Der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf hat den Buchmesse-Preis erhalten. Die Jury hat er mit seinem Roman „Sand“ überzeugt.

Leipzig - Der an Krebs erkrankte Berliner Autor Wolfgang Herrndorf ist für seinen Roman „Sand“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse geehrt worden. Die Auszeichnung ist mit 15 000 Euro dotiert. Herrndorf nahm wegen seiner Krankheit an der Preisverleihung am Donnerstag nicht teil. Zum Auftakt der Bücherschau bestimmten außerdem wichtige Zukunftsthemen der Branche wie E-Books, digitale Inhalte und Urheberrecht Debatten und Gespräche an den Messeständen.

 

„Sand“ ist ein Thriller, ein Spiel um Gewalt, Verfolgung, Selbstsuche und Tod. In der Begründung der Jury hieß es: „Was diesen Roman so einzigartig macht, ist, mit welcher Leichtigkeit, welcher Eleganz im Ton und welchem Sinn von Komik Wolfgang Herrndorf diese absolute Alptraumszenerie erzählt.“ Der 1965 in Hamburg geborene Schriftsteller war bereits im vergangenen Jahr mit seinem Roman „Tschick“ für den Leipziger Buchpreis nominiert.

Das gedruckte Buch dominiert

Den ebenfalls mit 15 000 Euro dotierten Preis in der Sparte Sachbuch und Essayistik erhielt Jörg Baberowski für sein Buch „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“. Der Übersetzerpreis wurde Christina Viragh zugesprochen für die Übertragung von Peter Nádas“ „Parallelgeschichten“.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) mahnte bei einem Messe-Rundgang eine schnelle Regelung der Urheberrechtsreform an. „Der Schutz des geistigen Eigentums muss rechtlich abgesichert werden“, sagte Neumann, der mit Autoren und Verlegern über das Thema sprach.

Doch bei allem technischen Wandel dominiert in den Messehallen das gedruckte Buch. Tausende Besucher drängten sich schon am ersten Messetag an den Verlagsständen, umringten die Autoren bei ihren Lesungen. Bis zum Sonntag werden auf Deutschlands zweitgrößter Buchmesse rund 160 000 Besucher erwartet. Auf dem Leipziger Messegelände präsentieren sich 2071 Verlage aus 44 Ländern.

E-Books und Apps geben Vorgeschmack

Autoren wie Ruth Hoffmann, Carolin Emcke, Marion Brasch und Erich Loest stellten ihre Bücher vor, nur einer wollte nicht diskutieren: Christian Kracht sagte nach dem Wirbel um sein Buch „Imperium“ ein geplantes Gespräch ab und gab lediglich eine Signierstunde. „Imperium“ hatte eine hitzige Debatte ausgelöst, nachdem das Magazin „Der Spiegel“ Kracht ein rassistisches Weltbild vorgeworfen hatte.

E-Books und Apps gaben schon einen Vorgeschmack auf das neue digitale Lese-Zeitalter. Besonders das Thema Urheberrecht wurde deshalb heiß diskutiert. Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach von einem Kulturkampf, in dem das digitale Medium selbst zur kulturellen Herausforderung werde.

„Heißt Freiheit im Netz kostenlos im Netz?“, fragte Honnefelder bei der Eröffnungsfeier der Buchmesse am Mittwochabend. Dort wurden die beiden Historiker Ian Kershaw und Timothy Snyder mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet.

Auch um die Leseförderung ging es am ersten Messetag. Die Stiftung Lesen und die Leipziger Buchmesse zeichnete erstmals 30 Kinder- und Jugendbücher mit dem „Leipziger Lesekompass“ aus. Die prämierten Titel sollen Freude und Begeisterung fürs Lesen wecken und zugleich Eltern und Pädagogen bei der Leseförderung unterstützen, teilten die Initiatoren am Donnerstag auf der Buchmesse mit.