Die Frau an der Seite von Joachim Gauck ist Journalistin. Daniela Schadt ist seit zwölf Jahren seine Lebensgefährtin. Ihren Beruf wird sie nun wohl aufgeben.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Es ist Zeit für eine Frau“, titelte die „Tageszeitung“ gestern noch in einer frühen Ausgabe und in der Hoffnung, dass das Parteienhickhack um das Präsidentenamt weiter offen sei. Dazu zeigt die Redaktion auf der gesamten Seite eins die Köpfe ihrer zehn Wunschkandidatinnen. Eine Frau an der Staatsspitze wird die Republik nun auch bekommen, wenn auch wieder nur die Frau an „seiner“ Seite – eine neue First Lady eben.

 

Daniela Schadt heißt die Lebensgefährtin von Joachim Gauck. Die gebürtige Hessin ist Journalistin, wenn auch keine aus der turbulenten Berliner Medienszene. Bei der „Nürnberger Zeitung“ leitet sie das Ressort Innenpolitik. Seitdem sie sich auf einem seiner Vortragsabende vor zwölf Jahren kennengelernt haben, leben die 52-Jährige und der zwei Jahrzehnte ältere frühere DDR-Pfarrer in einer Fernbeziehung. Dass sie mal heiraten, ist früheren Aussagen zufolge gut möglich, aber keine Frage großer Dringlichkeit. Gauck ist nicht geschieden von seiner Frau, mit der er vier Kinder hat und von der er sich zwei Jahre nach dem Mauerfall trennte.

Ein Geheimnis hat er daraus nie gemacht. Dennoch werden weniger Wohlmeinende darüber herziehen, dass nach der Patchworkfamilie Wulff die Protagonisten eher ungeordneter Verhältnisse - wilde Ehe genannt – ins Schloss Bellevue einziehen, obwohl beide Lebensformen die Lebensrealität von vielen spiegeln.

Damit verbunden sein dürfte ein erneuter Stilwandel. Auf Bettina Wulff, die bereits ein Kind in die Ehe mit Christian Wulff eingebracht hatte, folgt die auf ihre Art unkonventionelle, kinder- sowie trauscheinlose Daniela Schadt. Ob damit auch das Ende der Charmeoffensive im höchsten Staatsamt eingeleitet ist, muss sich noch zeigen. Wichtig für Klatschreporter: Modisch liegen Welten zwischen beiden.

Von ihrer Lebenserfahrung her steht Schadt irgendwo zwischen Bettina Wulff und Eva Luise Köhler. Als politisch denkender, meinungsfreudiger Mensch wird die Germanistin wohl mehr eigenständige Persönlichkeit einbringen. Dass sie dennoch ihren Beruf zurückstellen dürfte, hat Gauck schon angesichts der Wahl vor zwei Jahren angedeutet. Es sei klar, dass sie als Partnerin des Bundespräsidenten nicht weiter als politische Ressortleiterin ihrer Zeitung arbeiten könne, befand er da.

Ihren Beruf wird sie wohl zurückstellen

Ein Nürnberger Zeitungskollege gratulierte der „offenen, schlauen und richtig netten“ Redakteurin, die über einen „hintersinnigen Humor“ verfüge, gestern in seinem Internetblog. „Edle Kostümchen oder Fototermine mit Glamour-Bekanntschaften sind nicht so ihr Ding“, schreibt er vieldeutig. „Die Gesellschaftsreporter werden es bei ihr nicht leicht haben.“ Dass sie den roten Teppich nicht völlig meidet, ist allerdings auch dokumentiert.

Als Christian Wulff am 30. Juni 2010 gewählt worden war, legte Daniela Schadt auf der Besuchertribüne des Bundestages kurz den Arm um dessen Frau Bettina und wünschte ihr „viel, viel Kraft“. Genau diese Kraft wird sie künftig selbst benötigen, denn dass die öffentliche Stimmung auch gegenüber einer Sympathieträgerin als First Lady unbeherrschbare, gar irrationale Züge annehmen kann, hat die Vorgängerin gerade erst leidvoll erfahren.