Der Lenninger Rathauschef Michael Schlecht geht mit der Nationalelf der Bürgermeister auf Länderspielreise nach Armenien. Neben dem sportlichen Austausch ist dem 48-Jährigen vor allem der Kontakt zu den armenischen Kollegen wichtig.

Lenningen - Seinen Urlaub in Armenien zu verbringen, ist etwas für Exoten. Dorthin zu reisen, um Fußball zu spielen, eigentlich auch. Es sei denn, man ist Bürgermeister und gleichzeitig versiert im Umgang mit dem runden Spielobjekt, das längst nicht mehr aus Leder ist. Auf Michael Schlecht, den Rathauschef der Gemeinde Lenningen, trifft beides zu. Er leitet die Geschicke einer deutschen Kommune und ist zudem als dribbel- und schussstark zu bezeichnen. Dieser Kombination verdankt es der 48-Jährige, in der Nationalmannschaft der Bürgermeister zu spielen. Und mit dieser kickt er am Sonntag, 21. Juni, in der armenischen Hauptstadt Jerewan gegen eine Auswahl von Berufskollegen. Bei dem Aufenthalt von Mittwoch bis Montag steht eventuell auch eine Partie gegen die Auswahl der deutschen Botschaft an.

 

„Auf Armenien kommt man nicht zwingend“, zeigt Michael Schlecht Verständnis für die Verwunderung über das ungewöhnliche Ziel der Länderspielreise. Ein Bürgermeisterkollege und Mitspieler, der im Kontakt zum baden-württembergischen Honorarkonsul von Armenien stehe, habe die Begegnung eingefädelt. Und bei der steht für den Lenninger Schultes nicht der sportliche Aspekt im Vordergrund. Er freut sich vor allem darauf, mit Kollegen aus einem ganz anderen Kulturkreis und Wirtschaftsraum zu reden und etwas über deren Probleme im armenischen Verwaltungsalltag zu erfahren. Der Fußball könne dafür idealerweise ein Eisbrecher sein.

Der Kontakt zu den Menschen ist wichtig

Dafür opfert er gerne ein paar Urlaubstage und greift in die private Reisekasse: „Für eineinhalb Stunden rumkicken, würde ich das nicht machen.“ Wohl aber für den direkten Kontakt mit Menschen eines so fremden, weitgehend unbekannten Landes wie Armenien. Beispielsweise interessiere ihn, wie die Schulteskollegen dort zu der im Ausland geführten Diskussion über den im Ersten Weltkrieg von der Türkei an den Armeniern verübten Völkermord stehen. Oder wie sie die Verwaltungsreform über die Bühne bringen, die dort ansteht. Er wolle zwar Lenningen nicht mit einer Gemeinde in Armenien vergleichen, aber einige bei einem solchen Austausch der besonderen Art gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse „nützen einem manchmal auch am eigenen Schreibtisch“, glaubt Schlecht.

Angesichts nur eines Übersetzers verspreche allein schon die Art und Weise der Kommunikation in nichtoffiziellen Gesprächen mit den Gastgebern große Spannung. Aber mit etwas Englisch und unter Einsatz von Händen und Füßen können sich durchaus gute und interessante Unterhaltungen entwickeln, wie Michael Schlecht aus der Erfahrung einiger Fußballpartien gegen osteuropäische Bürgermeisternationalmannschaften weiß.

Über die Spielstärke des Gegners ist nichts bekannt

Er gehe davon aus, dass in Armenien bis dato kein Nationalteam der Rathauschefs existiert hat und eigens für das Spiel gegen Deutschland erstmals aufläuft. Es bleibe abzuwarten, meint Schlecht mit einem Schmunzeln im Gesicht, ob das deutsche Team auf eine Elf trifft, in der die Fußballer über eine so hervorragende Technik verfügen wie Henrich Mchitarjan, der armenischen Nationalspieler in Diensten von Borussia Dortmund. Egal, wie stark der Gegner ist – nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz stehe die Völkerverständigung an erster Stelle: „Die Blutgrätsche lasse ich weg“, verspricht Michael Schlecht. Zumal man sich ab einem gewissen Alter bei solchen Aktionen schnell selbst verletzen könne. Und das will der Lenninger Bürgermeister auf jeden Fall vermeiden, denn schon am Dienstag, 23. Juni, dem Tag nach der Rückkehr aus Armenien, steht die nächste Gemeinderatssitzung auf dem Programm.