wohnraum geschaffen werden soll. Vor Ostern stellten die beiden beauftragten Büros ihre Konzepte zur geplanten Machbarkeitsstudie sowie zu den Themen Öffentlichkeitsarbeit und Beteiligung der Einwohnerschaft im Gemeinderat vor.

 

Das Land fördert die Vorbereitungen

Weil Baltmannsweiler vor geraumer Zeit den Zuschlag im Programm „Wohnraumoffensive Baden-Württemberg – Lücken nutzen“, erhalten hat, kommt die Gemeinde nun in den Genuss einer professionellen Begleitung bei der mehrstufigen Vorbereitung des städtebaulichen Projekts. Vorbereitungen, für die das Land viel Geld ausgibt. Mit immerhin 370 000 Euro wird dieser Prozess in der Schurwaldgemeinde gefördert, wobei der kommunale Anteil 20 Prozent betragen wird. Und von den Erfahrungen, die in Baltmannsweiler dabei gewonnen werden, sollen im besten Fall auch andere Kommunen im Land profitieren, darauf zielt das Programm „Lücken nutzen“ ebenfalls ab.

Der inzwischen angestoßene Gemeindeentwicklungsprozess zur vorgesehenen Nachnutzung der beiden bisherigen Feuerwehrareale und der Schaffung neuen Wohnraums in den beiden Zentren von Baltmannsweiler und Hohengehren ist also voll im Gang.

Die beteiligten Planungs- und Beratungsbüros stellten in der jüngsten Gemeinderatssitzung ihre Überlegungen vor. In der jetzigen Phase wird demnach ein Pflichtenheft für mögliche Investoren samt einem Exposé vorbereitet. Und bis Ende des Jahres sollen viele Fragen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie bearbeitet und geklärt werden, während die Projektsteuerung in den Händen der Gemeindeverwaltung bleibt, die parallel die Bebauungsplanverfahren vorantreiben wird. Viele Eckpunkte von der Grundstücksausnutzung, über die Zahl der Wohneinheiten, die Art der Wohnformen, Preise und das Raumprogramm könnten bereits ins Exposé geschrieben werden, erklärte die Stadtplanerin Julia Finke vom beauftragten Büro Stadtbauplan.

Welche Preise könnten erzielt werden?

Ebenso spannend dürfte vor allem auch die Markterkundung werden, die die Stadtplanerin ankündigte. „Wir wollen keine Luftschlösser bauen“, erklärte Finke mit Blick auf die Frage, ob es auf dem Markt zum Beispiel einen Bedarf für seniorengerechte Wohnungen gibt, mit denen mancher für die besagten Flächen in Baltmannsweiler liebäugelt. Untersucht werden soll, welche Grundstückspreise beim späteren Verkauf dort möglicherweise erzielt werden können. Und in diesem Jahr sollen auch erste Sondierungsgespräche mit potenziellen Investoren geführt werden.

Beginnen will die Gemeinde parallel dazu außerdem mit der Öffentlichkeitsarbeit, zu der auch die wichtige Bürgerbeteiligung zählt. Anwohner und verschiedene Interessengruppen wie Seniorenrat, Vereine und Jugendliche sollen sich zum Bedarf und zu möglichen Nutzungen äußern können. Die Geografin Verena Hudert und ihre Kollegin Vera Köhler vom Stadtberatungsbüro Fries aus Ostfildern wollen dazu vor den Sommerferien einen ersten Workshop und Begehungen an beiden Standorten anbieten.

Es sei wichtig, mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräche zu kommen, um städtebauliche Alternativen gemeinsam abzuwägen, erklärten die beiden Planerinnen. Dazu seien thematische Informationsabende und Themenworkshops in Vorbereitung. Und man habe die Chance, auf diese Weise das Bestmögliche an den beiden Standorten zu entwickeln.

Der Gemeinderat geht mit den Themen in Klausur

Ähnlich wie die bisherige Beauftragung der Büros fand auch diese Information für jedermann zugänglich während einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats statt. Noch intensiver wird sich das Gremium außerdem bei seiner Klausurtagung am 27. April mit den Themen befassen. Diese Tagung soll Zeit und Raum bieten, um die unterschiedlichen städtebaulichen Ziele zu erörtern, sich Gedanken über eine Auftaktveranstaltung für die Bürgerbeteiligung zu machen und sich mit der zeitlichen Abfolge der weiteren Schritte zu beschäftigen.

Auf den besagten beiden Flächen, die sich bereits in kommunalem Besitz befinden, sollen lebendige Quartiere und am Gemeinwohl orientierter Wohnraum entstehen. Die Flächen in zentraler und attraktiver Lage stellen die Kommune vor große städtebauliche Herausforderungen, denn hier geht es nicht um irgendein Neubaugebiet am Rande des Ortes. In Baltmannsweiler befindet sich das rund 800 Quadratmeter große Areal in unmittelbarer Nachbarschaft zur Ägidiuskirche aus dem 15. Jahrhundert, und in Hohengehren liegt die Feuerwehr direkt hinter dem Rathaus aus den 1960er Jahren. Hier sind die Möglichkeiten besonders groß, da immerhin 2000 Quadratmeter überplant werden sollen. Auf dem Wunschzettel stehen neben Wohnraum und Dienstleistungen wie eine Kinderarzt- oder Rehapraxis auch ein Lebensmittelgeschäft.

Hier sollen viele Rädchen ineinander greifen

Idee
 Die Wohnraumoffensive Baden-Württemberg will innovatives Wohnen in den Zentren kleiner Gemeinden fördern. Baltmannsweiler hatte als eine von fünf Kommunen im Land einen Zuschlag für diese Förderung bekommen. Dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen gefiel, dass mitten in der 5600-Einwohner-Kommune zwei lebendige Quartiere mit am Gemeinwohl orientiertem Wohnraum geschaffen werden sollen.

Vorbereitung
 Für den komplexen Entwicklungsprozess im Vorfeld der Planungen wurden für Baltmannsweiler mehrere Aufgabenpakete geschnürt. In der ersten Phase geht es in diesem Jahr um die Bedarfserhebung sowie ein Betreiber- und Nutzerkonzept. In diesem Jahr beginnt außerdem die Beteiligung der Bürgerschaft. Für die moderierten Workshops und weitere Veranstaltungen sollen die 2022 beschlossenen Leitlinien zur Bürgerbeteiligung angewendet werden.

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