Es ist wohl Deutschlands größte Krauthocketse: Von Freitag bis Sonntag feiern die Menschen in Leinfelden-Echterdingen wieder ihr Krautfest. Alles, was man dazu wissen muss.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Traditionell am dritten Oktober-Wochenende feiern die Menschen in L.-E. ihr Krautfest – in diesem Jahr zum 45. Mal. Von Freitag bis Sonntag, 13. bis 15. Oktober, dreht sich in der Stadt wieder alles um die grünen Haible. Die Vereine haben in Kooperation mit Gewerbe und Handel ein umfangreiches Programm auf die Bühne gestellt.

 

Musik und shoppen am Freitagabend

Schon am Freitagabend gibt es Musik, in Echterdingen haben die Geschäfte geöffnet. Foto: Günter E. Bergmann

Der Auftakt ist bereits am Freitagabend. Wie schon in den vergangenen Jahren laden die Geschäftstreibenden in Echterdingen zum Late-Night-Shopping bis 22 Uhr ein. Auf der Rathausbühne in Echterdingen spielt von 19 Uhr an die Live-Band Safir the Band. Auch in der Maiergasse gibt es Musik. In Leinfelden spielt am Freitagabend von 19 Uhr an die Band Partyblues. Die Vereine bewirten die Gäste auf dem Neuen Markt.

Eröffnung und Programm am Samstag

OB Roland Klenk (Mitte) wird in Echterdingen wieder das Kraut abschmecken. Foto: Günter E. Bergmann

Oberbürgermeister Roland Klenk eröffnet das Krautfest offiziell am Samstag, um 14 Uhr auf der Bühne auf dem Neuen Markt in Leinfelden. Den Vortritt haben aber die Kinder der Schönbuchschule, die dort bereits von 13.40 Uhr an Programm machen. Um 15 Uhr fällt der offizielle Startschuss auf der Bühne vor dem Rathaus in Echterdingen. Dann schmeckt der OB das Kraut ab, und zwar zusammen mit Dominique Weig, Geschäftsführer der Krautfest UG, und Thomas Stierle, Vorsitzender des Vereinsrings Echterdingen. Dazu spielt der Musikverein. Anschließend tanzen die Mädchen und Jungen vom Verein Echterdinger Tracht. Viele Geschäfte in Leinfelden und Echterdingen haben am Samstag länger geöffnet.

Höhepunkte am Sonntag

Musik beim Krautfest in Leinfelden. Foto: Günter E. Bergmann

Am Sonntag beginnt das Krautfest in Echterdingen um 11 Uhr mit einem Frühschoppen und einem Platzkonzert des Spielmannszugs der Freiwilligen Feuerwehr auf der Bühne am Rathaus. In Leinfelden spielt von 11.30 Uhr an die Marching Band auf dem Neuen Markt. In beiden Stadtteilen laden die Geschäftstreibenden von 13 bis 17 Uhr zum verkaufsoffenen Sonntag ein. In Leinfelden steht zudem die Kinder-Krautfest-Ralley durch die Läden auf dem Programm, bei der es Preise zu gewinnen gibt.

Oldtimer-Ausfahrt am Sonntag

Alte Gefährte sind am Sonntag bei den Spitzkraut Classics zu sehen. Foto: Günter E. Bergmann

Die Spitzkraut-Classics sind auch in diesem Jahr wieder einer der Höhepunkte beim Krautfest. Außergewöhnliche Gefährte auf vier und zwei Rädern nehmen am Sonntagvormittag Aufstellung in der Bahnhofstraße in Leinfelden – darunter sind auch Fahrräder, Lanz-Bulldogs und Traktoren. Einige der Gefährte sind aufwendig geschmückt. Um 12 Uhr starten die Motoren und der Corso setzt sich in Bewegung. Die Route ist dabei so gewählt, dass die Besucherinnen und Besucher des Krautfestes die Fahrzeuge mehrfach auf Tour sehen. Organisiert wird die Oldtimer-Ralley vom Bartclub Belle Moustache und dem Vereinsring Leinfelden.

