Mohammad Hammal sieht seine Zukunft in Deutschland. Der Flüchtling will einmal als Diätassistent oder Gesundheitstrainer seine Brötchen verdienen. Gerade arbeitet er in der Küche einer Kita – und die Kinder lieben ihn.

Leinfelden-Echterdingen - Mohammad Hammal ist kein Koch, er wollte auch nie einer werden. Dennoch bringt der Syrer seit knapp zwei Jahren das Mittagessen für Oberaichener Kinder auf die richtige Temperatur. „Es darf nicht zu heiß und auch nicht zu kalt sein“, sagt er. Der Moslem trägt in dem evangelischen Kindergarten Achalmstraße die Teller und das Besteck auf. Wenn alle fertig gegessen haben, räumt der 32-Jährige das dreckige Geschirr ab. Danach heißt es abspülen – in einer schmalen Küchenzeile.

 

Die Arbeit ist kein Traumjob und leben kann der Flüchtling von dem Gehalt, dass er für die acht Stunden in der Woche bekommt, auch nicht. Dennoch sagt er: „Ich bin zufrieden.“ Der junge Mann hat insbesondere die Schützlinge der evangelischen Einrichtung fest in sein Herz geschlossen. „Ich mag Kinder“, sagt er. Und auch die Kindergartenkinder lieben Mohammad Hammal heiß und innig.

Selbst Mädchen und Jungen, die mittlerweile zur Schule gehen, fragen nach dem Mann, der ihnen in der Kita immer das Essen an den Tisch gebracht hat. Und als die Kitakinder sich im vergangenen Advent etwas wünschen durften, wollte ein Junge ein Tag lang Mohammad Hammal bei der Arbeit helfen. „Das hat mich sehr gefreut“, sagt der Flüchtling in fast perfektem Deutsch. „Ich habe sogar ein kleines Geschenk von ihm bekommen.“

Das alte Leben hinter sich gelassen

An diesem Tag hat der Junge das Besteck auf den Tischen der Kita verteilt und später die Teller wieder abgetragen. „Das macht er zuhause nicht“, sagt Conny Schwarz, die Mutter des Kindergartenkindes. Sie ist Flüchtlingshelferin beim örtlichen Arbeitskreis Asyl. Die engagierte Frau hat dem Syrer den Job vermittelt – und hat „großen Respekt“ davor, dass er die Arbeit auch angenommen hat.

In seiner alten Heimat ist Mohammad Hammal in keiner Küche gestanden. Er hat vielmehr für das Ministerium für Sport gearbeitet. Als er dann aber seinen Einberufungsbefehl erhalten hat, hat er sich für die Flucht entschieden. „Ich sollte Leute umbringen“, sagt er. „Dies wollte ich nicht.“ Gemeinsam mit Freunden ist er über die Türkei nach Deutschland gekommen. Der Mann hat sich wie viele andere Syrer in ein überfülltes Boot gesetzt und so sein altes Leben hinter sich gelassen.

Conny Schwarz sagt: „Wir haben gedacht, ein kleiner Job ist – für den Übergang – genau das Richtige für ihn.“ Denn Mohammad Hammal habe von Anfang an arbeiten und lernen wollen.

Flüchtlinge in Arbeit bringen, das will auch die Stadt Leinfelden-Echterdingen. Wie berichtet, hat sich das Team rund um Sozialbürgermeister Carl-Gustav Kalbfell ein Konzept ausgedacht, wie örtliche Betriebe und arbeitsuchende Zuwanderer schneller zueinander finden. Auch wenn sich davon nicht alle Flüchtlingshelferkreise begeistert zeigten, gibt es kurz nach dem Start bereits erste Erfolge.

Neues Konzept zeichnet erste Erfolge

„Das läuft richtig zackig an“, sagt Ehrenamtskoordinator Mario Matrai. Oberbürgermeister Roland Klenk habe Anfang Mai sämtliche Unternehmen im Stadtgebiet angeschrieben. Seitdem seien bereits 20 Rückmeldungen eingegangen. Allein zwei örtliche Firmen haben derzeit keine offenen Stellen. 18 andere aber haben der Stadt für zumindest ein Praktikum, eine Ausbildung, eine Arbeit auf Minijob-Basis, in Teilzeit oder auch in Vollzeit angeboten.

Auch beim Datenschutz hat die Stadt nachgebessert. Die erstellten Profile der Zuwanderer werden anonymisiert an die Firmen versandt – personenbezogene Daten seien hierbei nicht herauszulesen.

Zurück zu Mohammad Hammal: In dem Kindergarten konnte er seine erworbenen Deutschkenntnisse anwenden und schnell verbessern. Der Syrer sieht seine Zukunft in Deutschland. Er möchte einmal als Diätassistent oder Gesundheitstrainer seine Brötchen verdienen. „Ich habe in Syrien viele Sporternährungskurse besucht und auch schon als Fitnesstrainer gearbeitet“, sagt er. Deshalb bewirbt er sich gerade um eine Ausbildung in dieser Berufssparte. „Ich beginne hier von Null. Das ist nicht so einfach“, sagt er. Was ihn besonders umtreibt? Dass er nicht weiß, wann er seine Mutter und seine Geschwister, die noch in Syrien leben, wieder sehen wird.