Die Kunden müssen weniger warten, die Mitarbeiter werden entlastet: Die Stadtbüchereien in Leinfelden-Echterdingen stellen auf Funktechnik um. Ausgeliehen wird dann an Automaten. Und es gibt eine weitere Überraschung.

Leinfelden-Echterdingen - Nun ist es amtlich: Leseratten, Literaturfreunde oder auch Liebhaber von Hörbüchern werden von Januar 2019 an in den beiden städtischen Büchereien ihre Medien der Wahl ohne die Hilfe städtischer Mitarbeiter ausleihen. Bücher, CDs oder auch Spiele gilt es dann zunächst auf das Lesegerät eines Automaten zu legen, um sie im Anschluss nach Hause zu tragen.

 

Der Kulturausschuss hat für diesen Schritt in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht gegeben. In der ersten Zeit werden Mitarbeiter am Terminal stehen und die neue Vorgehensweise erklären.

Mit der Selbstverbuchung sollen Wartezeiten für die Kunden verkürzt und das Bücherei-Team entlastet werden. Letzteres soll wiederum die Möglichkeit schaffen, die Öffnungszeiten – ohne Einsatz von zusätzlichem Personal – um sechs Stunden pro Woche zu erweitern. Möglicherweise wird es einen langen Abend pro Woche geben. Um Erwerbstätigen entgegenzukommen, solle man erst um 19 Uhr schließen. Das hatten Stadträte unterschiedlicher Couleur im Ausschuss angeregt.

64500 Medien brauchen Funketiketten

Für das Büchereiteam bedeutet die Umstellung zunächst aber Mehrarbeit. Sämtliche Bücher, CDs und Spiele müssen mit Funketiketten versehen werden. „Für das Konvertieren müssen alle 64 500 Medien mindestens einmal angefasst werden“, erklärte Dorothea Veit, die Leiterin der Stadtbüchereien, in der Sitzung. Deshalb wird es im Jahr 2018 zusätzliche Schließzeiten geben. Wobei einer der beiden Standorte stets geöffnet bleibt. Fest steht, dass die Leinfeldener Bücherei im April 14 Tage lang geschlossen bleibt, etwa drei Monate später wird es in Echterdingen so weit sein.

Arbeitsplätze müssen mit der neuen Technik, die sich Radio Frequency Identification (RFID) nennt, ausgestattet werden. Sogenannte Gates werden eingerichtet, Lizenzen gekauft und Mitarbeiter geschult. Insgesamt wird die technische Umstellung rund 120 000 Euro kosten. „Lohnt sich diese Investition? Das ist das große Thema“, sagte Veit. Ihre Antwort auf diese Frage fällt kurz und knapp aus: „Absolut.“ Ihre Argumentation: Um den Kunden ohne die neue Technik mehr Öffnungszeiten zu bieten, müsste die Stadt etwas mehr als eine weitere Stelle schaffen. „Die Investition amortisiert sich in vier Jahren“, sagte die Büchereileiterin.

Von den Fraktionen kassierte Veit in der Sitzung fraktionsübergreifend Lob. Eberhard Wächter (Freie Wähler) sagte: „Das ist eine gute Sache. Die Stadtbücherei sollte mit der Zeit gehen.“ Die Umstellung verbessere den Service. Und: „Es rechnet sich.“ Marie Céline Kühnel (CDU) sagte: „Die Technik ist kinderleicht zu bedienen.“ Grünen-Stadtrat David Armbruster sagte: „Das Einbuchen geht schneller als am Schalter.“ Er freute sich, dass mit der Umstellung auch der Diebstahl-Schutz erhöht werde.