Krautfest-Höhepunkte für Kinder

Kinder können am Sonntagnachmittag einen Krautkopf schmücken. Foto: Günter E. Bergmann

Der Förderverein der Zeppelinschule lädt zum Krautkopfschmücken am Sonntag von 12 bis 16 Uhr Mädchen und Jungen ein. Der Stand ist vor dem Stadtmuseum an der Hauptstraße in Echterdingen. Das Schmücken ist zwar als Wettbewerb ausgeschrieben, aber am Ende entscheidet allein Fortuna, wer den Hauptpreis gewinnt. So bekommt jedes Kind zu seinem Krautkopf ein Los für die Tombola. Der Verbund Leinfelder Geschäfte hat für Kinder ein Kaspertheater organisiert. Die Vorstellungen beginnen um 15 Uhr auf dem Neuen Markt und um 18 Uhr an der S-Bahn-Unterführung. Dort setzt sich im Anschluss der Laternenumzug in Bewegung, der am Neuen Markt mit einer Prämierung endet.

Gemütlichkeit in den kleinen Ortsteilen

Frische Deien gibt es im Festzelt in Oberaichen. Foto: Günter E. Bergmann

Auch am Krautfest-Wochenende geht es in den kleineren Ortsteilen eher beschaulich zu. In Musberg hat die Ritterscheune geöffnet. Dort bewirtet der örtliche Musikverein die Gäste mit Krautspezialitäten. In Oberaichen lädt die Bürgergemeinschaft am Samstag von 15 Uhr an ins Festzelt nahe der S-Bahnstation ein. Serviert werden unter anderem frische Deien. Der Krautfest-Sonntag beginnt dort um 10 Uhr mit einem Gottesdienst und wird um 11 Uhr mit einem Frühschoppen fortgesetzt. Um 14 Uhr beginnt das Kinderprogramm.

Delegationen aus dem In- und Ausland

Auch in anderen Regionen werden Krautfeste gefeiert, zum Beispiel im Dithmarschen. Foto: dpa/Carsten Rehder

Kraut und Krautfeste – wenn auch eine Nummer kleiner – gibt es auch anderswo. Zur großen Hocketse in L.-E. kommen am Wochenende Delegationen aus den Partnerstädten des Krautfestes. Angekündigt hat sich Besuch aus dem Dithmarschen in Schleswig-Holstein, Raesfeld in Nordrhein-Westfalen und Vecsés in Ungarn.

Krautfest-Hopping mit dem Shuttle-Bus

Am Wochenende fahren wieder Shuttle-Busse. Foto: Günter E. Bergmann

Damit die Besucherinnen und Besucher stressfrei von einem Ort zum anderen kommen, verkehren am Samstag von 13.30 bis 24 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18.30 Uhr wieder vier Shuttle-Busse auf drei verschiedenen Linien, die alle Stadtteile verbinden. Das Mitfahren ist kostenfrei.

Kraut – ein Superfood

Historie
Schon vor etwa 4500 Jahren begann der Mensch mit der Kohlzucht. Selbst im antiken Griechenland und im Römischen Reich wurde Kraut gegessen – vor allem, weil es gesund war. Ab dem Mittelalter entwickelten sich die runden und auch schon spitzen Köpfe in Deutschland zum wichtigsten Gemüse. Insbesondere bei der ärmeren Bevölkerung war es ein Hauptnahrungsmittel. Bei der ersten statistischen Anbauerfassung im Deutschen Reich 1878 war das Kraut das am weitesten verbreitete Gemüse und umfasste gut zwei Drittel der gesamten Anbaufläche

Festival
Im Stuttgarter Stadtpalais ist in diesem Jahr sogar ein Superkraut-Festival gefeiert worden. Auf einem Hochbeet mit 40 Tonnen Filderboden wuchsen die Haible heran, die im September von renommierten Köchen verarbeitet wurden. Der Initiator des Festivals, der Künstler Tim Bengel, schuf unter der Überschrift „Growing Superfood“ einen monumentalen Spitzkrautkopf. Es ist die erste Edelstahlskulptur aus dem 3-D-Drucker. Sie soll nun einen festen Platz in Stuttgart bekommen.