Das wird teuer. Wie viele Leute brauchen Sie?
Wir brauchen mindestens zwölf Professuren. Wir wollen nicht den Fremdsprachen- oder den Naturwissenschaftsdidaktiker. In wichtigen Disziplinen sind Spezialisten notwendig. Wir machen nicht nur Lehrer für die Schule fit, wir wollen auch die Forschung voranbringen und Unterrichtsmaterialien entwickeln. Forschungsbasiertes Arbeiten geht nicht zu einem Billigtarif. Das Vorhaben wird sich wohl auf 2,5 bis drei Millionen Euro belaufen.

Und die Wissenschaftsministerin ist begeistert?
Die Zahl kennt sie noch nicht. Die „school of education“ wird sich nicht von heute auf morgen realisieren lassen. Eventuell brauchen wir eine Bundesinitiative. Mittelfristig müssen wir unsere eigenen Kräfte mobilisieren. Aber wir brauchen auch Fremdkräfte. Der Plan ist anspruchsvoll, aber man sollte auf Qualität achten und nicht dilettieren.

Das wäre der Tübinger Weg zur neuen Lehrerbildung.
Ja. Andere Standorte haben sicher andere Pläne und können andere Ressourcen nutzen. Aber dieser Weg wird für Tübingen der einzig vernünftige sein.

Wie lässt sich all das in ein Studium integrieren: Fachwissenschaft ohne Abstriche und mehr Fachdidaktik?
Wir haben im Lehrplan vieles untergebracht, aber noch nicht alles perfekt integriert. Es geht um optimale Vernetzung. Fachdidaktiker könnten einen wichtigen Beitrag leisten, wenn sie Didaktik, aber auch Fachwissenschaft lehren könnten. Wir müssen völlig neu denken.

Muss dafür das Staatsexamen wegfallen?
Nicht unbedingt. Wir müssen aber zwingend gut zusammenarbeiten, auch in der Referendarausbildung.

Was halten Sie von einem Lehramt für alle?
Wenn wir den „Einheitslehrer“ optimal qualifizieren wollten, bräuchten wir 14 Semester und länger. Das wollen wir nicht. Ein solcher Lehrer soll ja nicht nur von Klasse 5 bis 13 unterrichten, er soll im Idealfall auch das gesamte Repertoire der Heterogenitätsproblematik im Blick haben, er soll Sonderpädagoge, Moderator und Entwicklungspsychologe sein. Das werden wir nicht hinbekommen. Wir sollten uns mit dem Machbaren zufriedengeben. Das wird nicht bedeuten, dass jeder alles gleich gut kann. Es wird eine hohe fachwissenschaftliche Kompetenz mit einer soliden fachdidaktischen Untermauerung geben. Und dann Leute, die sich stärker Richtung Schulpsychologie orientieren, andere, die sich der Inklusionsproblematik widmen, und Dritte, die sich stärker für Entwicklungsdiagnostik interessieren. Eine Schule wird aus einem Repertoire unterschiedlicher Kompetenzen schöpfen – eingebracht von verschiedenen Personen – und diese in ein neues schulisches Gefüge einbringen. Ein Einheitslehrer, der Allrounder wäre, wäre ein Allround-Dilettierender.