Die deutschen Diskuswerferinnen setzen die Erfolgsserie in dieser Disziplin fort. Die Olympiazweite Kristin Pudenz holt in Kassel ihren fünften Meistertitel in Folge. Insgesamt sind die Aussichten auf Medaillen bei der WM in Budapest sehr gut.
Diskuswerferin Kristin Pudenz hat das Kräftemessen mit ihren starken Konkurrentinnen bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften mit 65,98 m für sich entschieden. „Ich bin auf einem guten Weg, ich nehme viel Schwung mit nach Budapest“, sagte die Olympiazweite von Tokio.
In Kassel kämpfte ein Quartett um die drei WM-Tickets. Die Potsdamerin Pudenz holte sich in der Hitze von Kassel mit einer Weltklasseweite von 65,98 Meter ihren fünften Titel in Folge. „Das war mein Ziel“, sagt die 29-Jährige. Für die WM in Budapest vom 19. bis 27. August erhofft sie sich „endlich einen Wurf jenseits der 68 Meter“ und damit auf eine Medaille.
Bei der WM zählt nur Weltklasse
Die ehemalige Mannheimerin Shanice Craft, die nun für den SV Halle startet, wurde Vizemeisterin (64,05 Meter). Um das dritte WM-Ticket kämpfen in den nächsten drei Wochen Marike Steinacker (Bayer Leverkusen, 62,70) und Claudine Vita (SC Neubrandenburg,62,39). Pudenz, Craft und Vita stehen aktuell unter den besten sieben Diskuswerferinnen der Welt. „Wer zur WM will, muss schon Weltklasse sein“, gibt Bundestrainer René Sack (Halle) die Richtung vor. Die Leistungen sind in der Tat hervorragend, doch die Anerkennung lässt zu wünschen übrig. „Wir sind aktuell die erfolgreichste Disziplin im DLV, gehen in der Wahrnehmung dennoch eher unter“, sagt Pudenz.
„Mit einer solch hohen Dichte an Athletinnen erreicht man eine hohe Optimierung“, sagt Diskusexperte Robert Harting. Aber worin liegt der Reiz des Diskuswerfens? „Ob man es kann oder nicht“, sagt Harting lapidar. Denn Diskuswerfen ist nicht leicht. Aus der Eigenrotation des Werfers folgt die Rotation der Scheibe wie bei einem Kreisel, und in der richtigen Anstellung des Diskus gegen die Luft (Wind) liegt die Kunst des Werfens. In der Disziplin steckt einerseits bestes deutsches Trainer-Knowhow um die biomechanischen Geheimnisse des Diskuswerfens, andererseits sehr gute Rahmenbedingungen in den Wurfzentren in Halle, Neubrandenburg und Potsdam.
Die älteste Disziplin der Leichtathletik
Der Diskus verlässt die Hand des Athleten – oder der Athletin –, sie schreien der Scheibe ein langgezogenes „Fliiiiiieg“ hinterher, als könnten sie damit die Flugkurve des ein Kilo schweren Diskus verlängern. Dieses Szenario ist so alt wie die Geschichte des Diskuswerfens, das die wohl älteste Disziplin der Leichtathletik darstellt. Sie war erstmals bei den antiken Spielen 708 vor Christus im Programm. Inzwischen ist diese Disziplin zur traditionsreichsten und erfolgreichsten Medaillenlieferantin der deutschen Leichtathletik geworden.
Frauen treten allerdings erst seit 100 Jahren mit dem Diskus an. Die aktuellen Weltrekorde werden von Deutschen aus der ehemaligen DDR gehalten: Jürgen Schult (74,08 Meter, 1986) und Gabriele Reinsch (76,80 Meter, 1988) – Rekorde aus anderen Zeiten.
Eindrucksvolle Bilanz
Fünf Olympiasieger bei den Männern – etwa Robert und Christoph Harting sowie Lars Riedel – und drei bei den Frauen, darunter Ilke Wyludda, jeweils drei Weltmeister, allein fünfmal Lars Riedel, sind Teil einer eindrucksvollen Bilanz. In keiner anderen Disziplin haben deutsche Leichtathleten so viele internationale Medaillen gewonnen.
Auch beim EM-Sommermärchen im vergangenen Jahr in München gab es zwei Medaillen für die deutschen Diskuswerferinnen. Kristin Pudenz holte damals Silber, Claudine Vita Bronze.