Einst haben auf diesem Echterdinger Gelände bis zu 300 Asylsuchende gelebt: Nun hat der Rückbau der Notunterkunft begonnen.

Echterdingen - Bis zu 300 Menschen haben zur Hochphase der Flüchtlingsbewegung auf dem Echterdinger Renault-Gelände gelebt: Knapp 200 in winterfesten Zelten, fast 100 in Containern. Nun bauen Arbeiter im Auftrag des Landkreises die Zelte ab. Der Rückbau der Notunterkunft für Asylsuchende hat begonnen. Wenn das Wetter mitspielt, soll der Zeltabbau laut Thomas Eisenmann, Flüchtlingskoordinator des Kreises, bis Ende der Woche abgeschlossen sein. Der Kreis will auch das Containerdorf bis Ende April räumen. Denn die Pachtverträge mit der Stadt laufen Ende Mai aus.

 

Wie berichtet sind zwölf Bewohner des muslimischen Wohnheimes an der Karlsruher Straße von der Stadt just in dieses Containerdorf einquartiert worden. Die Männer wären sonst obdachlos gewesen. Das Heim wurde am vergangenen Donnerstag aus Brandschutzgründen geschlossen. Dabei handelt es sich laut Thomas Eisenmann um eine „kurzfristige Lösung“. Die ehemaligen Heimbewohner sind angehalten, sich schnell eine andere Bleibe zu suchen. Ähnlich hatte sich Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell bereits in einem Gespräch mit unserer Zeitung ausgedrückt: „Die Container sind keine Dauerlösung.“

Seit Oktober 2015 wurde das Areal für Flüchtlinge genutzt

Ob die Große Kreisstadt diese Unterkünfte für die sogenannte Anschlussunterbringung nutzen wird, ist noch offen. Mitarbeiter und Kreis führen dazu laut Eisenmann Gespräche. Eine Entscheidung wird für Mitte Februar erwartet. Der Vorteil dieser Lösung: Die Flüchtlinge, die dort derzeit noch leben, müssten nicht umziehen. Sie könnten nahtlos in die Zuständigkeit der Stadt wechseln. „Wir sind nicht gänzlich abgeneigt“, sagt Kalbfell dazu unserer Zeitung. Man müsse aber prüfen, zu welchen Konditionen die Mietcontainer, die auch Gebrauchsspuren aufweisen, für die Stadt interessant sind. Zudem sei es politischer Wille, dass das Gelände irgendwann auch wieder als Gewerbefläche zur Verfügung stehe.

Der Kreis hatte das Areal an der Leinfelder Straße im Oktober 2015 belegt. Dazu hatte das Landratsamt zunächst ein Containerdorf mit bis zu 99 Plätzen aufbauen lassen. Kurze Zeit später wurde die Notunterkunft für Asylbewerber um Zelthallen erweitert. Der Landkreis musste damals wöchentlich 270 Asylsuchenden ein Dach über den Kopf bieten. Die damals vorhandenen Unterkünfte reichten nicht aus. Landrat Heinz Eininger hatte sich deshalb auch an die Verwaltungsspitze von L.-E. gewandt.

Die Stadt muss 2018 mehr Asylsuchende unterbringen

Das Gelände hat aber auch eine Hauptrolle gespielt in dem Flüchtlingskompromiss, der zwischen Oberbürgermeister Roland Klenk und Landrat Eininger ausgehandelt wurde. Zur Erinnerung: Zwischen OB und Landrat hatte es 2017 einen intensiven Briefwechsel gegeben. Dabei ging es um eine neue Regelung. Demnach muss die Stadt in 2018 deutlich mehr Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung aufnehmen, wie gedacht.

Der Hintergrund: Wegen der sinkenden Flüchtlingszahlen hatte der Kreis darauf verzichtet, ein von der Stadt angebotenes Grundstück für die Unterbringung von Asylsuchenden zu nutzen. Damit ist die sogenannte Erfüllungsquote der Stadt L.-E. massiv abgesunken. Dies wirkte sich auf die Zahl der Flüchtlinge aus, welche die Stadt unterzubringen hat. Klenk wollte dies nicht akzeptieren und blieb hartnäckig. Es kam zu einer Annäherung. Zu dieser gehörte auch, dass der Kreis das Renault-Gelände länger belegt hat, als zunächst gedacht. L.-E. bekommt dafür Plätze angerechnet. Nun aber werden die Zelte abgebaut.