In Hochwang geht die Post ab. In ihrem Lädle im Lenninger Teilort haben Silke und Raimund Dieterich vor 25 Jahren eine Postagentur eingerichtet. Es war die erste in Baden-Württemberg. Ein Besuch vor Ort.

Lenningen - Dieses Mal ist die Post pünktlich auf die Schwäbische Alb gekommen – mit Blumenstrauß, Urkunde, feierlichen Reden und Sonderbriefmarken im Gepäck. Anlass der Aufwartung war der 25. Jahrestag der Einrichtung der ältesten Postagentur von Baden-Württemberg. Postadresse: Weilerstraße 18 in 73252 Lenningen-Hochwang. Seit dem 19. August 1993 bieten Silke und Raimund Dieterich in ihrem kleinen Lädle an der Hauptstraße alle Postdienstleistungen von der Briefmarke bis zur Paketannahme an.

 

Als der frühere Staatsbetrieb Bundespost im Zuge der Privatisierung neue Wege gehen musste, führte einer der ersten nach Hochwang, einem auf der Schwäbischen Alb liegenden Teilort der Gemeinde Lenningen. Noch zum 20-Jahr-Jubiläum waren die Postabgesandten aus dem Tal glatte zwei Jahre zu spät gekommen. Der Grund: Die Hochwanger Partner-Filiale war, ebenfalls als erste Agentur landesweit, im Jahr 1995 auf Computer umgestellt worden – und erst von da an lief der Jubiläums-Countdown.

Der lange Atem ist ein Glücksfall für die Post

„19. August 1993“ – so lautet jedoch Schwarz auf Weiß der erste handgeschriebene Eintrag im Wertzeichennachweis, den Silke Dieterich seit den Anfängen aufbewahrt. In dem Büchlein ist der Anfangsbestand der Postwertzeichen aufgelistet und die Geschäftstätigkeit der ersten beiden Jahre verzeichnet. Damit war die Hochwanger Filiale auch bundesweit als eine der ersten am Start. Mittlerweile stützt sich die Post auf bundesweit rund 13 000 Partner-Filialen – überwiegend in Einzelhandelsgeschäften. Daneben gibt es Unternehmensangaben zufolge 11 000 Paketshops und 2800 Verkaufspunkte für Wertmarken. Für die Post ist das Hochwanger Lädle und der lange Atem der Dieterichs ein Glücksfall. „Wir haben vor allem in der Region Stuttgart zunehmend Probleme, geeignete Räume und Vertragspartner zu finden“, klagt Herbert Knecht, der Politikbeauftragte der Deutschen Post AG. Selbst im beschaulichen Lenningen wird die Luft für den Dienstleister immer dünner. Im Rathaus ist die Belegschaft zusammengerückt und hat einen Raum für die Postgeschäfte freigemacht. In Unterlenningen musste mangels eines geeigneten Einzelhändlers ein Raum angemietet werden.

19 postlose Jahre

„In den Ortsteilen Schopfloch und Gutenberg kann man nicht einmal eine Briefmarke kaufen“, klagt Wolfgang Tröscher, der als Stellvertreter des Lenninger Bürgermeisters Michael Schlecht zur Feierstunde gekommen war. Dieses Problem kennen alteingesessene Hochwänger. Die Post-Filiale am Ort, von der Posthalterin Erika Steinhübel in einem Privathaus geführt, war im Jahr 1974 wegen geringer Nachfrage geschlossen worden. 19 Jahre sollte es dauern, bis die Postagentur im Lebensmittelgeschäft der Dieterichs als Teil eines bundesweiten Betriebsversuchs eröffnet wurde.

Die Herren von der Post hätten am Montag auch noch früher als 10 Uhr kommen können. Das Lädle in Hochwang ist täglich von 5.45 Uhr an geöffnet. Der frühe Beginn ist der Geschichte geschuldet. Als die Reißbrett-Siedlung Hochwang in den späten 1950er Jahren aus dem Boden gestampft wurde, haben sich zum Schichtwechsel der Papierfabrik Scheufelen in Oberlenningen die Arbeiter schon kurz vor Sechs die Ladentüre in die Hand gegeben.

Die Tradition des frühen Beginns hat Raimund Dieterich aufrecht erhalten – weshalb er sich heute rühmen kann, nicht nur die älteste, sondern wahrscheinlich auch die aufgeweckteste Postagentur im Ländle zu betreiben.